Jobkolumne "Flurfunk":Uniformen für Alle

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Am Haushaltsbudget kann es nicht liegen, dass Mark Zuckerberg immer das gleiche Outfit trägt? Woran dann? (Foto: Bloomberg)

Warum trägt Mark Zuckerberg ständig ein graues T-Shirt? Warum spielen wir immer noch Candy Crush? Und wie können wir aus Fehlern lernen? Die Job-Kolumne weiß die Antworten.

Von Christina Waechter

Ablenkung: Die Fettleibigkeit des Geistes

Wer regelmäßig ganze Chips-Packungen vernichtet, weiß: Es ist einfach nicht möglich, nach fünf Chips aufzuhören. Die Nahrungsmittelindustrie macht das schon sehr geschickt.

Genauso haben es Programmierer, Medienkonzerne, Videospiel-Designer geschafft, Zerstreuungs-Gadgets zu entwickeln, die so unwiderstehlich sind, dass wir ständig am Smartphone-Bildschirm kleben. Und genau das ist gar nicht gut für uns, sagt der amerikanische Teilzeit-Motorradmechaniker, Philosoph und Schriftsteller Matthew Crawford in seinem neuen Buch "The World Beyond Your Head".

Aufmerksamkeit ist nämlich ein endliches Gut. Und wenn wir die ganze Zeit von Medien umgeben sind, die nichts anderes im Sinn haben, als uns abzulenken, dann laufen wir Gefahr, zu verblöden. Eine Gegenmaßnahme laut Crawford: Man muss den Menschen vermitteln, wie toll es ist, die Welt haptisch zu begreifen. Wer mit den Händen arbeitet, wird feststellen, dass die virtuelle Welt des Handys dann doch nur ein müder Abklatsch der echten Welt ist.

Ein Tisch für vergessliche Arbeitnehmer

Wir stellen also fest: Wir sind immerzu abgelenkt, weil wir an so vielen Endgeräten prokrastinieren müssen. Kein Wunder, dass wir uns an keinen Termin mehr erinnern können, vergessen, die Kinder vom Kindergarten abzuholen und der Gattin zum Geburtstag zu gratulieren, wenn es nicht auf der To-Do-Liste steht. Welch ein Glück, dass es Designer gibt, die mitdenken und etwas so Großartiges entwerfen, wie diesen Schreibtisch, der aus einer gigantischen Papier-Rolle besteht, auf die wir alles, alles aufschreiben können, was wir nicht vergessen wollten. Bonus: Am Ende des Jahres können wir dann in einer Stunde unser Leben Revue passieren lassen, indem wir die Rolle rückwärts laufen lassen.

Ein Plädoyer für die Arbeitsuniform

Das nun folgende Dilemma kennen vermutlich vor allem Frauen und Menschen, die in sogenannten Kreativ-Berufen arbeiten: Die morgendliche Nerverei vor dem Kleiderschrank und die ewige Frage: Was ziehe ich an? Und passt die Haremshose wirklich in ein Meeting mit den Business-Angels?

Die Artdirektorin einer großen amerikanischen Werbeagentur hat sich nach dem x-ten Montagmorgen vor dem Kleiderschrank dafür entschieden, eine Arbeits-Uniform zu entwickeln, damit sie diese morgendlichen Grübeleien ein für allemal los ist. Seit drei Jahren trägt sie nun jeden Tag das Gleiche: eine weiße Bluse zur schwarzen Hose und fühlt sich immer richtig angezogen. Wie ihre männlichen Kollegen im Anzug.

Aber auch jenseits des klassischen Anzugs haben erstaunlich viele berühmte Menschen eine solche Arbeitsuniform: Mark Zuckerberg, Erfinder von Facebook, trägt täglich graues T-Shirt zu Turnschuhen und Jeans. Apple-Visionär Steve Jobs hatte ausschließlich schwarze Rollkragenpullover, Jeans und Sneakers im Schrank. Auch Designer Karl Lagerfeld und US-Präsident Barack Obama sieht man immer im ähnlichen Outfit. Denn mit der Entscheidung für eine Uniform müssen sie sich nicht mehr jeden Tag aufs Neue entscheiden, was sie anziehen und können sich so auf andere, wichtigere Dinge konzentrieren. Irgendwie schlau. Und ein klein wenig langweilig.

Apropos Facebook

Ist man heute in Bewerbungsverfahren benachteiligt, wenn man in sozialen Netzwerken nicht registriert und engagiert ist? Der SZ-Jobcoach gibt eine Antwort.

Wie schafft sie das nur?

Sie wollten sich schon länger wieder einmal in einem stärkenden Bad aus Selbsthass, Unglauben und Selbstzweifeln baden? Sie fragen sich, wie manchen Frauen einfach alles zu gelingen scheint? Eine Ausnahme-Karriere? Wohlgeratener Nachwuchs? Ein Alabaster-Körper? Und Kochkünste, mit denen sie Das perfekte Dinner gewinnen könnten?

Die Antwort scheint nach der Lektüre der Montagmorgen-Rituale von acht US-Top-Managerinnen relativ klar: Weil sie keinen Schlaf brauchen und so diszipliniert sind, dass vermutlich sogar das eine Stück Schokolade, das sie sich pro Woche gönnen, einen festen Platz im Kalender hat. Aber hey, das ist jetzt wieder nur dieser typisch deutsche Frust-Neid eines Under-Performers, der da spricht ...

Schöner scheitern

Wenn Sie aus dem Selbstzweifel-Bad wieder aufgetaucht sind, empfehlen wir zum Schluss noch die Lektüre dieses tröstlichen Interviews: Die amerikanische Psychologin Carol Dweck forscht zu Fehlern im Beruf und ist zu dem Ergebnis gekommen: Gerade das Scheitern, das uns Deutschen so schrecklich erscheint, hilft in der Entwicklung der eigenen Fähigkeiten. Als dann, auf zum nächsten Scheiterhaufen.

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