Karriereforschung:Chaka für Anfänger

Verheiratete verdienen mehr, Trinker werden schneller befördert und wer in Word schreibt, wirkt intelligenter. Wir haben die besten Jobtipps gesammelt - allesamt wissenschaftlich bewiesen!

Julia Bönisch

10 Bilder

Klappe halten, dpa

Quelle: SZ

1 / 10

Verheiratete verdienen mehr, Trinker werden schneller befördert und wer in Word schreibt, wirkt intelligenter. Wir haben die besten Jobtipps gesammelt - sämtlich wissenschaftlich bewiesen!

Halten Sie die Klappe beim Brainstormen

Wie? Ganz einfach: Lehnen Sie sich entspannt zurück, betrachten Sie ihre Fingernägel oder stellen im Kopf die Einkaufsliste zusammen - und lassen Sie die anderen reden.

Wieso? Brainstormen führt weder zu mehr noch zu besseren Ideen. Statt dessen sorgt es für chaotische Diskussionen, in denen gute Ideen keine Chance haben. Denn meist warten die Mitarbeiter so lange darauf, dass jemand anderes ausgeredet hat, bis sie ihre eigene Idee wieder vergessen haben. Das Ziel des Brainstorming, nämlich in kurzer Zeit möglichst viele kreative Ideen zu finden, wird so nicht erreicht: 20 Menschen, die alleine nachdenken, haben bis zu 50 Prozent mehr und originellere Einfälle als brainstormende Teams.

Wer hat das herausgefunden? Der Organisationspsychologe Bernard Nijstad. Er schlägt auch gleich eine effektivere Methode zur Ideenfindung vor: das "Brainwriting". Dabei schreibt jeder seine Eingebungen ungestört auf, legt sie in die Mitte des Besprechungstisches und nimmt sich den nächsten Zettel. Dabei kann er sich auch von den bereits beschrifteten Zetteln seiner Kollegen inspirieren lassen.

Bild: dpa

Demonstrant Megaphon, ap

Quelle: SZ

2 / 10

Reißen Sie in Meetings das Wort an sich

Wie? Melden Sie sich häufig zu Wort. Wenn Sie eigentlich nichts zu sagen haben, wiederholen Sie einfach die Wortmeldung Ihres Vorredners in sprachlichen Variationen. In der Regel sind Meetings so einschläfernd, dass Ihr Vorgesetzter diesen rhetorischen Trick nicht bemerken wird.

Wieso? Wer sich in Meetings öfter zu Wort meldet, ist erfolgreicher - denn durch hohe Redeanteile sichern sich Mitarbeiter ihren Status. Männer haben diesen Mechanismus offenbar verstanden: Sie reden in Konferenzen nicht nur öfter, sondern auch länger - nämlich im Schnitt 17,07 Sekunden. Frauen dagegen bringen es nur auf zehn Sekunden.

Wer hat das herausgefunden? Die Soziolinguistin Deborah Tannen. Bekannt wurde die Wissenschaftlerin, die an der Georgetown Universität lehrt, mit Büchern wie "Und so willst du rumlaufen?" und "Du kannst mich einfach nicht verstehen. Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden".

Bild: ap

Single Partnersuche, ddp

Quelle: SZ

3 / 10

Heiraten Sie - und verdienen Sie mehr

Wie? www.parship.de, www.elitepartner.de, www.friendscout24.de, www.neu.de, www.flirt-fever.de, ...

Wieso? Verheiratete Männer verdienen besser - im Schnitt 14 Prozent mehr als heterosexuelle Singles. Bei Homosexuellen beträgt die Differenz sogar 23 Prozent. Wie sich der Ehepartner- und Single-Effekt bei Frauen auswirkt, wurde leider noch nicht untersucht.

Wer hat das herausgefunden? Ökonomen der Universität von New Hampshire - durch den Vergleich simpler Statistiken.

Bild: ddp

Blumen Schreibtisch, Getty

Quelle: SZ

4 / 10

Stellen Sie eine Pflanze ins Büro

Wie? Entweder kaufen Sie sich einmal in der Woche einen frischen Blumenstrauß. Oder Sie stellen sich mehrere Topfplanzen auf und um den Schreibtisch - das kommt billiger.

Wieso? Wer eine Blume auf dem Schreibtisch hat, arbeitet effektiver: Wissenschaftler baten zwei Gruppen von Versuchspersonen zu einem Test unter Zeitdruck. Die erste Gruppe musste die Prüfung in einem kargen Raum ohne Dekoration absolvieren, die zweite Gruppe saß inmitten verschiedener Pflanzen - und erledigte die Aufgaben schneller. Ein Ficus neben dem Schreibtisch oder ein Alpenveilchen darauf ist also gut für die Produktivität.

Wer hat das herausgefunden? Virginia Lohr, Professorin für Landschaftsarchitektur an der Washington State University, und ihre Kollegen. Ein weiteres Forschungsergebnis von Lohr: Wenn Pflanzen in der Nähe sind, ertragen die Menschen leichter Schmerz.

Bild: Getty

Der Teufel trägt Prada, Los Angeles Film Festival

Quelle: SZ

5 / 10

Seien Sie fies zu Ihren Mitarbeitern

Wie? Streichen Sie versprochene Gehaltserhöhungen, hören Sie demonstrativ nicht zu, machen Sie die Arbeit Ihrer Untergebenen nieder. Den Möglichkeiten sind schier keine Grenzen gesetzt.

Wieso? Vorgesetzte, die gemein zu ihren Untergebenen sind und sie schlecht behandeln, werden schneller befördert als nette und verständige Chefs. Für die Untersuchung wurden 313 Kandidaten für Vorstandsposten untersucht. Eingestellt wurden diejenigen, die in Gesprächen und in ihrem Lebenslauf erkennen ließen, oft Härte zu zeigen und ihre Mitarbeiter grob zu behandeln. Die Netten dagegen bekamen keinen Job.

Wer hat das herausgefunden? Organisationspsychologen von der Universität Chicago.

Bild: Los Angeles Film Festival

Affe Kaugummi, dpa

Quelle: SZ

6 / 10

Kauen Sie Kaugummi

Wie? Es sieht zwar nicht schön aus, aber mahlen Sie den Kaugummi mit Ihren Zähnen einfach von oben nach unten und von rechts nach links. Bei geschlossenem Mund wirken die Bewegungen nicht ganz so abstoßend.

Wieso? Wer Kaugummi kaut, verbessert seine Merkfähigkeit: In einem Experiment wurden die Versuchspersonen in drei Gruppen eingeteilt: Die erste kaute einen zuckerfreien Kaugummi, die zweite tat nur so, als würde sie Kaugummi kauen, und die dritte Gruppe bekam keinen Kaugummi und imitierte auch keine Kaubewegungen. Dann mussten die Studienteilnehmer eine Reihe von Gedächtnisaufgaben lösen. Die Kaugummi-Kauer waren dabei bis zu 35 Prozent leistungsfähiger als die Nicht-Kauer. Die Wissenschaftler vermuten, dass das Kauen die Durchblutung von Hirnregionen fördert, die unter anderem für das Gedächtnis wichtig sind.

Das Kauen nur nachzuahmen, bringt dagegen gar nichts: Die Simulanten schnitten am schlechtesten ab. Die Wissenschaftler vermuten, die Leute waren viel zu sehr damit beschäftigt, so zu tun als ob, dass sie sich nichts mehr merken konnten.

Wer hat das herausgefunden? Lucy Wilkinson und Andrew Scholey von der Northumbria Universität in Großbritannien. Scholey stellte in weiteren Versuchen fest, dass auch Zitronenmelisse gut für die Gedächtnisleistung ist.

Bild: dpa

Schleim, ap

Quelle: SZ

7 / 10

Ziehen Sie eine Schleimspur durchs Büro

Wie? Die Aktentasche hinterher tragen war gestern. Das Schleimen muss schon etwas subtiler geschehen: Verteilen Sie Komplimente - aber glaubhaft, nicht übertrieben. Ein "Meine Güte, Chef, Sie imponieren mir jeden Tag aufs Neue und sind mein großes Vorbild" wirkt lächerlich. Bestens funktionieren sollte dagegen ein Satz wie: "Da haben Sie eine beeindruckende Lösung gefunden. Das wäre mir nicht eingefallen."

Wieso? Auf Schleimereien fallen wir alle hinein, so die logische Schlussfolgerung aus folgendem Experiment: Verschiedene Versuchspersonen versetzen sich in die Rolle einer Führungskraft und absolvieren einen Persönlichkeitstest, in dem sie sich mit Werten wie Reichtum und Freundschaft beschäftigen. Dieser Test, glauben die Versuchspersonen, wird an verschiedene Mitarbeiter verteilt, die daraufhin die Führungsqualitäten in einem Fragebogen beurteilen sollen.

In Wirklichkeit jedoch bekommen alle Versuchspersonen den gleichen Fragebogen, der vor Schmeicheleien nur so strotzt: "Ich glaube, dass er auf jedem Gebiet ausgezeichnete Arbeit leisten wird, weil er über so breit gefächerte Talente verfügt", heißt es darin etwa. Oder: "Ich glaube, dass jeder gut mit ihm auskommt, ich würde es auf jeden Fall."

Allerdings nimmt die eine Hälfte der Versuchspersonen an, sie lese eine Reaktion auf den eigenen Persönlichkeitstest. Die andere Hälfte geht davon aus, sie läse die Beurteilung eines anderen Menschen. Erstere Gruppe glaubte den Komplimenten aufs Wort. Letztere jedoch stuften den Mitarbeiter als nicht besonders nett, eher unaufrichtig und heuchlerisch ein.

Sind wir also selbst das Ziel von Lobreden und Komplimenten, fühlen wir uns aufrichtig geschmeichelt. Sobald jedoch jemand anders gemeint ist, halten wir den Redner für einen Schleimer.

Wer hat das herausgefunden? Roos Vonk, Psychologieprofessorin an der Radboud Universität im holländischen Nimwegen. Ihre Veröffentlichung im Journal of Personality an Social Psychologie trug den passenden Titel "The Slime Effect".

Bild: ap

Bors Jelzin, dpa

Quelle: SZ

8 / 10

Trinken Sie Alkohol und steigen Sie auf

Wie? In Maßen. Falsch: Den Flachmann im Aktenschrank verstecken. Richtig: Nachmittags mit einem Gläschen Prosecco anstoßen, abends mit den Kollegen ein Feierabendbier trinken.

Wieso? Abstinenzler verdienen 14 Prozent weniger als Kollegen, die ab und an mal einen trinken. Das liegt nicht etwa daran, dass Alkohol die Leistung steigert. Glaubt man den Wissenschaftlern, gehört Trinken zur gesellschaftlichen Norm. Wer also in einer gemütlichen Runde mit dem Vorgesetzten und den Teammitgliedern nur Apfelschorle bestellt, gilt schnell als Langweiler und katapultiert sich ins Abseits.

Wer hat das herausgefunden? Philip Cook und Bethany Peters von der Duke University in North Carolina. Eigentlich suchen die beiden nach Wegen, den Alkoholmissbrauch in der Öffentlichkeit einzuschränken.

Bild: dpa

-

Quelle: SZ

9 / 10

Schreiben Sie nur in Times New Roman

Wie? Markieren Sie Ihren Text, klicken Sie im Menü Format auf Zeichen und wählen Sie die gewünschte Schriftart aus.

Wieso? Wer in Times New Roman schreibt, wirkt schlau: Bei einem Experiment an der US-Eliteuniversität Princeton sollten Studenten beurteilen, für wie intelligent sie Verfasser eines Textes hielten. Wer in einer weniger gebräuchlichen Schriftart schrieb, erhielt durchschnittlich einen halben Punkt weniger als die Autoren, die ihren Text in Times New Roman verfasst hatten.

Wer hat das herausgefunden? Der Psychologe Daniel Oppenheimer. Weitere Ratschläge des Wissenschaftlers: Auch wer hochgestochene Synonyme vermeidet und etwa Satzbau statt Syntax schreibt, wirkt erstaunlicher Weise klüger. Und Unternehmen, deren Namen leicht auszusprechen sind, haben einen höheren Aktienkurs.

Bild: ap

E-Mail an alle, dpa

Quelle: SZ

10 / 10

Vermeiden Sie E-Mails an alle

Wie? Angenommen, Sie sind auf der Suche nach einem Ladegerät für Ihr Handy oder wollen sich über die überquellenden Aschenbecher in der Küche beschweren - schreiben Sie niemals eine Nachricht an alle. Schicken Sie Ihre Mail lieber fünf Mal an unterschiedliche Verteiler mit maximal zehn Leuten.

Wieso? Mit Rundmails an alle erreichen Sie das Gegenteil von dem, was Sie beabsichtigten: Einfach niemand fühlt sich angesprochen. Je kleiner Sie dagegen den Adressatenkreis fassen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen jemand antwortet.

Wer hat das herausgefunden? Greg Barron und Eldad Yechiam, Wissenschaftler am Israel Institute of Technology in Haifa. Die beiden Wissenschaftler erfanden für ihre Forschungsarbeit ein Mädchen namens Sarah Feldman, in deren Namen sie E-Mails an Mitarbeiter ihrer Universität verschickten. Betreff: "Please help". Sarah Feldman wollte wissen, ob es an der Hochschule auch eine Fakultät für Biologie gebe. Feldman schickte ihre Nachricht mal an einen großen Verteiler, mal an einzelne Kollegen. Auf ihre Massenmail bekam Feldman viel weniger Antworten. Zudem schrieben die Mitarbeiter der Universität, die sie einzeln kontaktiert hatte, viel ausführlicher und lieferten noch Zusatzinformationen wie eine Internetadresse für weiterführende Informationen.

Bild: dpa (sueddeutsche.de/bre/bgr)

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: