Hochschulpolitik:Deutschland braucht mehr Akademiker

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Zwar gibt es immer mehr Studenten - doch das liegt nicht an der Qualität des Studiums. Im Gegenteil: Die überfüllten Unis schotten sich ab.

B. Taffertshofer

Studieren lohnt sich. Dies gilt zunächst einmal, ganz profan, in ökonomischem Sinn, wie eine aktuelle Studie belegt. Das Risiko, mit einem Studium längere Zeit arbeitslos zu sein oder in schlechtbezahlten Jobs zu landen, ist geringer.

Gut besuchter Hörsaal: Von einer hohen Studentenzahl profitiert die Volkswirtschaft. (Foto: Foto: dpa)

Eine Lehre schützt davor schon lange nicht mehr: Von den Niedrigverdienern ist nur ein kleiner Teil unqualifiziert, die meisten haben eine Berufsausbildung abgeschlossen. Von einer hohen Studentenzahl profitiert also die Volkswirtschaft. Deutschland jedoch wird in den nächsten Jahren unter einem Mangel an Absolventen leiden, vor allem Ingenieure und Lehrer werden fehlen.

Viel zu hohe Abbrecherquote

Noch nie haben in Deutschland so viele Menschen einen Hochschulabschluss erreicht wie im vergangenen Jahr, das ist erfreulich. Insgesamt beendeten 286.400 Studierende erfolgreich ihr Studium. Das bedeutet einen deutlichen Anstieg von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Doch es wäre ein Irrglaube zu meinen, dies läge an der Qualität und Attraktivität des Studiums. Mehr als 20 Prozent der Hochschüler brechen vorzeitig ab. Und trotz der Bildungsexpansion der vorigen Jahrzehnte erwerben zu wenige Schüler die Hochschulreife, obwohl viele die Fähigkeiten dazu hätten. Das wird sich Deutschland auf Dauer nicht leisten können.

Zwar arbeiten Politik und Hochschulen daran, die Betreuung der Studenten zu verbessern. Doch momentan führt das zu der paradoxen Situation, dass sich die überfüllten Universitäten mit hohen Zulassungshürden vor Bewerbern abschotten. Wenn Hochschulen mehr Absolventen hervorbringen sollen, dann werden sie mehr Professoren brauchen. Professoren, die sich nicht nur solche Studenten wünschen, die die gleiche Karriere wie sie anstreben. Professoren, die sich neben der Forschung für die gute Ausbildung der Jugend einsetzen. So könnte sich ein Studium tatsächlich lohnen.taff

© SZ vom 28.8.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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