Interview:Wie riskant ist ein Jobwechsel mit 50?

Mit 50 haben die meisten noch 15 Arbeitsjahre vor sich. Wie ein später Neuanfang gelingt.

Die Trainerin Monika Birkner hat sich darauf spezialisiert, ältere Menschen in Umbruchsituationen zu beraten. Annette Zellner fragte die ehemalige Anwältin und Managerin, was man mit 50 Jahren tun kann, wenn man beruflich unzufrieden ist.

SZ: Können sich ältere Menschen derzeit einen Jobwechsel überhaupt leisten?

Birkner: Ja. Die pauschale Aussage, dass die Zeiten für einen Wechsel zu schwierig sind, ist falsch. Schließlich gibt es überall Ausnahmen: Unternehmen, denen es gut geht, und Ältere, die eine tolle Position finden. Es wäre schlimm, an etwas festzuhalten, was nicht mehr zu einem passt.

SZ: Es ist also Mut gefragt.

Birkner: Mutig sollte man durchaus sein. Aber nicht gleich tollkühn und sofort kündigen. Man sollte sich erst einmal ehrlich eingestehen, was man wirklich möchte. Wichtig sind eine große innere Klarheit und die Entschlossenheit, seine Talente zum Ausdruck bringen zu wollen. Das kann man in kleinen Schritten tun, indem man beispielsweise das Neue zunächst nebenberuflich ausprobiert. Da gibt es dann oft glückliche Zufälle.

SZ: Hält das Alter viele Menschen von einem beruflichen Neuanfang ab?

Birkner: Manchmal ist es eine mentale Barriere. Auch Arbeitnehmer haben verinnerlicht, dass Altern in unserer Gesellschaft negativ besetzt ist. Doch das subjektive Lebensgefühl ist heute mit 50 Jahren ganz anders als in der Generation vor uns. Viele Menschen befinden sich auf dem Höhepunkt ihrer Fähigkeiten. Mit 50 Jahren hat man immerhin noch 15 Jahre Arbeitszeit vor sich. Und wenn das Rentenalter im Zukunft noch heraufgesetzt wird, haben viele Menschen erst ein halbes Arbeitsleben hinter sich.

SZ: Arbeitgeber sind trotzdem skeptisch gegenüber Älteren. Wie überzeugt man sie im Gespräch?

Birkner: Vorab muss man sich überlegen, wie man seine Stärken vermittelt. Man sollte den Arbeitgeber mit Engagement und Kreativität überzeugen. Doch das größte Problem ist, dass man in einem gewissen Alter oft gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird.

SZ: Was kann man da tun?

Birkner: Sich nicht auf die traditionellen Bewerbungsmethoden verlassen, sondern ein Netzwerk schaffen, etwa zu ehemaligen Kollegen oder zu Bekannten aus einem Seminar. Es hat sich gezeigt, dass neue Jobs meistens über entfernte Kontakte zustande kommen.

SZ: Gibt es Berufzweige, in denen Ältere größere Chancen haben?

Birkner: Manchmal hat man eine Chance, weil man über eine Qualifikation verfügt, die heute selten geworden ist, wenn man etwa eine ältere Programmiersprache beherrscht. Wichtig ist auch, auf die Kombination von Talenten zu schauen. Da liegen oft die Stärken der Älteren - zum Beispiel, wenn sie Fachwissen mit einer besonderen Kommunikations- oder Führungsstärke verbinden können.

SZ: Und wenn jemand auf die 60 zugeht - ist eine neue Stelle dann utopisch?

Birkner: Nein, aber oft ist Selbstständigkeit die realistischere Alternative.

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