Kultusministerkonferenz:Weniger Schulabbrecher

Die Bundesländer planen Änderungen an der Statistik der Schulabbrecher und damit indirekt eine Aufwertung der Abschlüsse von Sonderschulen. Darauf haben sich die Kultusminister geeinigt.

T. Schultz

Die Kultusminister haben sich am Donnerstagabend in Stralsund auf eine gemeinsame Strategie im Kampf gegen den Lehrermangel verständigt. Die Kultusministerkonferenz (KMK) soll den Bedarf an jungen Lehrern und die Ausbildungskapazitäten im Lehramtsstudium in den 16 Ländern genau erfassen und so eine bessere Planung ermöglichen.

Kultusministerkonferenz: Förderung schwacher Schüler: Bisher werden alle Schüler, die keinen Hauptschulabschluss schaffen, als Abbrecher gezählt.

Förderung schwacher Schüler: Bisher werden alle Schüler, die keinen Hauptschulabschluss schaffen, als Abbrecher gezählt.

(Foto: Foto: dpa)

Derzeit fehlen solide bundesweite Daten dazu. Die KMK verabschiedete eine "Stralsunder Erklärung", derzufolge jedes Bundesland zunächst selbst dafür sorgen soll, seinen Bedarf an Lehrern zu decken. In den vergangenen Wochen hatte eine Abwerbekampagne Baden-Württembergs bei Kultusministern anderer Länder Verstimmung ausgelöst.

In Zukunft soll eine Anwerbung außerhalb der eigenen Landesgrenzen nur in enger Absprache mit den betreffenden anderen Ministern erfolgen. Es soll einen "fairen Wettbewerb" geben. Obergrenzen für die Bezahlung, wie sie das Land Berlin gefordert hatte, wurden nicht vereinbart; dennoch begrüßte Berlins Bildungsenator Jürgen Zöllner (SPD) das Ergebnis.

Die KMK beriet auch über die Statistik der Schulabbrecher. Sie plant eine differenzierte Zählung und damit indirekt eine Aufwertung der Abschlüsse von Sonderschulen. Bisher werden alle Schüler, die keinen Hauptschulabschluss schaffen, als Abbrecher gezählt. So gelten bundesweit acht Prozent der 15- bis 17-Jährigen als Schulabbrecher, etwa die Hälfte dieser 76000 Jugendlichen stammt aus Förderschulen.

Künftig sollen die Abschlüsse von Förderschulen - so werden Sonderschulen offiziell genannt - in der Statistik eigens ausgewiesen werden. Man dürfe nicht alle, die keinen Hauptschulabschluss haben, in einen Topf werfen, hieß es dazu bei der KMK. Schließlich gebe es schwer geistig behinderte Kinder, denen es gar nicht möglich sei, einen Hauptschulabschluss zu schaffen.

Kritiker werfen der KMK dennoch vor, die Zahl der Schulabbrecher manipulieren zu wollen. Sie wolle die hohe Abbrecherquote verschleiern, sagte die Grünen-Politikerin Priska Hinz. Auf dem Bildungsgipfel hatten sich die Länder verpflichtet, die Abbrecherquote bis 2015 zu halbieren, also auf vier Prozent zu bringen. Dies wäre statistisch leicht möglich, wenn Förderschüler nicht mehr als Abbrecher zählten. Die Kultusminister beteuern, solch einen Trick hätten sie nicht im Sinn. Es gehe darum, die Statistik durch differenziertere Angaben zu verbessern.

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