Oberstufen-Internat:Begegnung der Kulturen

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Illustration: Stefan Dimitrov (Foto: N/A)

An den United World Colleges (UWC) lernen Jugendliche aus aller Welt gemeinsam. Dahinter steckt ein spezielles Bildungskonzept.

Von Christine Demmer

Für die 181 Schülerinnen und Schülern des Robert Bosch College in Freiburg im Breisgau fallen die Weihnachtseinkäufe im lokalen Einzelhandel in diesem Jahr flach. Um den Jugendlichen die Heimreise während der Weihnachtsferien zu ermöglichen, hat ihnen Rektor Laurence Nodder den Besuch der Freiburger Innenstadt kategorisch untersagt. Mit dieser drastischen Maßnahme will das Internat die Schülerinnen und Schüler vor Corona-Infektionen mit anschließender Quarantänepflicht schützen.

Die Heimreise in den Ferien kann bei vielen dieser jungen Menschen einen ganzen Tag oder noch länger dauern: Wie bei allen zur Stiftung der United World Colleges (UWC) gehörenden Oberstufen-Internaten kommen drei von vier Schülern des Robert Bosch College in Freiburg nicht aus dem Land, in dem sie zur Schule gehen. "Nur etwa 50 Schülerinnen und Schüler stammen aus Deutschland", erklärt Internatssprecherin Ines Mabrouk. "Die anderen kommen aktuell aus 80 anderen Ländern."

Viele Nationalitäten lernen gemeinsam - damit folgen die 1962 mit einem ersten Internat in Wales gegründeten United World Colleges dem Leitgedanken des Reformpädagogen Kurt Hahn. Nach Ansicht des UWC-Initiators, auf dessen Ideen zur "Lebensertüchtigung" und Völkerverständigung auch die Schule Schloss Salem zurückgeht, lässt sich die Persönlichkeit 16- bis 19-jähriger Menschen besonders gut prägen. An allen UWC-Schulen gibt es nur zwei Jahrgangsstufen, nämlich die Abschlussklasse und die Jahrgangsstufe davor - im deutschen System also die Klassen zwölf und 13, beziehungsweise elf und zwölf.

Auch die Jugendlichen in Freiburg bereiten sich auf das International Baccalaureate (IB) vor und lernen dafür durchgehend in englischer Sprache. Der erfolgreiche Abschluss des zweijährigen Programms erfüllt die Zulassungsbedingungen vieler Hochschulen. Wer zusätzlich das deutsche Abitur machen will, muss seine Fächerwahl darauf ausrichten.

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Den nationalen Komitees, hierzulande vertreten durch die Stiftung UWC in Berlin, geht es freilich um mehr, als die jugendlichen Köpfe mit Wissen zu füllen. Schon von den Aspirantinnen und Aspiranten - bewerben kann man sich bis zum 28. November eines Jahres für das nächste Winterschuljahr - wird soziales Engagement verlangt und in einem anspruchsvollen Auswahlverfahren überprüft. Erwartet werden Interesse an globalen Themen, soziales Engagement, der Einsatz für Umwelt oder Feminismus oder gegen Rassismus und die Benachteiligung von Minderheiten. Wenngleich die Interessenten Wunschländer nennen dürfen, entscheiden die Juroren, für welches der 18 UWC-Internate auf fünf Kontinenten der Bewerber zugelassen wird. Deutsche Mitschüler finden sich überall auf der Welt.

Für Unterricht, Unterbringung und ein breit gefächertes Neigungs- und Sozialprogramm stellt das Robert Bosch College 72 000 Euro für zwei Schuljahre in Rechnung. Stiftungssprecherin Tanja Lewandowitz weist allerdings darauf hin, dass circa 85 Prozent aller Schüler ein Vollstipendium bekommen. "Wir orientieren uns am sozialen Bedarf der Familie", sagt sie. Am Geld soll der Collegebesuch nicht scheitern.

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