Jobwechsel alle zehn Jahre:Der Mythos vom "Turbo-Arbeitsmarkt"

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Die Deutschen wechseln ihren Job heute nicht schneller als vor 20 Jahren, belegt eine Studie. Doch das subjektive Gefühl der Unsicherheit steigt.

Arbeitnehmer bleiben in Deutschland durchschnittlich rund zehn Jahre beim gleichen Arbeitgeber. Die Dauer der Beschäftigungsverhältnisse habe sich seit 1992 kaum verändert, geht aus einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Deutsche Arbeitnehmer wechseln ihren Job heute nicht häufiger als noch vor 20 Jahren - auch wenn sie das subjektiv anders empfinden. (Foto: dpa)

Demnach behielten Arbeitnehmer in Deutschland 1992 durchschnittlich 10,3 Jahre den gleichen Job, 2008 waren es sogar 10,8 Jahre. Ein allgemeiner Trend hin zum "Turbo-Arbeitsmarkt" mit instabileren Beschäftigungsverhältnissen sei auch in Dänemark, Italien, Frankreich, Großbritannien und Spanien nicht zu erkennen, schreibt IAB-Autor Thomas Rhein.

Im Zuge der Arbeitsmarktkrise in den ostdeutschen Bundesländern sei die Beschäftigungsdauer in Deutschland im Jahr 1993 zwar vorübergehend auf knapp unter zehn Jahre gesunken. Seit 2001 liege sie aber wieder darüber. Daran sollte nach Einschätzung des IAB-Autors auch die Wirtschaftskrise nichts geändert haben.

Obwohl für 2009 noch keine Daten erhältlich sind, geht Rhein davon aus, dass vor allem jene ihre Arbeit verloren haben dürften, die erst relativ kurzfristig beschäftigt waren. Wer schon lange in einem Betrieb sei, werde auch in Krisenzeiten nicht so schnell entlassen, erklärte er. Ob die stabile Lage auch darauf zurückzuführen ist, dass Arbeitnehmer bei höherer Arbeitslosigkeit weniger Alternativen zum gegenwärtigen Job haben und nicht von sich aus kündigen, ist laut IAB-Forscher Rhein bei der vorliegenden Studie nicht erhoben worden. Auszuschließen sei es jedoch nicht.

Stark abgenommen habe in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren aber die subjektiv empfundene Sicherheit eines Arbeitsplatzes. "Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass die Beschäftigten durch die Arbeitsmarktreformen verunsichert wurden", schreibt Rhein. Dazu beigetragen haben könnte auch der starke Anstieg befristeter Stellen: So nahm der Anteil der befristet Beschäftigten zwischen 15 und 64 Jahren von 10,5 Prozent im Jahr 1992 auf 14,5 Prozent 2009 zu. Allerdings sei zu berücksichtigen, dass auch Auszubildende in dieser Zahl enthalten seien, betonte Rhein. Werden sie herausgerechnet, ergibt sich eine Verdoppelung der Quote bis 2009 auf etwas unter zehn Prozent.

Die höchste Befristungsquote weist im Vergleich der sechs EU-Länder Spanien mit 25,5 Prozent aus, die niedrigste Großbritannien mit 5,5 Prozent. In Spanien seien Befristungen weit verbreitet, um den relativ strengen Kündigungsschutz zu umgehen, erklärte Rhein. Die Quote belief sich dort 1992 sogar auf 33,6 Prozent. Im europaweiten Durchschnitt hatten im vergangenen Jahr 13,6 Prozent der Beschäftigten nur einen befristeten Vertrag, 1995 waren es 11,5 Prozent.

© sueddeutsche.de/AFP/dapd/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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