Humor im Job:Erst das Vergnügen, dann die Arbeit

Die Pädagogin Eva Ullmann erklärt, wie man sich trotz Stress im Job Humor bewahrt. Ein Gespräch über den Zusammenhang von Spaß, Spott, Gehalt und Erfolg.

Isa Hoffinger

Viele Arbeitnehmer haben derzeit wenig zu lachen. Trotzdem rät Eva Ullmann Mitarbeitern und Führungskräften, die Krise mit Humor zu nehmen. Die Pädagogin ist Gründerin des Deutschen Instituts für Humor in Leipzig und Autorin des Buchs "Humor im Business".

Humor im Job: Humor im Job: Ein humorvoller Umgang mit Problemen motiviert.

Humor im Job: Ein humorvoller Umgang mit Problemen motiviert.

(Foto: Foto: dpa)

SZ: Alle reden von der Wirtschaftskrise. Raten Sie zu Galgenhumor?

Eva Ullmann: Das kommt darauf an, was Sie darunter verstehen. Es gibt viele Facetten von Humor, nicht alle fördern die Stimmung am Arbeitsplatz. Ein guter Witz kann helfen, Anspannungen zu lösen und Frust abzubauen. Von zynischen Kommentaren wie "Wenn wir Pleite gehen, muss der Chef seinen Kaviar eben bei Aldi kaufen" halte ich nicht viel. Solche Sprüche drücken Schadenfreude aus und stellen jemanden bloß. Spott ist wirklichkeitsverdrängend und aggressiv. Ironie ist dagegen realitätsbejahend und hilft, mit ernsten Situationen besser umzugehen. Guter Humor sollte dazu dienen, andere zum Lachen zu bringen und nicht jemanden lächerlich zu machen.

SZ: Warum ist Humor im Job wichtig?

Ullmann: In Krisenzeiten geht es immer um Qualitätsmanagement. Viele Unternehmen erziehen ihre Mitarbeiter zu Verbesserungsfetischisten, die auf der Suche nach Fehlern an ihren Kollegen herummäkeln. Oft ändert sich dadurch nichts, es entsteht nur unnötig Druck. Ein humorvoller Umgang mit Problemen ist motivierender. Wer Spaß im Job hat, grämt sich auch nicht über sinnlose Umstrukturierungen oder ein mittelmäßiges Gehalt. Studien zeigen übrigens, dass Humor erfolgreich macht. Humorvolle Menschen werden bevorzugt eingestellt und klettern auf der Karriereleiter schneller nach oben. Ob auf Kongressen oder in Talkshows: Experten mit Humor werden häufiger eingeladen und besser bezahlt.

SZ: Wie können Firmen von einem humorvollen Umgang profitieren?

Ullmann: Humor macht Mitarbeiter leistungsfähiger und fördert ihre Konzentration. Beim Lachen tankt ein Mensch nämlich ähnlich viel Sauerstoff wie beim Joggen. Ein gutes Beispiel für materiellen Erfolg durch Humor ist die Fluggesellschaft Southwest Airlines. Die Stewardessen wurden angehalten, statt der bloßen Aufzählung aller Routinevorschriften auch einige lustige Anweisungen zu geben, zum Beispiel: "Bitte stellen Sie Ihre Sitze in die aufrechteste und ungemütlichste Position, die Sie einnehmen können." Die Fluglinie gewann mit ihrer Humor-Offensive schnell neue Kunden.

SZ: Sind die Deutschen eigentlich tatsächlich besonders humorlos?

Erst das Vergnügen, dann die Arbeit

Ullmann: Der führende Forscher auf dem Gebiet der Gelotologie, also der Humorforschung, heißt Willibald Ruch und ist Österreicher. Deutschland und Österreich haben angeblich das größte Humor-Repertoire weltweit, es gibt zum Beispiel eine lebendige Kabarettisten-Szene. Aber tatsächlich gibt es Studien, die belegen, dass wir hierzulande immer weniger lachen. Die Deutschen haben zwar Humor, aber viele Leute trauen sich offenbar nur in ihrer Freizeit, ausgelassen zu sein. Arbeit ist für uns eine ernste Sache. Das zeigt sich auch in Sprichworten wie "Zuerst kommt die Arbeit, dann das Vergnügen". In anderen Ländern ist man offener für Späße im Job. Engländer zum Beispiel setzen Humor oft in Verhandlungen ein, um Eskalationen zu verhindern.

SZ: Sie zitieren in Ihrem Buch eine Studie, nach der sich 69 Prozent der Deutschen einen humorvolleren Chef wünschen. Brauchen wir mehr Hofnarren in Führungspositionen?

Ullmann: Viele Chefs meinen, sie müssten Witze reißen, um ihre Mitarbeiter bei Laune zu halten. Aber nichts ist anstrengender, als krampfhaft über die Witze von Vorgesetzten lachen zu müssen. Ein schönes Beispiel für guten Humor auf der Führungsebene ist eine Firma, die während der Fußball-WM 2006 dauernd Krankschreibungen bekam, wenn interessante Spiele übertragen wurden. In der Werkshalle hängte das Unternehmen daraufhin einen Zettel aus, auf dem stand: ,,Wer weiß, dass er in den nächsten Tagen krank sein wird oder zu einer Beerdigung gehen muss, der meldet sich bitte einen Tag vor dem Spiel bei der Sekretärin''. Die Kritik war deutlich, aber humorvoll verpackt. Die Mitarbeiter konnten ohne Drohungen ihr Verhalten ändern, und die Stimmung blieb gut.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: