Ziehen Sie eine Schleimspur durchs Büro
Wie? Die Aktentasche hinterher tragen war gestern. Das Schleimen muss schon etwas subtiler geschehen: Verteilen Sie Komplimente - aber glaubhaft, nicht übertrieben. Ein "Meine Güte, Chef, Sie imponieren mir jeden Tag aufs Neue und sind mein großes Vorbild" wirkt lächerlich. Bestens funktionieren sollte dagegen ein Satz wie: "Da haben Sie eine beeindruckende Lösung gefunden. Das wäre mir nicht eingefallen."
Wieso? Auf Schleimereien fallen wir alle hinein, so die logische Schlussfolgerung aus folgendem Experiment: Verschiedene Versuchspersonen versetzen sich in die Rolle einer Führungskraft und absolvieren einen Persönlichkeitstest, in dem sie sich mit Werten wie Reichtum und Freundschaft beschäftigen. Dieser Test, glauben die Versuchspersonen, wird an verschiedene Mitarbeiter verteilt, die daraufhin die Führungsqualitäten in einem Fragebogen beurteilen sollen.
In Wirklichkeit jedoch bekommen alle Versuchspersonen den gleichen Fragebogen, der vor Schmeicheleien nur so strotzt: "Ich glaube, dass er auf jedem Gebiet ausgezeichnete Arbeit leisten wird, weil er über so breit gefächerte Talente verfügt", heißt es darin etwa. Oder: "Ich glaube, dass jeder gut mit ihm auskommt, ich würde es auf jeden Fall."
Allerdings nimmt die eine Hälfte der Versuchspersonen an, sie lese eine Reaktion auf den eigenen Persönlichkeitstest. Die andere Hälfte geht davon aus, sie läse die Beurteilung eines anderen Menschen. Erstere Gruppe glaubte den Komplimenten aufs Wort. Letztere jedoch stuften den Mitarbeiter als nicht besonders nett, eher unaufrichtig und heuchlerisch ein.
Sind wir also selbst das Ziel von Lobreden und Komplimenten, fühlen wir uns aufrichtig geschmeichelt. Sobald jedoch jemand anders gemeint ist, halten wir den Redner für einen Schleimer.
Wer hat das herausgefunden? Roos Vonk, Psychologieprofessorin an der Radboud Universität im holländischen Nimwegen. Ihre Veröffentlichung im Journal of Personality an Social Psychologie trug den passenden Titel "The Slime Effect".
Bild: ap