Süddeutsche Zeitung

Initiative für Studiengebühren:Warum wollen Sie fürs Studium löhnen?

René Hinkfoth sagt nicht nur "Ja zu Studiengebühren", sondern er hat auch kein Problem damit, wenn das Semester 4000 Euro kosten würde.

Tobias Kuhlmann

Im Sommersemester gab es in Deutschland heftige Proteste gegen die Einführung von Studiengebühren, vor allem in Nordrhein-Westfalen und Hessen. Doch in der Ferienzeit ist der Widerstand abgeflaut - und manch einer befürwortet die Gebühren sogar. René Hinkfoth ist Mitbegründer der Initiative "Ja zu Studiengebühren".

SZ: Kann man aus Ihrem Engagement schließen, dass Sie zu viel Geld haben?

Hinkfoth: Nein, im Gegenteil. Ich habe während meines Studiums gejobbt und sogar einen Bildungskredit aufgenommen, um mir mein Studium zu finanzieren. Wir Studenten fordern Gebühren, weil sie uns einen Mehrwert bringen.

SZ: Inwiefern?

Hinkfoth: Die Universitäten sollen die Mittel für eine Verbesserung der Lehre einsetzen, also für zusätzliche Angebote, kleinere Seminare und intensivere Betreuung. So könnten Studenten hochwertiger und zügiger studieren. Für viele wird sich das bezahlt machen. Wenn jemand auch nur ein Semester einspart, kann er früher Geld verdienen und allein so die Gebühren wieder wettmachen.

SZ: Ist nicht aber die Gefahr groß, dass mit dem Geld Haushalte saniert werden?

Hinkfoth: Die Gefahr ist natürlich da. Deshalb verbinden wir unsere Forderung nach Gebühren mit Bedingungen: Das Geld muss beispielsweise für Lehre und Studium ausgegeben werden.

SZ: Wenn Gebühren eingeführt sind, könnten Politiker solche Bedingungen schnell wieder vergessen.

Hinkfoth: Für die nächsten Jahre sehe ich diese Gefahr nicht. In manchen Bundesländern wurden "Zukunftsverträge" geschlossen, um dies zu verhindern. Wenn diese aber auslaufen, müssen wir aufpassen, dass den Unis das zusätzliche Geld nicht wieder weggenommen wird.

SZ: Wie hoch sollten Studiengebühren denn Ihrer Ansicht nach sein?

Hinkfoth: Zunächst rund 500 Euro pro Semester. Mit mehr Wettbewerb auf dem Bildungsmarkt werden wir dann aber sehen, wohin es sich entwickelt. Warum sollten es später nicht Beträge von 2000 oder 4000 Euro sein, wie es sie auch in anderen europäischen Ländern gibt?

SZ: Weil dies ungerecht sein könnte.

Hinkfoth: Das Gegenteil ist der Fall. Unsere Modelle sind gerecht. Der Student nimmt ein Darlehen auf, zahlt dies aber erst nach dem Studium zurück. Wie viel und wie schnell er zahlt, hängt von seinem Einkommen ab. Somit kann jeder studieren, unabhängig vom Einkommen seiner Eltern.

SZ: Trotzdem werden Sie sicher von vielen Kommilitonen scheel angeschaut.

Hinkfoth: Viele können es zunächst nicht verstehen, wie man als Student für Gebühren eintreten kann. Wir möchten dieses emotionsgeladene Thema aber sachlich diskutieren. Wenn man den Skeptikern die Vorteile vor Augen führt und die Bedingungen erläutert, können sich viele für Gebühren erwärmen. Kaum einer der Gebührengegner hier in Sachsen-Anhalt will - wie ja teilweise etwa in Hessen - Rektorate und Autobahnen besetzen. Wir sind sogar schon zusammen ein Bier trinken gegangen. Ich weiß allerdings nicht, was passieren würde, wenn ich nach Hessen ginge.

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Quelle:
SZ vom 14.08.2006
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