Interview:Lernen Ihre Studenten, wie man Popstar wird?

Die Popakademie Mannheim bildet seit einem Semester Pop-Talente aus.

Es muss ja nicht auf Madonna hinauslaufen. Für den Anfang tut es auch der Bachelor of Arts, den man an der neuen Mannheimer Popakademie erwerben kann. Jutta Göricke fragte Professor Udo Dahmen nach seinen ersten Erfahrungen im akademischen Betrieb.

Udo Dahmen

Udo Dahmen

(Foto: Foto: SZ)

SZ: Wie ist Ihr erstes Semester als Pop-Professor in Mannheim gelaufen?

Dahmen: Alles wunderbar. Wir hatten unsere ersten Prüfungen, bei denen die meisten Studierenden sehr gut abgeschnitten haben. Wobei einige allerdings noch mal antreten müssen. Denn wir achten auf einen hohen Qualitätsstandard.

SZ: Sie sind - wie andere Protagonisten der Musikszene auch - von Hamburg in den Süden gezogen. Warum ist ausgerechnet Mannheim Top of the Pops?

Dahmen: Die Gegend hat eine lange Musiktradition. Denken Sie nur an Joy Fleming, an die Band von Laith Al-Deen, an Jule Neigel, die Söhne Mannheims und natürlich Xavier Naidoo, der bei uns als Dozent arbeitet. Da entstehen Netzwerke, die sich gegenseitig befruchten.

SZ: Sie können es sicher nicht mehr hören: Ihre Popakademie hat nichts mit hammermäßigen Superstars zu tun?

Dahmen: Nein, wirklich nicht. Karrieren sind nicht in drei Monaten machbar. Wir bieten eine solide Ausbildung, sechs Semester Studium mit dem Bachelor als Abschluss. Vermutlich wären Deutschlands so genannte Superstars schon bei der Aufnahmeprüfung durchgefallen.

SZ: Trotzdem gibt es auch an der Idee einer seriösen Pop-Hochschule Kritik. Josef Protschka, Rektor der Musikhochschule Köln, findet zum Beispiel, dass der Begriff Popakademie ein Widerspruch in sich sei. Popmusik sei von ihrem Charakter her anti-institutionell.

Dahmen: Es gibt seit, sagen wir, fünfzig Jahren Popmusik, ein Zeitraum, in dem sich Standards und Strukturen herausgebildet haben. Die kann man lehren und lernen. Und Populäre Musik trägt nun mal den Vermassungszusammenhang als wesentlichen Charakterzug. Das sieht man auch an ehedem avantgardistischen Projekten wie Kraftwerk, die eine große kommerzielle Schlagkraft entwickelt haben.

SZ: Wie ist das Studium aufgebaut?

Dahmen: Wir haben zwei Studiengänge: einmal Popmusikdesign, wo sich alle Instrumentalisten, Sänger, Producer und Songwriter versammeln. Der andere Studiengang ist Musikbusiness, für angehende Labelbetreiber, Manager, Booker und Künstleragenten. Wichtig in beiden Studiengängen ist es, Input auf allen relevanten Ebenen zu geben, damit sich die Studenten später im Musikbusiness behaupten können, sei auf künstlerischer oder unternehmerischer Seite.

SZ: Sie legen daher auch bei den Praktikern großen Wert auf juristische und betriebswirtschaftliche Kenntnisse.

Dahmen: Ja. Schließlich sollen die Absolventen später überleben.

SZ: Sie haben in den Siebzigern als Schlagzeuger bei den Deutschrock-Kombos Rufus Zuphall und Kraan gespielt, später gar bei Sting. Hätte Ihnen eine akademische Ausbildung weitergeholfen?

Dahmen: Absolut. Man lernt schneller, kommt besser an Information. Und die hohe Dichte an kreativem Potenzial erhöht die Chancen auf Erfolg um ein Vielfaches.

SZ: Die nächsten Aufnahmetests stehen an. Was müssen Bewerber können?

Dahmen: Wir treffen eine Vorauswahl anhand der eingereichten Unterlagen. Dann findet eine Live-Runde statt. Popdesigner müssen in Musiktheorie fit sein und ein Instrument beherrschen.

SZ: Und gut aussehen?

Dahmen: Es ist sicher gut, wenn man eine interessante Persönlichkeit hat.

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