Homosexualität:Schwule Männer verdienen weniger

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Werden homosexuelle strukturell schlechter bezahlt als heterosexuelle Beschäftigte? DIW-Experten haben Hinweise darauf gefunden. (Foto: imago/Ikon Images)
  • Heterosexuelle Männer verdienen pro geleistete Arbeitsstunde 2,14 Euro brutto mehr als homosexuelle.
  • Der Unterschied wird größer, wenn man ausschließlich Männer mit vergleichbaren Qualifikationen, Positionen und Berufen betrachtet.
  • Ob homosexuelle Arbeitnehmer diskriminiert werden, lässt sich auf Grundlage der Daten nicht sagen.

Von Larissa Holzki

Die Sexualität spielt beim Lohn anscheinend eine Rolle - zumindest bei Männern. Das haben Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) herausgefunden. Bei einer Analyse des Brutto-Stundenlohns stellten sie fest, dass heterosexuelle Männer in der gleichen Zeit mehr verdienen als homosexuelle, im Schnitt beträgt der Unterschied 2,14 Euro. Bei den Frauen in der Stichprobe ergibt sich ein umgekehrtes Bild: Lesben bekommen für eine Arbeitsstunde mehr als heterosexuelle Arbeitnehmerinnen. Die Datenlage ist den Experten hier jedoch zu unsicher, um die Ergebnisse auf die Gesamtbevölkerung zu übertragen.

Das Ergebnis der Analyse legt nahe, dass es, ähnlich dem Gender Pay Gap, also der Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, einen "Sexuality Pay Gap" gibt. Dieser beträgt - gemessen am Bruttostundenlohn - zwölf Prozent. Bei genauerem Hinsehen gibt es aber deutliche Unterschiede zwischen Geschlechter- und Sexualitätsungleichheit: Ungeachtet von Berufsgruppe und Ausbildung verdienen Frauen 21 Prozent weniger als Männer. Vergleicht man aber lediglich Frauen und Männer aus gleichen Branchen und Hierarchieebenen, schrumpft der Abstand auf etwa sechs Prozent.

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Bei Lesben, Schwulen und Bisexuellen verhält es sich andersherum: "Bei gleicher Ausbildung, Branche und Position ist die Lohnlücke noch größer", sagt Studienautor Simon Kühne. Sie beträgt 2,64 Euro pro Stunde. Die Differenz lässt sich also weder durch Qualifikation noch durch Berufserfahrung erklären.

Das deutet auf noch mehr Ungerechtigkeit hin: Denn Lesben, Schwule und Bisexuelle erreichen im Schnitt höhere Bildungsabschlüsse als Heterosexuelle. "Es wäre eigentlich zu erwarten, dass sie sogar mehr verdienen als Heterosexuelle", sagt Kühne. Diese Voraussetzung sollte ihnen erleichtern, auch gut bezahlte Positionen zu besetzen und sie beim Stundenlohn besser abschneiden zu lassen. Mitverfasser Martin Kroh interpretiert deshalb: "Ein solcher Sexuality Pay Gap, der in ähnlichem Umfang schon in anderen Ländern ermittelt wurde, legt eine Benachteiligung Homo- und Bisexueller nahe."

Die Daten beruhen auf einer Auswertung des "Sozio-oekonomischen Panels" (SOEP), einer jährlich durchgeführten, repräsentativen Befragung von Privathaushalten in Deutschland. Ein Beweis für Lohndiskriminierung ist damit jedoch nicht erbracht. Das betont auch Studienautor Kroh: "Das ist erst mal nur ein Indikator, vermutlich gibt es eine Reihe von Erklärungen für die Lohnlücke." So haben die Experten herausgefunden, dass homosexuelle Männer mehr Überstunden leisten als heterosexuelle - das drückt den Stundenlohn.

Kennt der Arbeitgeber die sexuelle Orientierung?

Bei der SOEP-Befragung werden die Teilnehmer gezielt nach ihrer sexuellen Orientierung gefragt. Ob jeder Befragte sie auch preisgibt, lässt sich nicht feststellen. Ungewiss ist ebenfalls, ob die berichtete Orientierung auch dem Arbeitgeber bekannt ist. Zuletzt hat eine Studie für Aufsehen gesorgt, die das bezweifeln lässt: Fast jeder dritte homosexuelle und sogar jeder zweite bisexuelle Beschäftigte hält seine Sexualität demnach am Arbeitsplatz geheim.

Viele der lesbischen, schwulen und bisexuellen Teilnehmer der Studie hatten außerdem berichtet, dass sie am Arbeitsplatz ausgegrenzt, belästigt und gemobbt würden. Jeder Zehnte gab an, aufgrund seiner sexuellen Orientierung bereits entlassen, versetzt oder gar nicht erst eingestellt worden zu sein.

Gibt es Gehaltsunterschiede unter bisexuellen und homosexuellen Beschäftigten, abhängig davon, ob sie ihre Sexualität offen leben? Es ist nur eine der Fragen, denen die Forscher nun nachgehen müssen, um eine Lohndiskriminierung belegen oder ausschließen zu können.

Mit Material der dpa.

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