Headhunter:Bei Anruf Job

Lange meldeten sich Headhunter nur bei gutverdienenden Top-Managern. Doch die Branche hat sich gewandelt: Mittlerweile kann es jeden treffen. Aber wie reagiert man richtig?

Ein Anruf vom Headhunter, das war lange nur etwas für Top-Manager mit Top-Gehalt. Doch die Branche hat sich gewandelt: Personalberater machen sich für große Unternehmen längst auch auf die Suche nach Ingenieuren oder Sekretären. "Bei größeren Firmen geht der Trend eindeutig dazu, die Personalauswahl in die Hände von Headhuntern zu legen", sagt der Berliner Karriereberater Jürgen Hesse. Vor allem an wirklich spannende Jobs komme man häufig nur noch auf diesem Weg. Wer es einmal in die Kartei eines Headhunters geschafft hat, hat gute Karriere-Chancen.

Frau im Arbeitsstress

Headhunter sind mittlerweile auch auf der Suche nach Sekretärinnen.

(Foto: Sergey Baykov,iStockphoto)

Allerdings sollte man nicht einfach nur warten, bis sich endlich mal ein Headhunter meldet. Noch vor ein paar Jahren war das undenkbar, aber heute kann man sich bei vielen Personalberatern auch ganz offiziell um einen Job bewerben. "Das hat den Vorteil, dass man sich nicht nur bei einer einzigen Firma bewirbt, sondern ein breites Spektrum an möglichen Stellen erreicht", sagt der Stuttgarter Personalberater Michael Heidelberger. Allerdings sollte man im Vorfeld genau überlegen, an welchen Berater man sich wendet. Die meisten sind auf bestimmte Branchen oder sogar auf Berufsbilder spezialisiert.

Und man darf sich bei Headhuntern auch nicht allzu offensiv ins Spiel bringen. Die Branche ist diskret und normalerweise ruft man nicht selbst an - man wird angerufen.

"So ein Anruf kommt im Büro meistens direkt unter der richtigen Durchwahl an, oder auch auf dem privaten Handy", sagt Bewerbungsberater Gerhard Winkler aus Neuenhagen bei Berlin. "In dem Moment weiß man: Man hat es im Beruf wirklich geschafft. Ein Headhunter kommt ja auf Sie zu, weil er verstanden hat, was Sie beruflich leisten."

Doch genau das ist häufig das Problem: Kaum kapiert der Angerufene, wer da am anderen Ende der Strippe ist, schon wird er aufgeregt. "Wichtig ist, dass man geistesgegenwärtig reagiert und gelassen bleibt", sagt Winkler. Wer sofort laut jubelt oder aber sagt, dass er doch gar keinen neuen Job sucht, macht gleich den ersten Fehler. "Das erste Gespräch ist wirklich nur eine erste Kontaktaufnahme", betont Winkler. Man sollte dem Personalberater aufmerksam zuhören und auch Fragen stellen, mit Selbstauskünften aber zurückhaltend sein. "Wer sofort alles auf den Tisch legt und sagt, dass er am liebsten so schnell wie möglich seinen jetzigen Job kündigen würde, der weckt damit eine gewisse Skepsis", mahnt Michael Heidelberger.

Aber selbst wer mit seinem aktuellen Arbeitsplatz zufrieden ist, sollte ruhig erstmal zuhören und auf jeden Fall mit dem Personalberater im Gespräch bleiben. "Man erfährt dabei schließlich auch, was der Markt im Moment zu bieten hat und was man selbst wert ist."

Zweites Gespräch außerhalb der Arbeitszeit

Länger als ein paar Minuten dauert das erste Gespräch ohnehin nicht - dann vereinbart man einen Termin für ein zweites Telefonat außerhalb der Arbeitszeit. Auf jeden Fall sollte man sich den Namen und die Firma des Anrufers aufschreiben. "Dann kann man bis zum zweiten Gespräch klären, ob der Anrufer seriös ist", sagt Heidelberger.

Beim zweiten Gespräch wird es dann allmählich konkret: Der Headhunter muss den Job, um den es geht, konkret beschreiben - auch wenn er nach wie vor nicht den Namen der Firma nennen wird. Und man selbst muss mehr über sich erzählen. "Ich würde mir auf jeden Fall meinen Lebenslauf neben das Telefon legen. Dann kann man sich die Argumente, mit denen man für sich wirbt, leichter vergegenwärtigen", rät Winkler. Dick auftragen bringe aber nichts. "Ein Headhunter ist in der Regel sehr gut über Sie informiert. Und er ist ein Profi darin, die echten Cracks in der Branche herauszufiltern."

Wer es schließlich in den engsten Kreis der Bewerber geschafft hat und vom Personalberater bei der suchenden Firma vorgeschlagen wird, hat einen handfesten Vorteil: "Der Headhunter will sich mit Ihnen schließlich nicht blamieren, und er kennt seinen Kunden. Er kann Ihnen also ein paar wichtige Tipps für das Vorstellungsgespräch geben", sagt Hesse.

Bleibt nur noch die Frage: Weshalb ruft bei mir eigentlich nie ein Headhunter an? "Wenn man nichts unternimmt, um auf sich aufmerksam zu machen, kommt auch niemand auf einen zu", sagt Hesse. Entscheidend sei, dass man gut vernetzt ist und innerhalb der Branche auch in die Öffentlichkeit trete - etwa mit Leserbriefen in Fachzeitschriften, durch Positionen in Berufsverbänden oder als Referent bei Symposien. "Personalberater sind in solchen Bereichen aufmerksame Beobachter und suchen immer nach Meinungsführern in der Branche."

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