Es muss auf Wunsch auch mitgeteilt werden, was "mindestens fünf Kollegen des jeweils anderen Geschlechts" für gleiche oder gleichwertige Arbeit bekommen - im Durchschnitt und anonymisiert. Verweigert der Arbeitgeber die Auskunft, "lässt dies eine Benachteiligung in Bezug auf das Entgelt vermuten", so der Entwurf. Die Beweislast kehrt sich im Streitfall also um. Nicht die Arbeitnehmerin, meist dürfte es eine Frau sein, muss Benachteiligung nachweisen. Der Arbeitgeber muss belegen, dass er gerecht bezahlt.
Gegen die Umkehr der Beweislast regt sich kein Widerstand, wohl aber gegen die Zahl betroffener Unternehmen. "Die Union steht zum Thema Entgeltgleichheit", sagt der frauenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Marcus Weinberg (CDU). Auch er wolle nicht, dass Töchter eines Tages für gleiche Arbeit weniger bekämen als Söhne. "Es gibt aber Unstimmigkeiten, an denen der Entwurf über den Koalitionsvertrag hinausgeht." Aus Unionssicht kann das gesamte Gesetz nur für Betriebe ab 500 Mitarbeitern gelten. Im Koalitionsvertrag stehe auch nichts vom öffentlichen Dienst. Fraglich sei auch, ob Unternehmen in Stellenanzeigen ein Mindestgehalt veröffentlichen müssen. Schwesig plant das, damit Frauen sich nicht unter Wert verkaufen.
"Wir dürfen die Wirtschaft nicht durch immer mehr Vorschriften zusätzlich belasten", sagte der CSU-Bundestagsabgeordnete Max Straubinger, der vor "Unfrieden und Verteilungskonflikten in den Betrieben" warnt. Als Ärgernis unter Arbeitgebern gilt besonders die geplante Prüfpflicht. Unternehmen sollen alle drei Jahre darlegen, inwiefern die Tätigkeiten im Betrieb im Hinblick auf Qualifikation und Verantwortung gerecht bezahlt werden. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer sprach von einem "Regulierungsungetüm".
Gegenwind kommt auch vom wirtschaftspolitischen Sprecher der Unionsfraktion, Joachim Pfeiffer. "Unternehmer werden völlig unbegründet unter Generalverdacht gestellt", sagte er. "Es trifft nicht zu, dass Frauen bei gleicher Arbeit aufgrund ihres Geschlechtes diskriminiert und daher schlechter bezahlt werden." Der beste Garant gegen Diskriminierung, so Pfeiffer, "ist die Marktwirtschaft selbst". Das klingt nicht, als würden die nächsten Monate ein Spaziergang für die Ministerin.