Internationaler Bildungsgipfel:Party ohne Gäste

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Es hätte ein internationales Gipfeltreffen werden sollen - und endet womöglich als afrikanisches Kaffeekränzchen. Die traurige Geschichte des Bildungsgipfels in Kapstadt.

Maria Holzmüller

Es sollte ein Gipfeltreffen von internationaler Bedeutung werden - und droht nun zu einem Nachmittagsplausch von Lokalpolitikern zu verkommen. Inspiriert von der globalen Bildungskampagne, die im Rahmen der Fußball-WM mit der Aktion 1Goal - Bildung für alle für weltweiten Zugang zu Grundschulen kämpft, kündigte Südafrikas Präsident Jacob Zuma Anfang Juni einen internationalen Bildungsgipfel in Kapstadt an - für den 7. Juli. Im Scheinwerferlicht der Fußballweltmeisterschaft sollte die Weltgemeinschaft endlich mal wieder über die Bildungsförderung in Entwicklungsländern sprechen.

Schulen in Afrika sind vielfach überfüllt und es fehlt an gutausgebildeten Lehrern. (Foto: dpa)

"Für uns muss Bildung der wichtigste Nebeneffekt der WM sein. Als Regierung planen wir für den 7. Juli einen 1Goal-Bildungsgipfel am Rande des Halbfinales in Kapstadt. Wenn er erfolgreich umgesetzt wird, könnte er 72 Millionen Kindern, die bislang ohne Schulbildung aufwachsen, ermöglichen, die Grundschule zu besuchen. Es wird das nachhaltigste Erbe der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 sein, und wir drängen alle Nationen der Welt dazu, diese Kampagne zu unterstützen", verkündete Zuma noch im Juni im Rahmen einer Pressekonferenz.

Aus dem nachhaltigen Erbe wird wohl erst einmal nichts. Erst wenige Tage vor dem ursprünglich angesetzen Termin gab die Regierung von Südafrika bekannt, dass der Bildungsgipfels verschoben wurde. Auf Sonntag, 11. Juli, den Tag des Finales. Möglicherweise soll die Bildungsproblematik so noch mehr Medienaufmerksamkeit bekommen - wahrscheinlicher aber ist, dass sie im Finaltrubel noch mehr untergeht, als das zu einem anderen Termin der Fall gewesen wäre. Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel wäre der Zeitpunkt vielleicht entgegengekommen. Eine Reise zum Finale lässt sich mit einem internationalen Bildungsgipfel ganz gut verbinden. Ein Argument zur Rechtfertigung der Fußballreise wäre das internationale Treffen allemal gewesen.

Doch Angela Merkel ist gar nicht eingeladen. Aus dem internationalen Bildungsgipfel ist inzwischen ein rein afrikanisches Treffen geworden."Wir haben lange darauf gewartet, dass endlich ein Vetreter der Bundesregierung eingeladen wird. Und jetzt erfahren wir, dass lediglich afrikanische Politiker zum Bildungsgipfel zusammenkommen werden. Für gerade einmal zwei Stunden. In der Zeit lässt sich sicherlich keine Strategieplanung erstellen", sagt Barbara Fürst, Bildungsexpertin der Welthungerhilfe. Wer genau eingeladen ist, sei noch nicht bekanntgegeben. Ihre Enttäuschung ist groß: "Es gab durchaus die Hoffnung, dass der Gipfel am Rande der Fußball-WM mit internationaler Beteiligung den Druck auf die afrikanischen Staaten ebenso erhöht wie auf die Geberländer, die Versprechen in der internationalen Bildungsförderung auch umzusetzen. Jetzt wird es aber wohl kaum konkrete Ergebnisse geben."

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Auch die Initiatoren der Kampagne 1Goal, die die Idee des Bildungsgipfels vorangetrieben hatten, reagierten mit Unzufriedenheit auf Zumas Planänderung. "Wir sind enttäuscht, dass die südafrikanische Regierung sich entschieden hat, keine größere Gruppe an Regierungsvertretern einzuladen, insbesondere weil zunächst angedeutet worden war, Jacob Zuma wolle ein Treffen von Politikern aus Industrie- ebenso wie aus Entwicklungsländern", hieß es in einer offiziellen Stellungnahme.

Südafrikas Präsident Jacob Zuma (hier neben Fifa-Präsident Joseph Blatter) hat sich entschieden, nur afrikanische Regierungsvertreter zum Bildungsgipfel nach Kapstadt einzuladen. (Foto: Reuters)

Die Teilnahme der Geberländer sei auch deshalb so wichtig für den Gipfel, weil es vorrangig um die Finanzierung der Bildungsförderung gehe, erklärt May Evers, Bildungsexpertin der Entwicklungshilfe-Organisation Plan Deutschland, die auch Mitglied der Kampagne 1Goal ist. "Es ist dringend eine bessere Verteilung der Gelder nötig, vor allem was die Grundschulbildung angeht. Es müssen mehr Lehrer ausgebildet werden, sie müssen besser bezahlt werden - viele sind derzeit auf einen Zweitjob angewiesen, um überhaupt überleben zu können", sagt sie. Es fehle zudem an Schulmaterial. Da viele Schulen inzwischen hoffnungslos überfüllt seien, und es nicht genügend Lehrer oder Lehrmaterial gebe, verließen zahlreiche Kinder nach sechs Jahren die Schule, ohne über Basis-Kompetenzen wie Lesen oder Schreiben zu verfügen, so Evers.

Und auch wenn die Politik dieses Mal nicht so mitspielt, wie sie sollte - die weltweite Unterstützung für die Bildungskampagne 1Goal ist groß, das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Problematik wächst. Das ist auch der Verdienst von Shakira, Cristiano Ronaldo oder Jérôme Boateng. In kleinen Videoclips setzen sie sich, wie ihre Kollegen Zinedine Zidane oder Mick Jagger für eine bessere Schulversorgung weltweit ein. "Es ist immer gut, wenn man Promis für eine Kampagne gewinnen kann, sie ziehen die Masse hinterher", sagt Barbara Fürst. Im Rahmen einer Online-Petition sollen so bis zum 30. Juli 30 Millionen Stimmen gesammelt werden, die die Regierungen an ihre Bildungsversprechungen erinnern sollen.

Das Problem der Finanzierung aber bleibt, wie Fürst verdeutlicht. "Derzeit werden etwa vier Milliarden Dollar für die internationale Bildungsförderung ausgegeben. Um jedem Kind weltweit eine Grundschulausbildung zu gewährleisten, sind allerdings 16 Milliarden Dollar notwendig", sagt sie. Über die Finanzierung kann allerdings nur gesprochen werden, wenn die Geberländer aus dem Westen an den Gesprächen beteiligt sind. Auch weil sie den Druck auf die Entwicklungsländer erhöhen, ihr Versprechen, 20 Prozent ihres Haushaltsbudgets für die Entwicklung auszugeben, auch zu halten.

Ganz ohne Hoffnung für das rein afrikanische Treffen ist May Evers von Plan Deutschland aber trotz allem nicht. "Die afrikanischen Länder können sich jetzt intensiv austauschen und einheitliche Forderungen formulieren", sagt sie. Denn spätestens im September, bei der Weltarmutskonferenz der Vereinten Nationen in New York wird die Bildungsförderung in den Entwicklungsländern erneut Thema sein. Dann soll ein kritischer Blick auf die im Jahr 2000 gesteckten Milleniumsentwicklungsziele geworfen werden, zu denen auch zählt, bis 2015 jedem Kind weltweit einen gebührenfreien Schulbesuch zu ermöglichen. Ob diese Vorgabe erreicht wird, bleibt mehr als fraglich - der ein oder andere internationale Bildungsgipfel wird auf dem Weg dorthin wohl noch nötig sein.

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