Karrieretipps für Geisteswissenschaftler:Mit Soft Skills punkten

In der Krise haben es Geisteswissenschaftler bei der Bewerbung besonders schwer. Doch wer als Kunsthistoriker oder Kulturwissenschaftler einige Tricks beachtet, hat gute Chancen - zum Beispiel im Marketing.

Geisteswissenschaftler müssen nach dem Studium nicht als Taxifahrer enden. Es gebe allerdings kein festes Berufsbild für sie, sagt Dirk Erfurth, der Studenten an der Universität München bei der Jobsuche berät. Sie dürften also kaum eine Stellenanzeige finden, in der es "Geisteswissenschaftler gesucht" heißt. Absolventen müssen sich daher besonders gut verkaufen können, wenn sie sich auf eine Stelle bewerben. Daran hapert es aber bei vielen von ihnen.

Dabei gibt es durchaus Arbeitsbereiche, in denen Germanisten, Kunsthistoriker oder Kulturwissenschaftler traditionell relativ gut unterkommen. Das sind Museen und Theater, die Medien und die Öffentlichkeitsarbeit. Aber auch in der Wirtschaft könnten Geisteswissenschaftler einen Job finden, sagt Erfurth. Das gelte vor allem für Tätigkeiten im Marketing, Vertrieb oder Personalwesen.

Philologe mit BWL-Kenntnissen

Generell hätten sie Chancen in Bereichen, in denen es um Kommunikationsfähigkeit gehe und nicht nur um betriebswirtschaftliches Wissen, erklärt die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg. Selbst eine Unternehmensberatung, die keinen passenden Betriebswirtschaftler für eine Stelle findet, richte den Blick manchmal auf Geisteswissenschaftler - etwa auf einen Philologen mit BWL-Kenntnissen.

Absolventen in diesen Fächern müssten sich zunächst darüber klar werden, wo ihre eigenen Stärken und Interessen liegen, rät Nicole Matter vom Career Center der Universität Freiburg. Dabei helfe es, die Schulzeit, Ehrenämter, aber auch Nebenjobs genauer zu beleuchten.

Analytisches Denken und sprachliches Ausdrucksvermögen

Wenn ein Hochschüler während des Studiums zum Beispiel im Verkauf tätig war, lasse sich darauf aufbauen. "Viele haben aber das Problem, dass sie sich nicht selbst darstellen können und ihren Selbstwert nicht wirklich sehen." Der Arbeitsagentur zufolge sind die Stärken von Geisteswissenschaftlern ihre Soft Skills: Dazu gehören analytisches Denken, sprachliches Ausdrucksvermögen, Kreativität und Teamfähigkeit. "Wer einen Roman interpretieren kann, kann auch den Geschäftsbericht eines Unternehmens in eine verständliche Form bringen", heißt es in einer Ratgeberbroschüre der BA.

Profilieren könnten sich Geisteswissenschaftler auch über praktische Qualifikationen, rät Erfurth: "Drei klug und strategisch gut gewählte Praktika sind ausreichend." Gerade durch die neuen Studiengänge und die Umstellung auf das Bachelor-System werde die Zeit zum Überlegen kürzer, welcher Job am besten passt. "Es bleibt nicht viel Zeit, um auszuprobieren", sagt Erfurth. Matter empfiehlt, sich auf Praktika gut vorzubereiten. So lassen sie sich richtig nutzen.

Auf der nächsten Seite: Warum es nicht gut ist, sich allzu schnell festzulegen.

Mit Soft Skills punkten

Praktikum im Ausland

Es sei hilfreich, wenn ein Studierender bereits genau weiß, was er werden will, fügt Erfurth hinzu. Wer zum Beispiel später als Journalist oder als Eventmanager arbeiten will, sollte sich in diesem Bereich auch ein Praktikum suchen. Aber der Experte rät auch, bei einem fachfremden Praktikum Erfahrungen zu sammeln. Sich vorschnell festzulegen, könne auch blockieren und zu einem Tunnelblick führen.

Wenn etwa ein Germanist später Lektor werden will, sei es zwar sinnvoll, sich um ein Praktikum in einem Verlag zu bemühen, rät Erfurth. "Aber man sollte nicht von Verlag zu Verlag hüpfen", warnt er. Erfurth rät Geisteswissenschaftler, zum Beispiel auch in die Personalabteilung von Unternehmen hineinzuschnuppern - um zu sehen, welche Potentiale noch in ihnen stecken. Auch ein Praktikum im Ausland empfehle sich. Neben Praktika rät er zu Kursen in Betriebswirtschaftslehre - am besten auf Englisch - oder zu Kursen über Softwareprogramme.

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