Süddeutsche Zeitung

Job-Kolumne "Flurfunk":Berufs-Nostalgie und Wege aus der Prokrastination

Lesezeit: 2 min

Gute Gründe, das Handy auch mal stecken zu lassen, Hilfe gegen die Schockstarre vor dem übervollen Schreibtisch und andere Neuigkeiten aus der Welt zwischen Großraumbüro und Tagesgericht.

Von Christina Waechter

Passwort "Passwort"

Klar, eigentlich sollte jedes wichtige Passwort aus einer willkürlichen Folge von Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen bestehen. Weil der Mensch aber in der Regel keine Gehirnkapazitäten für allzu viel unlogischen Stuss hat (jetzt mal abgesehen von den Namen sämtlicher GNTM-Finalistinnen), hält er sich selten daran und verwendet stattdessen ein Wort, das - so die Hoffnung - nur für ihn eine Bedeutung hat.

Ein Glück! Denn so kommen wir in den Genuss dieser wunderbaren Bildergalerie der New York Times: Menschen erklären darin die Bedeutung ihrer Passwörtern - und plötzlich ergibt sogar "scaryspider" einen Sinn. Nur schade, dass sie jetzt vermutlich alle ihr wunderbares Passwort zurücksetzen müssen.

Lass stecken

Das wird jetzt der gemeine Digital Native ungerne hören, aber das ständige Handy-Checken ist nicht nur unfassbar unhöflich, sondern auch sehr, sehr schlecht für die eigene Produktivität und Kreativität.

In diesem Film erklärt James Hamblin, der niedlichste Arzt seit Dougie Howser, M.D., warum das menschliche Hirn Phasen der Langeweile braucht, um auf kreative Ideen und Lösungsansätze zu kommen.

Und zur weiteren Inspiration hier noch ein Erfahrungsbericht, wie das praktisch aussieht, wenn man einfach mal sein Telefon stecken lässt (Keine Panik, es handelt sich hierbei nur um eine Anregung!).

Laptops raus, Klassenarbeit

Und noch ein Experte, der in dieselbe Kerbe schlägt. Gerald Lembke ist Präsident des Bundesverbandes für Medien und Marketing und Professor für digitale Medien. Und er behauptet: Computer und Tablets haben in niedrigen Schulklassen nichts verloren.

Selbst seinen Studenten hat er die Laptops abgenommen - mit erstaunlich positivem Effekt. Statt sich von sozialen Medien ablenken zu lassen, können sie sich wieder auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren: nämlich zuhören und lernen.

Raus aus der Motivations-Falle

Wer noch nie prokrastiniert hat, darf den nächsten Abschnitt gerne überspringen und sich am Ausgang eine Medaille für übermenschliche Disziplin abholen. Alle anderen kennen diesen unguten Zustand vermutlich bestens: Man weiß, dass man den ganzen Schreibtisch voller unerledigter Aufgaben hat, die man eigentlich alle schon vorgestern erledigen wollte. Trotzdem nimmt man wie ferngesteuert auf dem Sofa Platz, um die Lieblings-Serie weiter zu schauen, während man durch den Instagram-Feed scrollt und den Reader auf dem Tablet leert.

Währenddessen stapeln sich die Unterlagen auf dem Schreibtisch in schwindelerregende Höhen, die Motivation lässt immer weiter nach und die Laune sinkt in den Keller. Doch es gibt einige Strategien, diesen unguten Kreislauf zu durchbrechen. Die Tipps sind alle nicht neu, aber in der Zusammenfassung können sie vielleicht dazu motivieren, einmal verschiedene Ansätze auszuprobieren und den passenden zu finden.

Schritt eins: eine winzig kleine Kleinigkeit erledigen. Und wenn man nur den Müll rausbringt. Wenn man mal einen Punkt von der To-Do-Liste gestrichen hat, kann dieses kurzfristige Hochgefühl dazu motivieren, sich gleich den nächsten vorzunehmen.

Zweiter Tipp: Priorisieren. Wer so viel zu tun hat, dass ihm alles über den Kopf wächst, muss jede anstehende Aufgabe zweimal prüfen: Ist sie wichtig? Und: Ist sie dringend? Beantwortet man beide Fragen mit "nein", darf man die Aufgabe getrost von der unmittelbaren To-Do-Liste streichen und die Welt sieht womöglich gleich ein bisschen schöner aus.

Früher war alles anders

Und fürs Wochenende noch ein kleiner Lesetipp für Nostalgiker, die sich nach der Rohrpost und dem Fläschchen Frauentrost in der Schreibtisch-Schublade zurück sehnen: Vor der Digitalisierung unseres Alltags waren Berufe zum Teil komplett anders als heute. Das war allerdings nicht immer uneingeschränkt positiv.

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