Süddeutsche Zeitung

Kein Medizin-Studium mehr in Lübeck:Immer Ärger mit Schleswig-Holstein

Aus Spargründen soll der Studiengang Medizin in Lübeck gestrichen werden. Die restlichen Bundesländer reagieren verärgert.

Tanjev Schultz

Die Pläne Schleswig-Holsteins, den Studiengang Medizin an der Universität Lübeck zu streichen, verärgern die anderen Bundesländer. "Das ist für mich eine Katastrophe", sagte Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) der Süddeutschen Zeitung. Er verwies darauf, dass Bayern seit 2005 sein Angebot an Medizin-Studienplätzen um acht Prozent gesteigert habe.

Gemeinsam mit Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen wirbt Bayern derzeit im Kreis von Bund und Ländern dafür, die Kapazitäten in Medizin in den kommenden Jahren bundesweit um zehn Prozent auszubauen. Damit wollen Heubisch und seine Kollegen einem Ärztemangel vorbeugen und sicherstellen, dass Abiturienten nicht reihenweise von den Unis abgewiesen werden müssen.

In Nordrhein-Westfalen teilte das Wissenschaftsministerium mit, bei den Studienplätzen stehe jedes Bundesland in "gesamtstaatlicher Verantwortung". An der Universität Lübeck sind etwa 1500 Medizinstudenten eingeschrieben. Die schwarz-gelbe Koalition in Schleswig-Holstein will das teure Fach künftig nur noch in Kiel anbieten. Sie verweist darauf, dass das Land bisher überproportional viele Mediziner ausgebildet habe.

Innerhalb der Koalition wächst aber die Kritik an den Beschlüssen der eigenen Regierung. Der CDU-Abgeordnete Hartmut Hamerich sagte, man müsse einen anderen Weg zum Sparen finden. Ihm leuchte nicht ein, weshalb man bei einer Universität, die in Medizin einen Spitzenplatz in Rankings erreiche, kürzen solle. Damit setze man zu viel auf dem Spiel. Auch in der FDP gibt es Kritiker an dem Sparbeschluss. Am Donnerstagabend wollten in Lübeck erneut Tausende Bürger für den Erhalt der Universität demonstrieren.

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Quelle:
SZ vom 02.07.2010
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