Hochschule Witten-Herdecke:Privat-Uni vor dem Aus

Deutschlands älteste Privatuniversität kämpft ums Überleben: Nachdem NRW seine Millionenbeihilfen gestrichen hat, bestreitet der Präsident die Vorwürfe der Misswirtschaft - und tritt dennoch zurück.

Dirk Graalmann

Im Streit um die Streichung der Landesförderung für die nordrhein-westfälische Privat-Universität Witten/Herdecke (UWH) hat Uni-Präsident Birger Priddat am Donnerstag die Konsequenzen gezogen und seinen sofortigen Rücktritt als Präsident und zudem als Geschäftsführer der universitätseigenen Stiftung verkündet. Für ihn, so teilte Priddat mit, seien die Vorwürfe des Landes an einer angeblich nicht ordnungsgemäßen Geschäftsführung zwar "weiter nicht nachvollziehbar"; er habe sich aber "dennoch zum Rücktritt entschlossen, um Schaden von der Universität abzuwenden und die Voraussetzungen für einen Neuanfang in der Beziehung zum Land Nordrhein-Westfalen zu schaffen". Wer die Nachfolge Priddats antritt, war am Donnerstag noch offen.

Hochschule Witten-Herdecke: Deutschlands älteste Privatuniversität steckt offenbar in Schwierigkeiten.

Deutschlands älteste Privatuniversität steckt offenbar in Schwierigkeiten.

(Foto: Foto: AP)

Das nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerium wollte den Rücktritt Priddats nicht bewerten: "Das Land hat alles getan", sagte deren Sprecher Ralf-Michael Weimar der SZ. "Es ist jetzt Sache der Hochschule, sich so aufzustellen, dass eine Fortführung des Unibetriebs möglich ist." Es gilt jedoch als sicher, dass ein personeller Neuanfang in der Universitätsleitung die Voraussetzung für eine mögliche Wiederaufnahme der Landesförderung gewesen ist.

Suche nach neuen Sponsoren

Am Mittwoch hatte der nordrhein-westfälische Hochschulminister Andreas Pinkwart (FDP) den Beschluss der CDU/FDP-Landesregierung verkündet, die Fördermittel in Höhe von 4,5 Millionen Euro für das kommende Jahr nicht auszuzahlen und darüber hinaus drei Millionen Euro aus dem Jahr 2007 wegen falscher Angaben zurückzufordern. Damit stünde die älteste deutsche Privat-Universität, die 1982 gegründet wurde und derzeit 1200 Studenten in fünf Fachbereichen ausbildet, möglicherweise vor der baldigen Insolvenz. Man suche dringend neue Sponsoren, teilte Uni-Sprecher Ralf Hermersdorfer am Donnerstag mit. "Wenn wir das Geld bis zum Jahresende nicht haben, ist es aus."

Die private Universität kämpft bereits seit mehreren Jahren mit finanziellen Problemen. Mehrmals scheiterten angedachte Kooperationen mit privaten Investoren; erst im August 2008 zog sich die Unternehmensberatung Droege zurück, die der Universität über einen Zeitraum von sieben Jahren zwölf Millionen Euro zur Verfügung stellen wollte. Droege kündigte im Sommer die Zusammenarbeit, weil die Universität nach Aussage des Düsseldorfer Unternehmens keinen soliden Finanz- und Businessplan vorgelegt hatte.

Studenten sollen an andere Unis gehen

Genau dies macht auch das NRW-Wissenschaftsministerium der Uni zum Vorwurf: "Es ist keine Frage des Wollens, sondern des Dürfens", sagt Pinkwarts Sprecher Weimar. Demnach dürften Landesmittel nur fließen, wenn der Bestand eines Unternehmens dauerhaft gesichert sei. Und dies sei nach den eingereichten Unterlagen nicht der Fall gewesen. Die Uni-Leitung bestreitet diese Vorwürfe vehement. Der vorgelegte Wirtschaftsplan sei "belastbar", zudem sei "die Liquidität für die ersten Monate des Jahres 2009 durch eine Bürgschaft sichergestellt". Doch ob der Unibetrieb darüber hinaus aufrechterhalten werden kann, ist fraglich. Minister Pinkwart sagte am Donnerstag den Studenten der UWH, die vor dem Landtag demonstrierten, bereits prophylaktisch zu, dass sie im Falle einer Schließung an anderen Hochschulen untergebracht würden.

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