Hochschulen und Finanzkrise:Eliteunis knapp bei Kasse

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An der Wall Street haben Tausende Berufsanfänger ihre Jobs verloren. Vor der Krise fliehen sie zurück auf den Campus. Doch dort fehlt das Geld für ihr Studium.

Moritz Koch, New York

New York - Auch die geschicktesten Investoren können sich dem Sog auf den Finanzmärkten nicht mehr entziehen. Die Vermögensverwalter der Harvard University stehen vor "noch nie dagewesenen Einbußen". Die Uni gibt zwar keine Einzelheiten preis, doch ihre Präsidentin Drew Faust hat bereits eine Periode "finanzieller Zurückhaltung" ausgerufen. Gerade die privaten Elite-Unis wie Harvard, Yale, Princeton und Duke verfügen über milliardenschwere Stiftungsfonds und sind von Kapitalerträgen abhängig.

Eliteuni Stanford: Nun zahlen die Hochschulen den Preis für ihre Risikofreude. (Foto: Foto: ap)

In den vergangenen Jahren überwiesen die Unis 35 Prozent ihres Vermögens an Beteiligungsgesellschaften, Hedgefonds und Risikokapitalfirmen oder steckten es in Rohstoffe und Ländereien. Sichere Schatzbriefe und Bundesanleihen erschienen nicht attraktiv genug. Lange ging die Rechnung auf. Die breite Streuung der Investitionen erwirtschaftete hohe Renditen. Nun aber zahlen die Unis den Preis für ihre Risikofreude.

Das Geld ist knapp

Harvard verfügt über den größten Hochschulfonds der USA. Er umfasst 37 Milliarden Dollar, wird von renommierten Fachleuten gemanagt und deckt normalerweise mehr als ein Drittel der laufenden Ausgaben der Uni. Nun ist das Geld knapp - ausgerechnet zu einer Zeit, in der es dringend gebraucht wird. Der Andrang der Bewerber ist enorm. An der Wall Street haben Tausende Berufsanfänger ihre Jobs verloren. Vor der Krise fliehen sie zurück auf den Campus. Die Business Schools sind für sie der ideale Unterschlupf. Nur fehlen jetzt die nötigen Mittel, um Kapazitäten für mehr Studenten zu schaffen. Die Unis sind auf die Kapitaleinkünfte der Fonds angewiesen.

Die Geldnot wird dadurch verschärft, dass sich die Investitionen der Stiftungsfonds nicht ohne weiteres zu Bargeld machen lassen. Die Anteile an Hedge- und Beteiligungsfonds werden nicht öffentlich gehandelt, anders als bei Aktien gibt es keine Börse. Oft müssen Investmentbanken angeheuert werden, um Interessenten ausfindig zu machen. So müht sich Harvard derzeit, 1,5 Milliarden Dollar aus einem Fonds für Firmenübernahmen abzuziehen.

Die hektischen Verkaufsversuche drücken den Preis. Für jeden Dollar, den sie in Beteiligungsfonds angelegt hatten, bekommen Investoren derzeit nur 50 Cent zurück, schätzen Analysten. Hinzu kommt: Die Unis erhalten auch weniger Spenden, weil ehemalige Studenten und freigiebige Mäzene ihr Geld zusammenhalten. Bleibt noch die Hoffnung auf den Staat. Barack Obama hat angekündigt, dass Forschungs- und Bildungseinrichtungen ein Schwerpunkt des Konjunkturpakets sein werden, mit dem er die Rezession bekämpfen will.

© SZ vom 4.12.2008/bön - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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