Hochschulen:Abgeschafft

Niedersachsen schließt zwei Fachhochschulen und streicht an zahlreichen Unis ganze Fachbereiche. Dadurch sollen schon im kommenden Jahr mehr als 40 Millionen Euro eingespart werden.

Die Hochschullandschaft in Niedersachsen steht vor tief greifenden Veränderungen: Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU) stellte am Dienstag das lang erwartete Konzept vor, auf dessen Grundlage Universitäten und Fachhochschulen 40,6 Millionen Euro im kommenden Jahr sparen sollen. Die Standorte Buxtehude und Nienburg werden komplett aufgegeben, darüber hinaus werden an zahlreichen Unis Fachbereiche geschlossen oder verlagert. Bei SPD und Grünen stießen die Pläne auf scharfe Kritik.

In Lüneburg werden die Universität und die Fachhochschule zusammengelegt. "Das ist ein einmaliger Vorgang in der deutschen Hochschulgeschichte", sagte Stratmann. Dort solle eine Modell-Hochschule entstehen, in der alle Studiengänge auf die international anerkannten Abschlüsse Bachelor und Master umgestellt werden. Vor allem durch die Bündelung der Verwaltung hofft das Ministerium, dort sparen zu können. Der Studiengang Diplom-Sozialpädagogik wird in Lüneburg abgeschafft.

Aus für Buxtehude und Nienburg

Der Lüneburger Universitätspräsident Hartwig Donner äußerte sich nach Bekanntwerden der Pläne optimistisch: "Das ist mittelfristig eine große Chance", sagte er. Die Zusammenlegung sei stabilisierend für den Standort.

An den Fachhochschulen in Buxtehude und Nienburg, die komplett geschlossen werden sollen, können bisher Architektur und Bauwesen studiert werden. "Wir haben eine Überkapazität in diesen Studienfächern in Niedersachsen", sagte Stratmann. "Die Entscheidung ist uns aber alles andere als leicht gefallen."

Von der Schließung bedroht ist nach seinen Worten auch die Fachhochschule in Leer, der abschließende Untersuchungsbericht dazu liegt aber noch nicht vor.

In Buxtehude wurden die Schließungspläne mit Bestürzung aufgenommen. "Ich bin sehr enttäuscht", sagte der Dekan des Baufachbereichs der FH Nordostniedersachsen, Prof. Albrecht Beyer. Er wisse nicht, nach welchen Kriterien diese Entscheidung getroffen worden sei. Es sei niemand aus Hannover in Buxtehude gewesen, um sich vor Ort ein Bild von der Arbeit der FH zu verschaffen. Dort gibt es rund 700 Studenten.

Jahre des Schließens

An der Universität Hannover wird die Lehrerausbildung für Grund-, Hauptschul- und Realschullehrer aufgegeben und nach Hildesheim verlegt. Ferner sollen an der Uni Hannover die Fachbereiche Soziologie und Romanistik gestrichen werden. Die lange Zeit ebenfalls diskutierte Schließung der Jura-Ausbildung in Hannover ist vom Tisch, der Fachbereich soll aber seinen sozialwissenschaftlichen Schwerpunkt aufgeben.

Die Fachhochschule Hannover verliert neben ihrem Bauwesen-Standort Nienburg auch die Bildende Kunst. Dies soll künftig außerhalb der Lehrerausbildung nur noch an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig gelehrt werden. An der Universität Göttingen wird in der Mediziner-Ausbildung das Rechtsmedizinische Institut geschlossen. Dieser Studienbereich soll nur noch an der Medizinischen Hochschule Hannover angeboten werden.

Wissenschaftsminister Stratmann versicherte, an sämtlichen betroffenen Standorten könnten die Studieren ihre Ausbildung "in angemessener Zeit" abschließen. Die Abwicklung werde mehrere Jahre dauern. Trotzdem werde es durch weitere Umstrukturierungen in den Hochschulen möglich sein, bereits im kommenden Jahr den Sparbetrag zu erbringen. "Das kann ich bereits jetzt zusichern." An welcher Hochschule wie viele Stellen wegfallen, werde erst nach weiteren Verhandlungen im Oktober feststehen, sagte Stratmann.

Bei den Entscheidungen zur Neustrukturierung der Hochschullandschaft griff das Ministerium vor allem auf die Ergebnisse der Wissenschaftlichen Kommission des Landes sowie der Zentralen Evaluationsagentur zurück. Darüber hinaus wurde auch die Auslastung der Unis untersucht.

(sueddeutsche.de/dpa)

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