Hobbys im Lebenslauf:Bloß nicht übertreiben!

Schwimmen, lesen, Rad fahren: Jeder Mensch hat Hobbys. Aber gehören die in den Lebenslauf? Das kommt darauf an, sagen Karriereberater und Personalverantwortliche - und warnen, dass so manche Freizeitbeschäftigung auch ein Jobhindernis sein kann.

Verena Wolff

Jeder Arbeitnehmer hat ein Leben außerhalb des Büros. Die einen vertreiben sich ihre Freizeit mit der Familie und Freunden, andere gehen zum Bungee-Jumping und Motorradfahren. Zwar geht es Chef und Personalverantwortliche nichts an, was man in der arbeitsfreien Zeit macht - doch ein paar Häppchen bei der Bewerbung sind ganz interessant, meinen einige Personaler und Coaches. Andere sehen das ganz anders.

"Grundsätzlich ist es schon gut, den Lebenslauf durch aussagekräftige Beigaben anzureichern und nicht nur die nüchternen Stationen aufzuführen", sagt Gitte Härter, Beraterin und lange Zeit Personalverantwortliche in einem großen Unternehmen. Hobbys seien kein Muss im Lebenslauf, aber sie runden das Bild eines Bewerbers ab. "Wenn sich aber jemand nicht damit wohl fühlt, seine Freizeitbeschäftigungen und Vorlieben preiszugeben, dann sollte er das auch lassen", so die Autorin des Ratgebers "Schriftliche Bewerbung".

Für einen Personalentscheider kann das Hobby allerdings ein guter Punkt sein, um einem Bewerber im Vorstellungsgespräch die Nervosität zu nehmen. "Für viele Menschen ist das eine unangenehme Situation - da kann es sehr hilfreich sein, wenn man erst einmal etwas über das erzählt, was man gern macht." Wichtig ist allerdings: "Keine Hobbys erfinden oder sie in den Lebenslauf schreiben, weil man meint, sie kommen gut an."

Rollenspiele und Fliegenfischen

Auch sollte man sich als Bewerber überlegen, wie so ein Hobby wirken kann - und warum man etwas eigentlich in der Freizeit macht. "Wenn ich 'Kochen' in den Lebenslauf schreibe und werde gefragt, warum ich gern in der Küche stehe, sollte ich das schon begründen können." Auch etwas abstruse Hobbys wie etwa Fantasy-Rollenspiele oder Fliegenfischen sollten in ihrer Faszination erklärt werden: "Manche Leute tauen richtig auf, wenn sie von ihrem Hobby erzählen dürfen", sagt Härter - und das sei ein Blick in die Vielschichtigkeit eines Menschen. "Hobbys sind ja etwas, für das wir uns interessieren, das wir besonders gut können und mit Leidenschaft machen."

Ein Fernrohr ins Private sei die Angabe von Hobbys und Ehrenämtern - eine Abrundung der Persönlichkeit. "90 Prozent der Lebensläufe, die heute in Unternehmen ankommen, sind uniform", sagt Härter. Viele Bewerber hatten tolle Jobs, waren im Ausland, haben hervorragende Abschlüsse. "Je weniger ich von mir preisgebe, umso mehr ist man als Personaler auf fachliche Qualifikation angewiesen - und die ist oft austauschbar," sagt sie.

Anders sieht das Thema die Karriereberaterin Helga Krausser-Raether. "Außer bei Auszubildenden und vielleicht noch Berufseinsteigern haben Hobbys nur in Ausnahmefällen etwas im Lebenslauf zu suchen", sagt die Autorin des Ratgebers "Erfolgreich zum Ausbildungsplatz". In erster Linie zählen die beruflichen Stationen, mit denen der Bewerber punkten soll. "Die ganz jungen Bewerber haben noch nicht viel Berufsgeschichte - daher können die Hobbys hier interessant sein." Je höher jemand in der Hierarchie steige, sagt sie, umso unwichtiger werde die Freizeitbeschäftigung.

Udo Keuchen, erfahrener Recruiter, findet Hobbys im Lebenslauf ebenfalls meist überflüssig - überlässt aber dem Bewerber die Entscheidung: "Wer heute seinen Lebenslauf noch individuell gestalten kann und kein starres Online-Formular ausfüllen muss, soll das selbst beurteilen." Ganz wichtig sei, inwieweit Hobby oder Ehrenamt das Leben prägen und wie wichtig es einem Bewerber ist. "Es ist erwähnenswert, wenn es wirklich erwähnenswert ist", sagt er. Niemand müsse allerdings fürchten, dass etwa aus Leistungssport mit regelmäßigen Trainingszeiten ein Problem gemacht werde: "Moderne Arbeitszeitmodelle unterstützen soziales und sportliches Engagement ausdrücklich."

Nicht flunkern!

Beraterin Härter hat da andere Erfahrungen gemacht: Personaler seien gerade bei regelmäßigem sportlichen Engagement eher kritisch eingestellt: "Wer ernsthaft Sport treibt und drei Mal pro Woche zum Training muss, sollte das in der Arbeit regeln - am besten gleich im Vorstellungsgespräch", sagt sie.

Und noch eines ist wichtig: lesen, singen, fernsehen - das ist recht unspannend. "Besser ist es, genau zu benennen, was man macht und auf welchem Level", so Krausser-Raether. "Schwedische Krimis", "Bach-Oratorien" und "Amerikanische Detektiv-Serien" machten sich in einem solchen Fall besser. Noch besser sei es, wenn die Hobbys im Bezug zum Beruf stehen: "Wenn jemand im Verein Fußball spielt, ist er normalerweise durchsetzungsfähig und kann gut im Team arbeiten", sagt sie. Allerdings: Allzu viel Deutelei im Vorfeld sollte auch nicht sein. Ein Hobby hat man halt oder auch nicht.

Nicht polarisieren

Ähnliches gilt bei ehrenamtlichem Engagement: "Da können viele Schubladen aufgehen - man muss sich sehr bewusst sein, was bestimmte Engagements beim Leser auslösen können", sagt Härter. Besonders kirchliche und politische Ehrenämter seien mit Vorsicht zu genießen.

In jedem Fall gilt: Nicht übertreiben! "Wenn man seine Aktivitäten neben der Arbeit aufführt, dann die wirklich wichtigen und relevanten", betonen die Berater. Es mache keinen Sinn, mehrere Zeilen am Ende eines Lebenslaufs auf die jeweiligen Aktivitäten außerhalb des Büros zu verwenden. "Dann fragt sich jeder, ob ein Bewerber überhaupt Zeit hat, sich um seinen Job zu kümmern."

Eines aber sei ganz wichtig: "Die Bewerbung wird immer insgesamt betrachtet." Niemand werde nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen, weil er ein dubioses Ehrenamt oder ein vermeintlich zeitraubendes Hobby hat: "Wenn man auf dem aussortierten Stapel landet, dann stimmt noch etwas anderes mit der Bewerbung nicht."

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