Lästern und jammern:Acht grobe Fehler im Umgang mit dem Chef

Chefs sind Alphatiere? Von wegen: Sie sind oft die reinsten Sensibelchen, die auf Kritik sofort allergisch reagieren. Mitarbeiter müssen daher höllisch aufpassen, damit sie es sich nicht mit ihnen verscherzen. Die schlimmsten Fettnäpfchen im Überblick.

Ein Werbespot geht so: Ein Mitarbeiter geht gut gelaunt ins Chefzimmer und reißt einen Witz über eine Frau, die gerade das Büro verlässt. Sein Pech: Es war die Frau vom Chef. In so ein Fettnäpfchen zu treten, kann böse Folgen haben. Und wer es sich mit dem Boss verscherzt, hat schnell nur noch wenig zu lachen. Die gröbsten Fehler im Umgang mit dem Chef:

[] Lästern. Zugegeben, über den Chef lästert jeder mal. "Das ist nur menschlich", sagt Karriereberaterin Claudia Enkelmann aus Königstein im Taunus. Dumm nur, wenn der Chef dann gerade hinter einem steht. Noch peinlicher: In einer E-Mail über den Vorgesetzten herziehen und erst dann merken, dass er auch im Verteiler ist. "Oder man postet auf Facebook, dass der Chef ein Depp ist, und er kann es mitlesen."

[] Bloßstellen. Der Chef hat keine Ahnung vom Thema? Muss er auch nicht. "Man muss ihm zugestehen, dass zehn Prozent von dem, was er macht, Mist ist", sagt Enkelmann. Um das auszubügeln, hat er ja seine Mitarbeiter. Die sollten sich besser nicht in großer Runde wie Schweinchen Schlau aufführen, warnt der Karriereberater Jürgen Hesse aus Berlin. Denn der Boss fühlt sich natürlich blamiert, wenn ein Besserwisser ihn vor versammelter Mannschaft dumm dastehen lässt.

[] Kritisieren. Der Chef hat immer recht? Das nicht - Kritik muss aber sensibel vorgebracht werden. "Es ist wie bei bitterer Medizin: immer auf einem Stück Zucker verabreichen", sagt Hesse. Statt den Vorschlag des Chefs einfach abzubügeln, gehen Mitarbeiter besser erst einmal darauf ein, indem sie etwa sagen: "Ich kümmere mich darum und gebe Ihnen Bescheid." Hinterher können sie immer noch unter vier Augen erklären, warum der Vorschlag keine gute Idee ist.

[] Jammern. Weicheier mag kein Vorgesetzter. Es kommt daher nicht gut an, wenn ein Angestellter ihm mit seinen Problemen die Ohren vollheult. "Der Chef will keine Mitarbeiter, die anstrengend sind", sagt Hesse. "Er will wissen: Was ist Ihre Lösung?" Es kann daher nach hinten losgehen, wenn Beschäftigte gestresst auf die Aktenberge auf ihrem Tisch zeigen und über die vielen Schwierigkeiten bei einem Projekt stöhnen. Dabei wollen manche nur zeigen, wie viel sie leisten und wie wichtig sie sind. Auf den Vorgesetzten wirken sie überfordert: "Er denkt dann: Der packt das nicht", erklärt Svenja Hofert, Karrierecoach aus Hamburg.

Wohldosierte Ehrlichkeit

[] Warten lassen. Wenn der Chef Hilfe beim Erstellen einer wichtigen Präsentation braucht und PC-Probleme hat, ist das wichtiger als etwa eine Kundenanfrage, sagt Enkelmann. "Dann sagt man besser nicht: Kommen Sie damit mal, wenn ich hier mit meiner Arbeit fertig bin."

[] Offen und ehrlich sein. Ehrlich währt am längsten? Mag sein, aber man muss dem Chef nicht alles gleich auf die Nase binden - etwa, dass man sich gerade anderswo bewirbt. "Das kann einem schnell auf die Füße fallen", sagt Hesse. Schließlich kann so eine Aussage das Vertrauen in den Mitarbeiter erschüttern.

[] Zu seinen Schwächen stehen. Ähnlich gefährlich ist es, wenn Mitarbeiter offen ihre Unwissenheit zur Schau stellen. Erzählt die Sekretärin etwa freimütig, dass sie die Telefonanlage nicht versteht, mag mancher Kollege verständnisvoll nicken. Der Vorgesetzte dürfte eher hellhörig werden, da diese Aufgabe nun mal zum Job der Sekretärin gehören. "Darauf muss ich als Chef reagieren", erklärt Hesse. Schlimmstenfalls heißt das, dass er sich eine neue Sekretärin sucht.

[] Schleimen. Ja, der geborene Chef ist ein Narziss und kann gar nicht genug Lob bekommen. Sagen Mitarbeiter so etwas wie "Ich bewundere das ja, wie Sie das vor dem Vorstand durchgeboxt haben", fühle sich mancher Abteilungsleiter geschmeichelt, erklärt Hofert. Versucht jemand aber ständig, dem Chef nach dem Mund zu reden, wirke das schnell aufgesetzt und unsicher. "Es kommt immer besser an, wenn Mitarbeiter authentisch bleiben."

Was war Ihr bislang schlimmstes Erlebnis mit dem oder der Vorgesetzten? Verraten Sie es uns!

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