Süddeutsche Zeitung

Hochschul-Experte:Bessere Chancen auf Bildung

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Das digitale Studium spricht viele Zielgruppen an - auch solche, die sich mit Präsenzunterricht schwer tun. Warum das Teilzeitstudium Bildungschancen verbessert.

Interview von Christine Demmer

Gleich mehrere berufsbegleitende MBA-Programme gibt es an der der internationalen Hochschule IUBH - und alle haben im Corona-Krisenjahr 2020 kräftig an Teilnehmern zugelegt. Sven Schütt, Geschäftsführer der IUBH und CEO der Muttergesellschaft Career Partners, nennt die Gründe.

Wo sehen Sie eine verstärkte Nachfrage nach Teilzeit-Studiengängen?

Sven Schütt: Bei uns in allen Studienrichtungen und sowohl in den Bachelor- als auch in Masterprogrammen. Vor allem die Neuanmeldungen für den Online-MBA sind in die Höhe geschossen. Die Zahl der MBA-Studierenden ist bis zum Jahresende 2020 auf knapp 400 angestiegen und hat sich damit im Vergleich zu 2019 fast verdoppelt. Wir schließen daraus, dass die Menschen sehr gut mit dem virtuellen Lernen zurechtkommen.

Was sind die Gründe für den Boom des Online-Studiums? Langeweile während der Corona-Auszeit?

Das glaube ich nicht. Aber mit Corona hat das durchaus zu tun. Zum einen hat die Digitalisierung jetzt richtig Fahrt aufgenommen - wir beide sprechen ja auch gerade per Video. Zum anderen interpretieren die Menschen die Veränderungen am Arbeitsmarkt richtig und spüren die Notwendigkeit, sich und ihre digitalen Kompetenzen weiterzuentwickeln. Das geht ja heute viel leichter als früher. Man muss nicht mehr auf den Campus kommen und kann online so gut studieren wie nie zuvor. Selbst Prüfungen kann man aus der Ferne ablegen.

Was müssen Studierende mitbringen?

Eigentlich nur die Studienzugangsberechtigung, Zeit zum Lernen und den starken Willen, dabei zu bleiben und etwas für sich und seine Karriere zu tun.

Wie gut war die IUBH auf den Ansturm vorbereitet?

Sehr gut. Wir haben früh und sehr ordentlich in digitale Technik und die Online-Didaktik investiert. Ein virtuelles Hochschulstudium ist eine hochkomplexe Sache; ich denke, es ist das technisch ausgefeilteste Angebot für Privatleute, das es aktuell gibt. Als Anbieter muss man diesen Prozess sehr durchdacht gestalten und managen. Unser Studienangebot ist zudem skalierbar und unabhängig von der Anzahl der Teilnehmer. Auch mit der doppelten Kohorte sind wir problemlos klar gekommen.

Ist es völlig egal, ob 50 oder 5000 Studierende am Bildschirm lernen?

Im Prinzip ja, denn wir sind ja keine klassische Präsenzhochschule. Deren Unterricht ist nicht skalierbar, sprich: Wenn sich zu viele Studierende im Hörsaal drängeln, ist kein Unterricht mehr möglich. Wenn man aber online Dasselbe macht wie im Klassenraum, dann stellt man fest: Das geht entweder gar nicht oder nur unter Inkaufnahme großer Qualitätsverluste. In der digitalen Bildung muss der Lernprozess ganz neu gedacht werden. Wenn man das getan hat, gewinnt man Skalenvorteile, die Wachstum möglich machen.

Für wen eignet sich ein Teilzeitstudium besonders?

Für Menschen mit zeitlichen Verpflichtungen, die sie vom persönlichen Unterricht an einer Hochschulbesuch abhalten. Ich denke dabei an Berufstätige, an Pflegende, an Erziehende oder an Menschen mit Handicaps. Ein klassisches Präsenzstudium fällt den meisten schwer. Das Teilzeitstudium ist so auch ein wichtiger Beitrag für mehr Chancengleichheit in der Bildung.

Worauf sollte man bei der Entscheidung für ein Studienprogramm achten?

Dass es mit den persönlichen Anforderungen optimal übereinstimmt. Man muss wissen, was man braucht, um erfolgreich lernen zu können. Und dann muss man sich das Angebot heraussuchen, das diese Bedingungen optimal erfüllt. Die Nachfrage, also das Interesse der Studierwilligen, entscheidet über das Online-Angebot. Dieser Aspekt steht beim Fern-Studium an erster Stelle.

Bei m traditionellen Studi um nicht?

Das klassische Studium im Hörsaal ist ja nicht aus der Perspektive der Lernenden entwickelt worden, sondern aus Sicht der Professoren. Das muss sich ändern. Unser Ziel ist es dagegen, das Studium aus Sicht der Lernenden zu denken und zu gestalten.

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Quelle:
SZ vom 12.02.2021
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