Hochschulstandort Deutschland:Rekord mit Schönheitsfehlern

Der deutsche Staat gibt in diesem Jahr fast 100 Milliarden für die Bildung aus. Trotzdem muss an vielen Stellen nachgebessert werden.

Tanjev Schultz

Der deutsche Staat gibt in diesem Jahr fast 100 Milliarden Euro für Bildung aus. Das zeigt der Bildungsfinanzbericht, den das Statistische Bundesamt am Mittwoch vorlegte. Bund, Länder und Gemeinden veranschlagten demnach für 2009 insgesamt 97,9 Milliarden Euro für Bildung, vier Prozent mehr als im Vorjahr. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) sprach von einem "Rekord". Deutschland sei auf gutem Wege, das Ziel zu erreichen, im Jahr 2015 zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Bildung und Forschung zu investierten. Nach den jüngsten Zahlen betrug der Anteil 2007 nur 8,4 Prozent.

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(Foto: Foto: SZ)

Weniger Prüfungen

Die Statistik wurde einen Tag vor einem Treffen der Kultusminister in Bonn veröffentlicht. Erneut wollen dort Tausende Studenten für höhere Bildungsausgaben und bessere Studienbedingungen demonstrieren. Die Kultusminister kündigten Verbesserungen an. Die Zahl der Prüfungen im Bachelor-Studium soll reduziert werden. Die Arbeitsbelastung für das Studium dürfe nicht höher sein als 32 bis 39 Studenten in der Woche, sagte Niedersachsens Kultusminister Lutz Stratmann (CDU). Niedersachsen und Rheinland-Pfalz bereiten federführend einen Beschluss der Länder für die Studienreform vor.

Die Studienzeit hat sich durch den Bachelor verkürzt. Im Prüfungsjahr 2008 benötigten Absolventen im Schnitt 9,6 Semester, im Jahr 2000 waren es 10,7 Semester. Drei viertel aller Studienanfänger sind bereits in einem der neuen Bachelor-Programme eingeschrieben. Derzeit sind diese meist auf sechs Semester angelegt. Die Minister wollen klarstellen, dass auch acht Semester möglich sind.

Die in mehreren Bundesländern erhobenen Studiengebühren haben nach Darstellung des Statistischen Bundesamts keine Massenflucht in gebührenfreie Länder ausgelöst. Hamburg und Baden-Württemberg hatten trotz Gebühren Zugewinne an Studenten. Das Deutsche Studentenwerk und der DGB verlangten am Mittwoch eine große Bafög-Reform. Die Fördersätze sollten um drei bis vier Prozent, die Elternfreibeträge um vier bis fünf Prozent erhöht werden.

Finanzielle Hilfe vom Bund

Bundesbildungsministerin Schavan bot den Ländern erneut finanzielle Hilfe des Bundes an. In der Zeit stellte sie einen wesentlichen Teil der Föderalismusreform in Frage. Es sei falsch gewesen, die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern in der Bildungspolitik zu verbieten, sagte Schavan. Das sogenannte Kooperationsverbot nannte sie einen Fehler. Priska Hinz von den Grünen nannte dies eine "späte Erleuchtung" Schavans.

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