Kritik an Protesten:"Die Studierenden sind furchtbar ungeduldig"

Die Vorsitzende der Hochschulrektorenkonferenz, Margret Wintermantel, äußert Kritik an den anhaltenden Studentenprotesten. Manche Vorwürfe seien "barer Unfug".

Nach viel Verständnis in Öffentlichkeit und Politik für die laufenden Studentenproteste wird inzwischen auch Kritik laut. Die Vorsitzende der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Margret Wintermantel, sagte im Deutschlandradio Kultur: "Es bewegt sich schon etwas, aber die Studierenden sind furchtbar ungeduldig." Derzeit mischten sich vernünftige Forderungen mit anderen, die mehr mit einer "allgemeinen Unzufriedenheit" zu tun hätten. Dazu zähle der Vorwurf der Ökonomisierung der Wissenschaft und der Hochschulen.

Kritik an Protesten: Die Vorsitzende der Hochschulrektorenkonferenz, Margret Wintermantel, bemängelt die fehlenden Umgangsformen der Studenten.

Die Vorsitzende der Hochschulrektorenkonferenz, Margret Wintermantel, bemängelt die fehlenden Umgangsformen der Studenten.

(Foto: Foto: ddp)

Der Vorwurf der Entdemokratisierung an den Unis sei "barer Unfug", kritisierte Wintermantel. Sie klagte auch über teils mangelnde Umgangsformen. So sei sie bei einer Debatte mit Studenten am Montag in Leipzig angeschrien worden.

"Ich kann verstehen, wenn die Studierenden sich um ihre Studienbedingungen kümmern. Mein Eindruck ist aber derzeit, dass es wenig konkrete Forderungen gibt, sondern eine allgemeine Unzufriedenheit mit der Studiensituation. Das macht mir schon Sorgen", sagte Wintermantel.

Gleichzeitig räumte die HRK-Vorsitzende Mängel bei der Umsetzung des Bologna-Reformprozesses an den deutschen Hochschulen ein. "Wir haben an einigen Stellen durchaus Probleme in Studiengängen mit zu hoher Stoffdichte und Prüfungsbelastungen", sagte Wintermantel der Thüringer Allgemeinen . Die Hochschulen seien aber dabei, alle ihre Studiengänge zu überprüfen. "Wo wir den Eindruck haben, dass die Arbeitsbelastung zu groß ist, wird der Umfang der Module überprüft und die Anzahl der Prüfungen", sagte Wintermantel.

Grundsätzlich verteidigte die HRK-Vorsitzende jedoch die 1999 in Bologna verabredete Vereinheitlichung der Studiengänge in Europa. Von einer Misere könne man nicht sprechen. "Es war ein vernünftiger Ansatz, eine Reform zu machen, es war auch ein vernünftiger Ansatz, ein gut organisiertes Studium zu bieten", sagte sie im Deutschlandradio Kultur.

Die HRK tagt heute in Leipzig. Mehrere tausend Studenten wollen dort vor allem gegen die inhaltliche Überfrachtung der neuen Bachelor-Studiengänge und gegen Studiengebühren demonstrieren. Leipziger Studenten wollen ihre Besetzung des Rektorats der Universität für unbestimmte Zeit fortsetzen, sagte ein Sprecher. In Bochum räumte die Polizei derweil am frühen Morgen das von Studenten besetzte Audimax der Ruhr-Universität.

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