Intelligenz:"Ein IQ von 130 ist nichts Besonderes"

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Übung macht den Meister. Aber gilt das auch für den IQ-Test? (Foto: imago/Westend61)

Kann man für Intelligenz-Tests trainieren? Und was sagen sie überhaupt aus? Ein Interview mit einem überdurchschnittlich intelligenten Mitglied des Hochbegabten-Vereins Mensa.

Interview von Nicola Holzapfel

SZ: Verraten Sie uns Ihren IQ?

Matthias Moehl: Ich weiß ihn gar nicht mehr ganz genau und müsste nachschauen. Er liegt irgendwo zwischen 130 und 145. Ab einem Wert von 130 kann man Mitglied bei Mensa werden. Der Test misst bis 145.

Und wenn jemand schlauer ist? Sharon Stone hat ja angeblich einen IQ von 154.

Theoretisch ist die Skala nach oben offen. Um höhere Werte zu messen, müsste man schwierigere Tests entwickeln. Aber schon den bisherigen Test hat in Deutschland bislang noch niemand komplett richtig gelöst.

Von Goethe heißt es, er hätte einen IQ von 170 gehabt.

Das ist komplett unseriös, so etwas zu behaupten. Goethe hat ja nie einen Test gemacht. Natürlich war er genauso wie da Vinci oder Einstein überdurchschnittlich intelligent. Das waren Ausnahme-Genies. Aber man kann ihnen nicht nachträglich irgendeinen IQ-Wert zuweisen.

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In England wurde kürzlich eine Zweijährige in den Mensa-Club aufgenommen. Angeblich hat sie einen IQ von 152.

Das ist mir nicht ganz klar, wie das nachgewiesen wurde. Zum einen braucht man sehr viele Test-Kandidaten, um eine vernünftige Skala zu haben, die zeigt, wer unter- und wer überdurchschnittlich intelligent ist. Aber auch sprachlich stelle ich mir das bei einer Zweijährigen schwierig vor. Unser jüngstes Mitglied in Deutschland ist vier Jahre alt.

Sie bieten deutschlandweit Intelligenz-Tests an. Wie viele Deutsche haben wohl Chancen, Mensa-Mitglied zu werden?

Wir versuchen, die intelligentesten zwei Prozent zu erreichen. Das sind in Deutschland 1,6 Millionen Menschen. Ein IQ von 130 oder höher ist also gar nichts so Besonderes.

Was sagt der IQ-Wert denn überhaupt aus?

Er zeigt, wie gut jemand abstrakt denken kann. Andere Fähigkeiten wie die emotionale Intelligenz werden damit nicht erfasst. Die durchschnittliche Intelligenz liegt bei 100, ab einem IQ von 130 gilt man als hochbegabt. Aber man sollte das nicht überinterpretieren. Das sagt über den Menschen weiter überhaupt nichts aus.

Kann man solche Tests trainieren?

Man kann sich an die Situation gewöhnen, damit man nicht zu aufgeregt ist. Prüfungsangst vermindert natürlich die Leistung. Aber die Aufgaben selbst lassen sich nicht üben. Sie sollen ja prüfen, wie man sich in unbekannten Zusammenhängen zurecht findet. Da muss man einen Blick dafür haben.

Aber es gibt doch sicher einen Lern-Effekt, wenn man erst einmal begriffen hat, wie die Aufgaben aufgebaut sind und was verlangt wird?

Sicher kann man sich an die Art der Aufgabenstellung gewöhnen. Aber man wird nicht durch mehrmalige Teilnahme seinen IQ-Wert von 80 auf 130 steigern können.

Manche hochbegabte Kinder haben ja Schwierigkeiten, in der Schule zu bestehen. Gibt es auch Hochbegabte, die trotz ihrer überdurchschnittlichen Intelligenz am Test scheitern?

Das Phänomen des "Underachievers" gibt es, aber die Meisten kommen gut durch Schule und Studium. Natürlich kann es passieren, dass man den Test aus verschiedenen persönlichen Dispositionen heraus, zum Beispiel wegen hoher Prüfungsangst, unter seinen eigenen Möglichkeiten absolviert.

Könnten Sie und andere Mensa-Mitglieder die Intelligenz-Aufgaben, die sueddeutsche.de veröffentlicht, in Nullkommanix und ohne Fehler lösen?

Überlegen müssten wir bestimmt alle. Und sicher würden viele auch Fehler machen.

Wie intelligent muss man eigentlich sein, um sich einen Intelligenz-Test auszudenken?

Das ist eine gute Frage. Der Tests wurde unter anderem an der Universität Wien entwickelt. Ich weiß gar nicht, wie hoch der IQ der Professoren ist, die daran beteiligt waren.

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