Kopfgeld für neue Mitarbeiter:Bringt eure Freunde mit!

Viele Firmen suchen händeringend Fachkräfte. Dabei setzen immer mehr auf Empfehlungen ihres Stammpersonals, ganz nach der Devise: "Gute Mitarbeiter werben gute Mitarbeiter." Manchen Unternehmen ist das sogar richtig viel Geld wert.

Thomas Öchsner

Wer einen kennt, der einen kennt, kann leichter einen Job finden. Jeder dritte Neueingestellte wird über persönliche Kontakte oder Empfehlungen von Mitarbeitern gefunden. Das sagen jedenfalls Arbeitsmarktforscher.

Gemeinschaft

"Gute Mitarbeiter werben gute Mitarbeiter": Firmen lassen sich gerne von ihrem Personal neue Leute vermitteln - manche zahlen dafür sogar Prämien.

(Foto: iStockphoto/Yuri Arcurs - www.arcurs.com)

Viele Firmen lassen für die Personaltipps aus der eigenen Belegschaft sogar Geld springen. Sie zahlen denjenigen, die einen neuen Kollegen erfolgreich angeworben haben, eine Prämie. Diese Art von Kopfgeld wird zunehmend beliebter.

Weil in einigen Branchen Fachkräfte dringend gesucht sind und in zehn bis 15 Jahren bundesweit Pfleger, Ingenieure, Techniker oder Facharbeiter fehlen könnten, setzen immer mehr Unternehmen auf die Devise: "Mitarbeiter werben Mitarbeiter". Manchen ist ein neuer kluger Kopf sogar pures Gold wert.

Das gilt zumindest für den Chef einer Hamburger Kommunikationsagentur. Er hat unter seinen 30 Angestellten für einen neuen Mitarbeiter einen 20-Gramm-Goldbarren im Wert von etwa 825 Euro ausgelobt - natürlich auch, um auf seine Firma aufmerksam zu machen.

Schon während des New-Economy-Booms war die Kopfgeld-Methode weit verbreitet. Damals, zur Jahrtausendwende, blühten die Internetfirmen. Und weil die Newcomer schnell neue Mitarbeiter rekrutieren mussten, gab es im amerikanischen Silicon Valley schon mal einen Ferrari für einen Programmierer. Nun wird die alte Parole wieder entdeckt: "Bringt eure Freunde oder Bekannte mit!"

Das Personal - der perfekte Vermittler

"Ich habe den Eindruck, dass die Programme sich zunehmend in den Unternehmen etablieren. Dies liegt sicherlich auch daran, dass die Personalabteilungen wegen des drohenden Fachkräftemangels alles versuchen, um qualifiziertes Personal zu gewinnen", sagt Nelson Taapken, Partner bei der Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Konkrete Zahlen liegen darüber nicht vor. Den Trend sehen aber auch andere Experten.

In einigen Großbetrieben gilt das Stammpersonal schon lange als perfekter Vermittler. Die Apothekerbank gewann so seit 2005 jeden vierten Angestellten in den Filialen. Beim Textildiscounter Kik haben die Mitarbeiter bereits mehr als 1000 neue Kollegen empfohlen und dafür insgesamt gut 200.000 Euro kassiert. Einer brachte es sogar auf zehn erfolgreiche Kandidaten-Tipps - und bekam als Dankeschön einen Smart.

Auch beim Versandhaus Otto erhalten diejenigen, die neues Personal werben, Geld oder Warengutscheine. Sabine Josch, Direktorin Personal, sagt: "Unsere Mitarbeiter können sehr gut abschätzen, wer hervorragend zur Otto-Unternehmenskultur passt. Gute Mitarbeiter werben gute Mitarbeiter." Außerdem bekomme Otto so Kontakt zu Kandidaten, die mit anderen Methoden der Personalgewinnung nicht zu erreichen wären.

Meist ist den Firmen eine erfolgreiche Empfehlung 1000 bis 3000 Euro wert - Geld gibt es aber erst, wenn der Neue die Probezeit bestanden hat. Experte Taapken sieht deshalb auch nicht die Gefahr, dass Mitarbeiter für schlechte Kandidaten haften müssen. Ohnehin würde keiner jemanden vermitteln, den er für nicht geeignet hält, und so "seine interne Reputation aufs Spiel setzen", sagt er.

Taapken hält die Programme auch für einen Stimmungstest: "Werben die Mitarbeiter niemanden an, ist dies ein eindeutiges Indiz dafür, dass die Stimmung in dem jeweiligen Unternehmen schlecht ist." Wer, fragt er sich, riskiere es, einen Freund in einem neuen Job unglücklich zu machen, nur um ein bisschen Geld zu kassieren?

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