Job:Diese Menschen verdienen ihr Geld mit Erbschaften

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Jeder zweite Erblasser vermacht seinen Hinterbliebenen ein Haus oder eine Wohnung. Was nicht mehr gebraucht wird, entsorgen Entrümpelungsexperten. (Foto: Stephan Rumpf)

Also wenigstens indirekt: So arbeiten Anwälte, Notare, Nachlasspfleger und Entrümpler.

Von Stephanie Schmidt

Der Anwalt

Wer wird den Schmuck tragen, wer bekommt das Haus? Wenn sich Menschen mit ihrem Tod beschäftigen, stellen sie sich auch solche Fragen - und wenden sich dann im besten Fall an einen Fachanwalt für Erbrecht. "Sein wichtigstes Aufgabengebiet ist das Gestalten von Testamenten je nach persönlicher Lebenslage des Erblassers und die vorweggenommene Erbfolge", sagt Anton Steiner, Fachanwalt für Erbrecht in München. Letzterer Begriff bedeutet, dass er mit seinem Klienten klärt, auf welche Weise er Vermögen noch zu seinen Lebzeiten auf seine Nachfahren übertragen kann. Eine gute Beratung kann ihnen eine Ersparnis bei Erbschaftsteuer und Einkommensteuer bringen.

"Hilfe, ich wurde enterbt!" Es kommt auch vor, dass sich jemand an einen Fachanwalt für Erbrecht wendet, um seine Ansprüche gegenüber anderen Erben durchzusetzen. Oder aber die Erben versuchen, die Ansprüche sogenannter Pflichtteilsberechtigter abzuwehren. Der Fachanwalt für Erbrecht agiert jedoch vorwiegend außerhalb des Gerichts. "Er sollte es als seine Aufgabe ansehen, Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden, und nicht etwa Öl ins Feuer gießen", sagt Steiner.

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Wie wird man Fachanwalt für Erbrecht? "Nach dem zweiten juristischen Staatsexamen muss man mindestens drei Jahre als Anwalt zugelassen sein", sagt Steiner. "Zudem ist es Pflicht, spezielle Lehrgänge zu absolvieren und drei schriftliche Prüfungen zu bestehen. Außerdem muss man gegenüber der Anwaltskammer nachweisen, dass man mindestens 80 Erbrechtsfälle bearbeitet hat." Eine stattliche Zahl. Für einen jungen Juristen ist es schwierig, es auf so viele Fälle zu bringen. Wer in einer Sozietät tätig ist, habe es leichter, sagt Steiner.

Den Fachanwalt reizt an diesem Beruf zum einen das "breite Spektrum an juristischen Gestaltungsaufgaben". Da spiele "zum Beispiel auch Gesellschafts- und Familienrecht mit herein". Zum anderen das Menschliche: "Manchmal ähnelt dieser Beruf dem des Psychologen. Man muss gut zuhören und vermitteln können und mit ganz unterschiedlichen Charakteren zurechtkommen." Die Berufsperspektiven dieser Fachleute hält er übrigens für gut: "Das liegt an der demografischen Entwicklung und daran, dass die Erbschaftsteuer härter zuschlägt als früher."

Der Notar

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Wenn zum Beispiel ein Vater seinem Sohn ein handschriftliches Testament hinterlässt, kann er ihm auch ungewollt Schaden zufügen. Er hat womöglich dabei vergessen, dass nicht nur Vermögen, sondern auch die Schulden eines Verstorbenen auf die Nachfahren übertragen werden. Sehr wichtig sind auch die Formalitäten: "Manchmal fehlt bei handgeschriebenen Testamenten die Unterschrift", sagt die Bonner Notarin Thekla Schleifenbaum. "Es ist auch schon vorgekommen, dass unter einem Testament einfach nur ,Mama' anstelle des bürgerlichen Namens steht." Solche Testamente sind ungültig.

Wenn ein Eigentümer sichergehen will, dass sein Häuschen später dem Menschen zufällt, den er dafür auserkoren hat, wendet er sich an einen Notar. Zu dessen Aufgaben gehört neben Beurkundungen im Immobilienrecht, Familienrecht sowie im Gesellschafts- und Handelsrecht auch das Erbrecht. Notare beraten ihre Klienten im Hinblick auf den individuellen Inhalt des Testaments, sorgen dafür, dass es die korrekte Form hat, klar formuliert ist, registriert und beim Nachlassgericht hinterlegt wird.

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"Ein gut durchdachtes notarielles Testament bedeutet für Erben weniger Bürokratie und mehr Sicherheit", sagt Schleifenbaum. Abgesehen davon findet es die promovierte Notarin "sehr interessant, welche Vielfalt an Möglichkeiten das deutsche Erbrecht für die Gestaltung des Testaments bietet". Mit einem eröffneten notariellen Testament können die Erben unmittelbar zum Grundbuchamt marschieren und sich als Eigentümer des Häuschens eintragen lassen. Liegt nur ein handschriftliches Dokument vor, muss man zuerst einen Erbschein beantragen, was aufwendig und kostspielig ist.

Wer hauptberuflich als Notar arbeiten möchte, muss nach dem zweiten juristischen Staatsexamen ein Auswahlverfahren bestehen. Danach absolviert man den Anwärterdienst als Notarassessor im jeweiligen Bundesland. "Dieser dauert in der Regel drei Jahre, erst danach kann man sich als Notar bewerben", sagt Schleifenbaum. In einigen Bundesländern, zum Beispiel in Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, kann man nur nebenberuflich als Notar arbeiten und ist hauptberuflich als Rechtsanwalt tätig.

Und wenn das geerbte Haus wieder veräußert werden soll? Nachdem Käufer und Verkäufer sich geeinigt haben, arbeitet der Notar auf der Basis der Informationen, die er von ihnen erhalten hat, den Kaufvertrag aus. Er sorgt dafür, dass der Käufer erst dann bezahlt, wenn feststeht, dass er eine schuldenfreie Immobilie erwirbt. Und er kümmert sich darum, dass der Verkäufer sein Eigentum erst abgibt, nachdem der Kaufpreis bezahlt wurde. Hier kommt also eine weitere wichtige Funktion des Notars ins Spiel - die des Treuhänders, der dafür sorgt, dass bei Kauf und Verkauf alles mit rechten Dingen zugeht.

Der Nachlasspfleger

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Die junge Frau fällt aus allen Wolken, als sie per Brief erfährt, dass sie Erbin einer großen Stadtwohnung ist. Sie gehörte ihrem kürzlich verstorbenen Onkel, mit dem sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Für Überraschungen dieser Art zu sorgen, gehört zum Beruf des Nachlasspflegers. Eine seiner wichtigsten Aufgaben besteht darin, im Auftrag des Nachlassgerichts die gesetzlichen Erben zu ermitteln. Er wird aktiv, wenn wohlhabende alleinstehende Menschen sterben und kein Testament vorliegt.

Der Nachlasspfleger verwaltet den Nachlass. Das heißt, er dokumentiert genau, welche Wertgegenstände sich in der jeweiligen Wohnung befinden und wie viel Geld auf der Bank liegt. Außerdem sucht er nach dem Testament, das in einer Wohnung versteckt sein kann. Zu einer Nachlasspflegschaft gehört auch, dass man bei Standesämtern nachhakt oder in Kirchenbüchern und Archiven nach Hinweisen auf mögliche Erben sucht, manchmal führt die Spurensuche ins Ausland.

Ein aufwendiger Fall könne einen Nachlasspfleger ohne Weiteres 20 Stunden pro Woche in Anspruch nehmen, sagt Falk Schulz aus Münster, der seit mehr als 15 Jahren als Nachlasspfleger tätig ist. "Viele Fähigkeiten sind hilfreich in diesem Beruf. Nachlasspfleger brauchen detektivisches Gespür und organisatorisches Talent", sagt er. "Nützlich sind auch Kenntnisse in der Immobilien- und Vermögensverwaltung." Von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich sei juristisches Wissen, sagt er. Wenn man Archivar oder Standesbeamter sei, wenn man über Fremdsprachenkenntnisse verfüge oder privat Ahnenforschung betreibe, seien das ebenfalls gute Voraussetzungen für diese Tätigkeit.

Zum Nachlasspfleger kann sich im Prinzip jeder ausbilden lassen. Mit dem Ziel, die Ausbildung von Nachlasspflegern zu verbessern, hat Falk Schulz den Berufsverband Bund Deutscher Nachlasspfleger (BDN) und die dazugehörige Nachlass-Akademie mitgegründet. An der Akademie kann man sich unter anderem in einem Fachlehrgang zum "Zertifizierten Nachlasspfleger" ausbilden lassen. "Wenn man diesen Beruf ernst nimmt, sollte man sein Wissen immer wieder auf den neuesten Stand bringen", sagt Schulz. Deshalb lädt der BDN auch zu sogenannten Qualitätszirkeln ein. "Dort geht es immer um die neuesten Entwicklungen. Vor Kurzem hatten wir zum Beispiel einen ausgebildeten Geldsuchhund zu Gast. Solche Hunde können Scheine erschnüffeln", erklärt Schulz, der selbst Jurist ist. Nicht selten sind es auch Sozialpädagogen, Altenpfleger, Betriebswirte oder Bankkaufleute, die sich für solche Fortbildungen anmelden.

Der Beruf erinnert Schulz "an eine Wundertüte". Jeder Fall bringe neue Fragen und oft große Überraschungen. So hatte er es einmal schon fast aufgegeben, das Testament zu finden. Da entdeckte er ein Backbuch, in dem irgendwo zwischen Obstkuchenrezepten der Letzte Wille steckte.

Der Entrümpler

Wie soll ich das nur stemmen? Das dürfte der erste Gedanke sein, wenn man sich durch die vollgestopften Zimmer eines geerbten Hauses schlängelt. Zunächst ist es eine schöne Nachricht, dass man ein Haus geerbt hat. Weniger schön dagegen, was sich über die Jahre darin angesammelt hat. Die Antwort lautet: Im Alleingang klappt es nicht mit der Räumungsaktion. Der Erbe wendet sich also an einen professionellen Entrümpelungs-Service.

Diese Fachleute schaffen es binnen weniger Tage, einen Haushalt aufzulösen: Erst besichtigen sie die Räume und machen dem Kunden ein Angebot. Dann transportieren sie den Sperrmüll ab, entfernen Teppiche und Tapeten, dichten Wasserleitungen ab, lagern Gegenstände ein - so lange bis feststeht, was mit ihnen geschehen soll. Manche kaufen Einrichtungsgegenstände an und verwerten sie, sodass der Kunde insgesamt weniger für die Entrümpelungsaktion zahlen muss.

Dieses Angebot macht auch Peter Krinner aus München seinen Kunden mit seinem Unternehmen "Die Blitzentrümpler". Oft fährt er mit ausgewählten Sachen auf den Flohmarkt, "außerdem habe ich auch gute Kontakte zu Händlern". Angefangen habe alles damit, "dass ich selbst gerne auf Flohmärkten stöbere". Krinner hatte früher einen Job bei einem Trödelhändler, der auch Räumungen organisierte, "und da bin ich dann hängen geblieben."

Bei seinem eigenen Business liegt ihm der Umweltschutz besonders am Herzen. "Wir trennen sortenrein Holz, Glas, Metall, Porzellan und Papier und bringen diese Materialien zu Recyclingunternehmen", sagt er. "Leider schmeißen viele Kollegen einfach alles zusammen als Sperrmüll in den Container. Oder sie werfen Sachen weg, die noch was wert sind." Es erstaune und erschrecke ihn, "dass viele Erben offensichtlich überhaupt keine Beziehung zu dem Verstorbenen hatten. Sie wollen nichts von der Einrichtung mitnehmen." Vor der Gründung der eigenen Firma war er bereits zehn Jahre in der Branche tätig und hat bislang an 2000 Räumungsaktionen mitgewirkt. Dazu gehörte auch die Auflösung von gewerblich genutzten Räumen. Dafür muss man auch wissen, wie man Akten und Daten professionell vernichtet.

Welche Voraussetzungen sollte man für den Job des Entrümplers mitbringen? "Wenn man einen handwerklichen Beruf erlernt hat, dann ist das sehr gut", sagt Krinner. Er selbst ist Elektriker und erledigt bei Wohnungsauflösungen auch Arbeiten wie den fachgerechten Abbau von Lampen oder das Abklemmen des Herdes. "Aber die Schlepperei ist nicht lustig, das ist Schwerstarbeit", sagt er.

© SZ vom 07.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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