Kolumne "Lebenskunst":Weniger Stress, mehr Erfolg!

Keine Zeit? In Hetze? Ständig unter Druck? Schluss damit: Zehn Regeln wie sich Stress vermeiden lässt - mit Sofortprogramm.

Stefan F. Gross

Im Leben vieler Menschen scheint ein Gefühl Dauergast zu sein - das Gefühl von Stress. Ein Beispiel ist die Weihnachtszeit. Nach gängiger Vorstellung die Wochen der Ruhe und Besinnung. In Wirklichkeit herrscht Stress pur. Etwa Mitte Dezember platzen aus Schubladen, Ordnern und Festplatten Fluten unerledigter Arbeiten, die man dort in den vergangenen elf Monaten versteckt hatte und die nun alle gleichzeitig nachgeholt werden wollen. Und privat? Da sieht es kaum besser aus. Ein Blick in Fußgängerzonen und Warenhäuser genügt. Er zeigt Legionen verzweifelter Männer und zerzauster Frauen, vereint in der Schlacht um Geschenke kurz vor Ladenschluss.

Stress, keine Zeit, Gestresster Manager

Wie soll ich das nur schaffen? Solche Befürchtungen sind eine Hauptursache von Stress.

(Foto: Foto: photodisc)

Stress ist also fast immer mit dabei, beruflich und privat, ob bei wichtigen Ereignissen oder der täglichen Routine. Es wird Zeit, den Plagegeist in seine Schranken zu weisen!

Stress raubt die Lebensfreude.

Der Duden definiert Stress lapidar als "den Körper belastende, stärkere Leistungsanforderung". Die Lebenspraxis zeigt, worum es wirklich geht. Es ist das Gefühl von Hetze und Hektik, von Druck und Überforderung, von Unfreiheit und Unzufriedenheit. Wer sich mit dieser Art von Stress beschäftigt, der möchte ihn loswerden.

Stress degradiert. Er stiehlt die Souveränität und raubt das Charisma. Er lässt einem nur die Wahl zwischen dem Auftritt als Rumpelstilzchen oder als Feuerwerksrakete. Wer seine Arbeit stets voller Stress erledigt, wird nicht als Tatmensch bewundert, sondern als Hektiker bemitleidet.

Stress belastet Beziehungen. Wer unter Stress steht, neigt dazu, die Umwelt für sein Befinden büßen zu lassen. Die Zusammenarbeit mit ihm ist eine Qual. Er ist ständig auf der Suche nach Schuldigen. Er bombardiert andere mit seinen Klagen. Er empfindet einen guten Rat als unangenehme Belehrung und eine freundliche Unterstützung als zusätzliche Belastung. Eine Person voller Stress genügt, um aus einer kraftvollen Organisation einen hilflosen Hühnerhaufen zu machen.

Mit Stress dauert alles länger. Er beschleunigt die Schritte, aber benebelt die Sinne. Je größer der Stress wird, desto geringer wird die Realisierungsfähigkeit. Man erkennt nur noch die Probleme, aber nicht mehr die Lösungen. Was man mit Gelassenheit auf Anhieb erledigt, gelingt einem bei Stress erst im dritten oder vierten Anlauf.

Mit Stress geht das meiste schief. Stress ist der Feind von Umsicht und Sorgfalt. Er macht nervös, konfus und unsicher. Er führt zu Fehlern, die neuen Stress erzeugen.

Die Langzeitwirkung ist zerstörerisch. Wer sich ständig unter Stress fühlt, dem entgleiten seine Erfolgsfähigkeit und Lebensfreude. Er verliert seine Energie, seinen Optimismus und seine positive Ausstrahlung auf andere.

Lassen Sie uns deshalb überlegen, wie es mit Lebenskunst gelingen kann, den Stress zu reduzieren oder auszuschalten: Was können wir präventiv unternehmen, um ihn erst gar nicht entstehen zu lassen? Wie sollten wir handeln, wenn er doch wieder einmal zugeschlagen hat?

Weniger Stress, mehr Erfolg!

Betrachten Sie Stress nicht als Schicksal.

Auch im Umgang mit Stress spielt die eigene Einstellung eine entscheidende Rolle. Die erste Regel lautet deshalb: Betrachten Sie Stress nicht als Schicksal!

Natürlich gibt es im Berufs- und Privatleben Zeiten, in denen das Arbeitsvolumen oder die Probleme übermächtig erscheinen. Mit der richtigen Denkweise und einem klugen Verhalten lassen sich die negativen Wirkungen dieser Phasen aber spürbar reduzieren. Und noch mehr. Bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass Ärger, Hektik und Druck fast immer "hausgemacht" sind. Mit ein wenig mehr an geistiger Disziplin, Umsicht und Gelassenheit könnte man den Stress in Wahrheit problemlos vermeiden.

Behalten Sie den Blick für das Positive.

Blicken Sie auf die positiven Aspekte Ihrer aktuellen Aufgaben. Betrachten Sie nicht nur den Aufwand und die Mühe, sondern insbesondere den Ertrag und Nutzen. Was werden Sie gewonnen haben, wenn die Arbeit hinter Ihnen liegt? Welches Ziel haben Sie dann erreicht? Welche Probleme sind gelöst? Und umgekehrt, in welche Lage würden Sie kommen, wenn Sie die betreffende Aufgabe nicht erfüllen würden?

Je deutlicher Sie sich den Nutzen Ihrer Tätigkeit vor Augen führen, desto höher sind Ihre Motivation und Energie und desto leichter gelingt es Ihnen, Belastungen ohne Stressgefühl durchzustehen.

Konzentrieren Sie sich auf den Teil des Weges, der vor Ihnen liegt.

Viele Menschen neigen dazu, alle bevorstehenden Arbeiten wie ein Gebirge vor sich aufzuschichten. Anstatt auf das zu blicken, was aktuell zu tun ist, halten sie sich das gesamte Volumen der nächsten Wochen vor Augen. "Wenn ich mir meinen Kalender bist Ostern ansehe, könnte ich heulen." Wer so vorgeht, zieht den Stress magnetisch an.

Teilen Sie Ihre Aufgaben deshalb in Portionen ein. Konzentrieren Sie sich auf das, was jetzt relevant ist. Denken Sie nicht an den fünften oder sechsten Schritt, wenn Sie den ersten noch nicht getan haben. Was Sie überschauen können, das können Sie auch verkraften.

Kein Jammern, kein Klagen.

Mit Jammern und Klagen demotivieren Sie sich selbst und rauben sich Ihre Kraft. Und Sie verhindern, dass andere bereit sind, Ihnen zu helfen. Niemand möchte mit Ihnen zusammenarbeiten, wenn Sie ständig erzählen, wie schlecht es Ihnen geht.

Verzichten Sie deshalb auf jede Form des Selbstmitleides. Probleme, Rückschläge und intensive Arbeit sind keine schreiende Ungerechtigkeit. Sie sind ein Teil der Normalität. Einen Anspruch auf "ideale Bedingungen" gibt es nicht. Ein kurzes Wort über die eigene Lage ist gestattet, endloses Lamentieren nicht.

Sorgen Sie für eine bessere (Zeit-) Planung.

Mehr Realismus: Entwickeln Sie von Anfang an eine klare Vorstellung, wieviel Mühe und Zeit Sie eine Arbeit kosten wird. Machen Sie keine voreiligen Ergebnis- oder Terminzusagen (auch nicht sich selbst gegenüber!), wenn Sie den Schwierigkeitsgrad oder das Volumen noch nicht abschätzen können.

Größere Reserven: Halten Sie sich an die Erfahrung, dass man für wichtige Arbeiten deutlich mehr Zeit benötigt, als erwartet. Zudem erreicht die Zahl unvorhergesehener Ereignisse üblicherweise genau an dem Tag Spitzenwerte, den man sich als Abschlusstag für die Erledigung der Aufgabe reserviert hatte. Planen Sie deshalb Reservezeiten ein. Reserven sind ein Hauptmittel gegen Stress.

Keine Zeitverschwendung: Je zögerlicher Sie zu Beginn starten, desto schneller müssen Sie am Ende rennen. Handeln Sie deshalb nach dem Motto "volle Kraft voraus".

Keine Hasardspiele: Manche Menschen wählen bei der Bahnfahrt zu einem wichtigen Termin eine Zugverbindung, die ihnen eine Umsteigezeit von zwei Minuten lässt. Was dann auf sie zukommt, lässt sich mit dem Wort Stress nur unvollkommen beschreiben. Verzichten Sie auf diese Formen des Russischen Roulette.

Weniger Befürchtungen.

Befürchtungen sind eine Hauptursache von Stress. Viele Menschen sind voller Sorge, was passieren könnte, wenn sie nicht noch mehr Mühe in ein Projekt investieren. "Was wird mein Kunde sagen, wenn ich seine Forderung ablehne? Welche Chancen verliere ich, wenn ich nicht gleich handele? Welche Kritik schlägt mir entgegen, wenn ich nicht noch folgende Zusatzleistung erbringe?"

Ständige Gedankenspiele dieser Art erzeugen enormen Druck. Sie sind an sich eine Belastung. Sie verhindern, dass man eine Aufgabe zügig abschließt. Und sie führen dazu, dass man sich Aktivitäten aufhalst, für die man in Wahrheit keine Zeit und Kraft hat.

Schwelgen Sie deshalb nicht in Negativphantasien. Denken Sie daran, dass sich der Großteil aller Befürchtungen als unbegründet erweist. Erfüllen Sie Ihre Arbeiten professionell, aber betreiben Sie keinen Sicherheitsperfektionismus.

Erledigen Sie zügiger, was Ihnen unangenehm ist.

Erledigen Sie unangenehme Verpflichtungen sofort. Je länger Sie warten, desto höher werden die emotionalen Hürden. Am ersten Tag kostet Sie der fällige Rückruf eines ungeliebten Partners nur ein wenig Selbstüberwindung. Nachdem Sie das Gespräch eine Woche lang vor sich hergeschoben haben, ist es zu einem bedrohlichen Projekt geworden.

Und umkehrt, positiv betrachtet: Je schneller Sie eine unangenehme Arbeit erledigen, desto größer sind Ihre Zufriedenheit und Ihr Ansporn zu neuen Taten.

Weniger Stress, mehr Erfolg!

Nutzen Sie ein Sofortprogamm.

Viele der genannten Empfehlungen dienen der präventiven Vermeidung von Stress. Lassen Sie uns nun sehen, mit welchen "Sofortmaßnahmen" Sie den Stress mindern können, wenn Sie doch wieder einmal mittendrin stecken.

Widerstehen Sie den Anfängen: Beobachten Sie sich selbst. Halten Sie inne, wenn Sie merken, dass Sie von Nervosität, Ärger oder Druck überfallen werden. Machen Sie sich bewusst, dass es nichts bringt, nun in Hektik zu geraten. Überlegen Sie in Ruhe, welcher "nächste Schritt" Sie jetzt am besten voranbringt.

Schaukeln Sie sich nicht hoch: Reden Sie sich nicht selbst ein, dass gerade alles zusammenbricht und dass keine Chancen auf Besserung bestehen. Meist ist die Lage weit weniger dramatisch, als Sie sie gefühlsmäßig einschätzen.

Entkomplizieren Sie die Kommunikation: Rufen Sie einen Partner an, anstatt ihm einen komplexen Sachverhalt per E-Mail zu schildern. In einem Gespräch von drei Minuten sagen Sie mehr, als Sie in einer halben Stunde schreiben.

Alle Kräfte auf die Hauptaufgabe: Meist entsteht Stress durch das gleichzeitige Auftreten einer Hauptaufgabe und einer Vielzahl von Nebenaufgaben. Schieben Sie alles von sich, was Sie von der Hauptaufgabe abhält. Lenken Sie Ihre Ressourcen auf das, was Priorität hat. Wenn es erledigt ist, schaffen Sie die anderen Arbeiten später doppelt so schnell.

Überprüfen Sie die Aufgabenstellung: Analysieren Sie, ob die Aufgabe tatsächlich so erfüllt werden muss, wie Sie glauben. Müssen Sie die Arbeit wirklich in diesem Umfang und in dieser Tiefe erledigen? Gibt es ein Element, das Sie streichen oder nachliefern können? Existiert eine Zwischenlösung, die Ihnen ausreichend Luft verschaffen würde?

Überprüfen Sie den Abgabetermin: Mehr Mut! Rufen Sie den Empfänger der Leistung an, wenn Sie sehen, dass Sie die Arbeit kaum schaffen können. Fragen Sie ihn auf liebenswürdige Weise, ob es eine Ausweichmöglichkeit gibt. Es ist erstaunlich, wie viele "dringende Termine" sich in Wahrheit ohne große Mühe verschieben lassen.

Bitten Sie Partner um Unterstützung: Wer könnte Ihnen helfen? Wer könnte Sie beraten? Wer hat bereits ein Problem gelöst, das dem ähnelt, an dem Sie gerade sitzen?

Arbeiten Sie nicht bis zum Zusammenbruch: Machen Sie Pausen. Essen Sie eine Kleinigkeit. Stärken Sie sich. Schöpfen Sie Kraft. Sie sind kein Roboter.

Lösen Sie keinen Streit aus!

Zwei Empfehlungen für das Verhalten in Stresssituationen verdienen es, zum Abschluss besonders herausgestellt zu werden. Die erste lautet: Vermeiden Sie Streit!

Stress steigert die Gereiztheit. Gereiztheit führt zu Streit. Streit bringt noch mehr Stress. Durchbrechen Sie diesen Kreislauf. Achten Sie besonders bei Druck auf Ihr Verhalten gegenüber anderen Menschen. Machen Sie Ihrem Partner keine Vorwürfe. Kritisieren Sie ihn nicht. Hetzen Sie ihn nicht. Schreien Sie ihn nicht an. Verhalten Sie sich liebenswürdig und tolerant. Treten Sie nicht auf als Wrack im Sturm, sondern als Fels in der Brandung.

Mehr Heiterkeit!

Und die zweite Regel lautet: Bewahren Sie sich Ihre Heiterkeit! Heiterkeit ist ein Energielieferant erster Ordnung. Heiterkeit heilt Stress in Sekunden!

Versuchen Sie gerade in Stresssituationen, eine fröhliche und gelöste Atmosphäre zu schaffen. Nehmen Sie das Geschehen weniger ernst. Nehmen Sie sich selbst weniger ernst. Blicken Sie nicht grimmig und verbissen. Lächeln Sie häufiger. Machen Sie Ihrem Partner ein Kompliment. Kommentieren Sie die Lage nicht mit den Formulierungen eines Kriegsberichterstatters, sondern mit denen eines humorvollen Zeitgenossen. Halten Sie sich an die mehr als 2000 Jahre alte Regel des griechischen Philosophen Demokrit "Heiter machen, heilt!"!

Stefan F. Gross ist Managementdozent und Autor der Bücher "Beziehungsintelligenz" und "Persönliche Dienstleistungskultur". Sein neuestes Werk "Life Excellence" handelt von der "Kunst, ein souveränes, erfülltes und erfolgreiches Leben zu führen".

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: