Lebenskunst ist ...:... weniger über andere zu lästern

Klar, zu lästern ist menschlich. Noch mehr, zu lästern ist geradezu verführerisch! Aber ist es auch klug? Nein, das eben ist es nicht!

Stefan F. Gross

Bei oberflächlicher Betrachtung scheint das Lästern zu den eher harmlosen Freuden des Alltags zu zählen. Kaum etwas bringt einem so viel ungeteilte Aufmerksamkeit, wie negative Äußerungen über Dritte. "Habe ich Ihnen schon erzählt, was der XY heute für Mist gebaut hat?"

lästernde Kollegen

Vorsicht: Lästern zerstört Beziehungen.

(Foto: Foto: digitalstock)

Eine kleine Frage dieser Art genügt, um fast jeden Gesprächspartner schlagartig aufzuwecken. Seine Augen glänzen, sein Körper wird straff, alle seine Sinne richten sich auf das, was er jetzt wahrscheinlich an Häme über einen anderen zu hören bekommt. "Nein, das haben Sie mir noch nicht erzählt, worum geht es denn, bitte lassen Sie kein Detail aus!"

Hinzu kommt, dass das Lästern fast schon den Charakter einer Kommunikations-Universallösung hat. Man sucht ein Gesprächsthema. Man möchte sich interessant machen. Man wünscht sich einen Lacherfolg. Man will seinen Frust loswerden. Und wie schafft man das, ohne sich besonders anzustrengen? Natürlich, eine kurze Erzählung über die Schwächen und Fehler eines anderen und schon ist der Tag gerettet.

Aber Vorsicht! So unverfänglich das Lästern auf den ersten Blick (vielleicht) erscheint, als so (selbst-) schädigend erweist es sich auf lange Sicht. Zum einen ruiniert es den eigenen Ruf. Wer zu oft lästert, wird aus Sicht anderer zum "Lästermaul", dessen Hauptanliegen darin besteht, Kollegen oder Bekannte schlecht zu machen.

Zum anderen erzeugt Lästern Misstrauen. Kaum ist der Gesprächspartner wieder alleine, hat er nur noch einen Gedanken: "Moment mal, wenn über XY so etwas erzählt wird, wie wird dann eigentlich über mich gesprochen, wenn ich nicht anwesend bin?"

Und schließlich zerstört Lästern Beziehungen. Das Gespräch kann unter größter Geheimhaltung geführt werden, die von den Kommentaren betroffene Person wird doch davon erfahren. Und sei es dadurch, dass bei der Unterhaltung ein weiterer "Lästerfreund" dabei war, der alles brühwarm weitergibt.

Lassen Sie sich also nicht von der Lästerneigung anderer anstecken. Wenn Sie sich über Dritte äußern, dann am besten mit positiven Kommentaren. Drei Empfehlungen liefern Ihnen dafür einen kurzen Leitfaden.

1. Schaffen Sie Prinzipien: Sagen Sie Ihre Meinung. Üben Sie Kritik. Lassen Sie auch mal Dampf ab. Alles das ist erlaubt und unverzichtbar. Aber hinter seinem Rücken über einen anderen herziehen - niemals!

2. Handeln Sie als Vorbild: Machen Sie nicht einfach mit, setzen Sie nicht noch einen drauf, wenn andere über jemanden lästern - insbesondere dann nicht, wenn Sie in Wahrheit eine gute Meinung von der betreffenden Person haben.

3. Denken Sie an sich selbst: Je besser Sie von anderen sprechen, desto wohlwollender werden auch die Texte sein, die über Sie selbst in Umlauf kommen.

Bitte schreiben Sie uns: Was löst in Ihrem beruflichen oder privaten Umfeld immer wieder Lästereien über andere aus? Was wird alles über andere erzählt?

Stefan F. Gross ist Managementdozent, Autor und Kolumnist. Er beschäftigt sich intensiv mit dem Thema der Verbindung von beruflichem Erfolg mit persönlicher Lebenskunst. Seine Kolumne "Lebenskunst" erscheint jeden Dienstag auf sueddeutsche.de

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