Imker-Ausbildung:Die Bienenversteher

Imker-Ausbildung: Viele Imker reisen mit ihren Bienenvölkern in weit entfernte Regionen, in denen gute Erträge zu erwarten sind.

Viele Imker reisen mit ihren Bienenvölkern in weit entfernte Regionen, in denen gute Erträge zu erwarten sind.

(Foto: Matthias Hiekel/dpa)

Tierwirte mit Fachgebiet Imkerei sind gefragt. Sie lernen am Institut für Bienenkunde in Celle.

Von Joachim Göres

Die meisten Imker in Deutschland betreiben die Bienenzucht als Hobby. Johannes Kuhn reicht das nicht. Er gehört zu den etwa 50 jungen Leuten, die in diesem Jahr ihre dreijährige Ausbildung zum Tierwirt, Fachrichtung Imkerei, abschließen wollen. Für knapp drei Monate besuchen sie das Institut für Bienenkunde in Celle, die bundesweit einzige Berufsschule speziell für Imker.

"Mein Opa war Imker, da lag der Gedanke an diesen Beruf nicht so weit entfernt. Ich wollte nach dem Abi eine praktische Ausbildung machen. So viel draußen zu sein, tut mir gut", sagt Kuhn, der in einem Demeter-Betrieb auf der Schwäbischen Alb lernt. Geschicklichkeit (um den Honig zu schleudern), handwerkliche Fertigkeit (um die Bienenkörbe zu reparieren) sowie eine gute Beobachtungsgabe (um Krankheiten bei Bienen zu erkennen) sind laut Agentur für Arbeit wichtige Eigenschaften angehender Imker.

Die große Nachfrage hierzulande lässt sich nur zu 20 Prozent mit heimischen Produkten decken

Kuhn wird in Celle aber auch in Fächern wie Betriebsorganisation, Biologie oder BWL/VWL unterrichtet. Im August stehen die letzten Prüfungen an. Dann weiß er Bescheid über artgerechte Haltung, Versorgung, Pflege und Transport der Bienenvölker, über Völkervermehrung, Königinnenzucht und Vererbung oder das Herstellen marktgerechter Erzeugnisse. Die Vermarktung ihrer Produkte dürfte für die meisten neuen Profiimker künftig eine große Rolle spielen. "Es gibt wenige feste Stellen nach der Ausbildung. Ich werde mich wohl selbständig machen. Dafür braucht man allerdings Geld", sagt Kuhn.

Erfahrene Imker sprechen aber von guten Aussichten: In Deutschland ist der Honigabsatz weltweit Spitze, die Nachfrage kann nur zu 20 Prozent mit heimischem Honig gedeckt werden. Hinzu kommt der verarbeitete Honig, der sich in Keksen, Cornflakes, Müsliriegeln oder sogar in Zigarren wiederfindet. Auch viele Nebenerzeugnisse wie Kerzen oder Met erfreuen sich großer Beliebtheit. "Die Preise haben sich seit der Wende fast verdoppelt", sagt Klaus Ahrens, dessen Sohn derzeit ebenfalls eine Imkerausbildung macht.

Ahrens besitzt 200 Bienenvölker und betreibt in der dritten Generation in Müden an der Örtze am Rande der Lüneburger Heide eine Vollerwerbsimkerei. Der Honig wird direkt verkauft, über Wochenmärkte, Hausladen oder Internet. Ahrens kennt auch die Risiken. "Als ich vor 30 Jahren ausgebildet wurde, galt man als schlechter Imker, wenn man fünf Prozent seiner Bienen verloren hat. Heute gilt ein Verlust von zehn Prozent als normal. Es gibt Kollegen, die haben im vergangenen Jahr alle ihre Bienen verloren", sagt er. Die sich ausbreitende Varroamilbe ist in seinen Augen nur ein Grund für diese Entwicklung: "Es fehlen Blühflächen und es werden zu viele Pestizide in der Landwirtschaft eingesetzt, die die Bienen beeinträchtigen." Dabei sei die Biene das drittwichtigste Nutztier, denn sie ist für die Bestäubung der Pflanzen notwendig. Ihre Bestäubungsleistung wird auf zwei Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland geschätzt.

Laut Ahrens gibt es bundesweit an die 200 Berufsimkereien sowie 4000 Nebenerwerbsimkereien. Diese reisen mit ihren Bienenvölkern oft dorthin, wo gute Erträge zu erwarten sind, manchmal Hunderte Kilometer weit. Sie erzeugen zwei Drittel des in Deutschland produzierten Honigs, Hobbyimker das verbleibende Drittel.

"Der Beruf ist körperlich schon anstrengend, ein Bienenkorb kann bis zu 50 Kilo schwer sein. Es gibt Hilfsmittel, aber dennoch müssen Imker viel heben", sagt Kuhn. Seine Mitschüler in Celle sind zwischen 17 und 45 Jahre alt - eine bunte Gruppe, zu der ehemalige Soldaten, Biologen und Archäologen gehören. Ein bestimmter Schulabschluss ist keine Voraussetzung. 2015 hatten 56 Prozent der Ausbildungsanfänger das Abitur, 22 Prozent einen mittleren Schulabschluss, elf Prozent einen Hauptschulabschluss und weitere elf Prozent keinen Abschluss. Nicht das große Geld lockt sie - bei einer Ausbildungsvergütung von monatlich 600 Euro haben sie gelernt, mit wenig auszukommen.

Nach Angaben des Deutschen Imkerbundes wurden 2016 in Deutschland 20 000 Tonnen Honig erzeugt. 115 000 Imker hatten zusammen 900 000 Bienenvölker, der höchste Wert seit Jahrzehnten. Vor allem die Zahl der mehr als 100 000 Hobbyimker, die ihre wenigen Bienenvölker an einem festen Standort aufstellen, hat stark zugenommen, gerade in Städten. Das merkt auch das Bieneninstitut in Celle - seine Kurse für Hobbyimker zu Themen wie Korbbinden, Brutkrankheiten oder Bestäubung sind gefragter denn je.

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