Karriere und Spitzensport:Marathon zum Chefsessel

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Talent, Teamgeist und Training: Wer im Beruf Erfolg haben will, sollte sich bei Spitzensportlern einiges abschauen. Auf der Zielgeraden heißt es nicht nur Schwitzen.

"Dabei sein ist alles" gilt als olympisches Motto. Für viele Sportler lautet die Devise allerdings "schneller, höher, weiter!" Erfolge sind am Ende das Entscheidende. So ist es im Berufsleben auch. Vorgesetzte verlangen mehr Leistung, mehr Produktivität, mehr Umsatz. Da klingt es einleuchtend, sich an erfolgreichen Sportlern zu orientieren. Das geht, sagen Experten, auch wenn Techniken und Trainingsstrategien sich nicht einfach aus dem Leistungssport auf die Arbeitswelt übertragen lassen.

Wer mit Leidenschaft dabei ist, kommt weiter. Im Beruf sind oft die gleichen Fähigkeiten gefragt, wie im Spitzensport. (Foto: Foto: iStock)

Slatco Sterzenbach hat Sport studiert, ist Triathlet und zeigt anderen, wie das geht. Für ihn nicht selbstverständlich: "In der Schule war ich der Unsportlichste der Klasse", erinnert er sich. "Ich konnte keinen einzigen Klimmzug, beim Laufen war ich nach 100 Metern fertig." Nach dem Abi träumte er davon, Arzt zu werden. Es kam anders. Schuld daran war der Ironman, der legendäre Triathlon auf Hawaii: "Ich habe im Fernsehen einen Bericht darüber gesehen und mir gesagt, das möchte ich auch."

Diese Vision gab ihm den nötigen Schub: "Rad fahren und schwimmen war nicht so schwierig, das Laufen schon eher"" Aber Sterzenbach trainierte. "Und ich habe gemerkt, welche Veränderung das bewirken kann." Inzwischen kam der Triathlet sechsmal beim Ironman über die Ziellinie und schaffte auch den Weltrekord im Indoor-Cycling. Heute arbeitet Sterzenbach als Ausbilder von Trainern und berät Führungskräfte.

Balance der Ressourcen

"Es ist immer schon so gewesen, dass man im Management geguckt hat, wie Sportler zum Beispiel mit Leistungsdruck umgehen", sagt Professor Jens Kleinert. Auch beim Thema Teambuilding liege das nahe.

Zwischen Sport und Beruf gebe es viele "strukturelle Ähnlichkeiten", erklärt der Wissenschaftler von der Sporthochschule Köln. "Aber man kann nicht einfach Techniken aus einem Feld ins andere übertragen." Dennoch sei es ein richtiger Ansatz, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie Sportler zu ihren Erfolgen kommen.

"Ich muss eine Vision haben"

Dass Sport und Karriere manche Ähnlichkeit haben, liegt auch für Slatco Sterzenbach auf der Hand: "In beiden Fällen muss ich eine Vision haben. Ich muss mich fragen, was meine Methode ist und was meine Zwischenziele sind", erklärt er. Und dann braucht man Hartnäckigkeit auf dem Weg, sie zu erreichen. Ganz wichtig sei die Einsicht, dass schneller Erfolg kein vernünftiges Ziel ist: "Klar kann man sagen: Ich will in vier Wochen Marathon laufen. Aber das geht nicht in Balance mit den eigenen Ressourcen."

Genau die sind nach Sterzenbachs Einschätzung für sportliche Leistungen ebenso wichtig wie im Beruf: "Man muss schonend mit seinen Ressourcen umgehen, sich genügend Zeit lassen, aber dranbleiben."

Talent und Teamgeist

Jörg Löhr war ebenfalls Spitzensportler: 94 Mal spielte er in der Handball-Nationalmannschaft. Inzwischen ist er Unternehmensberater und Management-Trainer in Augsburg. Für Erfolg im Sport und in der Wirtschaft gibt es nach seiner Überzeugung vergleichbare Grundlagen: Talent, gute Vorbereitung, Teamgeist, gute Führung und Leidenschaft.

Sich selbst zu motivieren, ist in beiden Bereichen unverzichtbar: Ein klares "Zielfoto im Kopf" wirke wie ein Erfolgsmagnet, argumentiert Löhr. Für den Erfolg sei es notwendig, sich ein Ziel zu stecken, das positiv formuliert werden sollte und in überschaubarem Zeitrahmen aus eigener Kraft erreichbar ist.

Aber auch langfristige Planung ist nach Löhrs Einschätzung in beiden Fällen eine Voraussetzung für Erfolg. Dabei hilft, nicht nur an die kommenden Wochen zu denken, sondern das ganze Jahr in den Blick zu nehmen. Dazu gehören die Phasen, in denen Hochleistung gefragt ist, aber auch die, in denen Entspannung großgeschrieben wird. Genau das empfiehlt auch Slatco Sterzenbach: "Ich werde nicht während des Trainings gut, sondern hinterher, wenn ich entspanne."

Welchen Sinn macht das alles?

Und anhaltende Erfolge sind nur durch eine langfristige Perspektive möglich. Hilfreich könne eine Ziel- und Motivationsanalyse sein, erklärt Professor Kleinert: "Was will ich in den kommenden Wochen und Monaten erreichen, und was bedeutet es mir?"

Ähnlich ist es auch bei der Karriereplanung: Für nachhaltigen Erfolg zählt, sich über die eigenen tiefergehenden Motive klarzuwerden, sagt Kleinert: "Was erfüllt mich im Job?" Im Sport und im Berufsleben spiele Sinngebung eine große Rolle. Wer beantworten kann, welchen Sinn bestimmte Ziele für ihn haben, hat einen entscheidenden Schritt getan, sie zu erreichen.

Leidenschaft als Voraussetzung

Slatco Sterzenbach sieht das ähnlich: Wenn man es schafft, das zu tun, was einen wirklich mit Leidenschaft erfüllt, ist das nach seiner Erfahrung die beste Voraussetzung für Erfolg. Und dann kommt es darauf an, die eigene Leistung an einzelnen Stellen immer wieder zu optimieren: "Ich muss meine Trainingspläne analysieren, gucken, was schiefgelaufen und was mir gelungen ist", erklärt Sterzenbach. "Das gilt im Sport wie im Beruf." Und auch das gehört dazu: zu akzeptieren, dass es nicht immer super läuft. "Es ist ganz normal, nicht nur perfekte Tage zu haben."

© sueddeutsche.de/dpa/Andreas Heimann/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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