Widerspruchslose Anpassung
Der Gallup-Engagement-Index: Waren im Jahr 2001 noch 16 Prozent der Arbeitnehmer hochmotiviert, sind es heute nur noch 13 Prozent.
(Foto: Foto: Gallup)Weil innerlich Gekündigte viel daran setzen, nicht aufzufallen, bemerken Kollegen und Vorgesetzte häufig nicht, was sich abspielt. Betroffene Mitarbeiter werden zu Mitläufern, die sich widerspruchslos anpassen. "Sie kündigen den 'psychologischen Arbeitsvertrag', der die unausgesprochenen Erwartungen, Hoffnungen und Wünsche des Arbeitnehmers gegenüber dem Arbeitgeber beinhaltet", sagt Ralf Brinkmann, der an der Fachhochschule Heidelberg Wirtschafts- und Arbeitspsychologie lehrt und das Phänomen der inneren Kündigung untersucht. "Sie sind sie nicht mehr bereit, sich gegen die Mehrheit mit der eigenen Meinung zu stellen und entwickeln sich zum Ja-Sager, der vieles abnickt und keine neuen Ideen, Vorschläge und Kritik mehr einbringt."
Glaubt man den Marktforschern von Gallup, kostet dieses Verhalten die Wirtschaft Milliarden: Allein durch höhere Fehlzeiten der innerlich Gekündigten entstehen Unternehmen Kosten in Höhe von 16,2 Milliarden Euro im Jahr. Hinzu kommen Einbußen durch unnötig hohe Fluktuation, schlechten Kundenservice, negative Mundpropaganda und Innovationsfeindlichkeit. Wer schlägt seinem Chef schon tolle Ideen vor, wenn er nur noch als Statist am Schreibtisch sitzt? Gallup schätzt, dass sich die Kosten durch solches Verhalten auf bis zu 109 Milliarden Euro pro Jahr summieren.
Laut Psychologe Brinkmann können als Ursachen für die innere Kündigung vier Faktoren für solches Verhalten in Frage kommen:
Die Gesellschaft: Vertritt das Unternehmen Werte, die gesellschaftlich nicht oder nicht mehr akzeptiert sind, fällt es Mitarbeitern schwer, sich dauerhaft mit der Firma zu identifizieren. Ebenso problematisch ist es, wenn der Beruf zwar extrem hohe Anforderungen an den Arbeitnehmer stellt, er dafür aber keinerlei Anerkennung erhält, sondern im Gegenteil mit einem schlechten Image zu kämpfen hat.
Die Organisation: Fehlt es einem Unternehmen an einer Vision, fühlen sich Mitarbeiter häufig alleingelassen und vermissen klare Leitlinien. Frustrierend wirken auch eine Kultur des Misstrauens, geringe Entscheidungskompetenzen, hohe Kontrolle, eine starre Organisationsstruktur und ausgeprägtes Hierarchie- und Statusdenken.
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