Süddeutsche Zeitung

Haustier-Verbot am Arbeitsplatz:Hunde in den Bundestag

Im Bundestag gilt für Haustiere bislang: "Wir müssen leider draußen bleiben". Das wollen Abgeordnete und der Tierschutzbund jetzt ändern. Kurzfristig soll das Hunde-Verbot im Parlament gekippt werden - langfristig sollen Vierbeiner in allen Büros willkommen sein.

Von Judith Liere, Berlin

Dass der Bundestag ein Ort ist, an dem viel geknurrt und gekläfft wird, das kann man bei Parlamentsdebatten beobachten. Doch einigen Mitarbeitern scheint das nicht zu reichen. Sie fordern: Hunde sollen in den Bundestag, und zwar nicht nur harte, sondern richtige, vierbeinige.

Bislang verbietet das jedoch die Hausordnung, Paragraf 4, Verhalten in Gebäuden, Absatz 4: "Das Mitbringen von Tieren - ausgenommen Blindenführhunde - ist nicht gestattet." Da beißt die Maus keinen Faden ab.

Um das Verbot schnellstmöglich zu kippen, haben am Dienstag Bundestagsabgeordnete gemeinsam mit dem Deutschen Tierschutzbund vor dem Reichstagsgebäude eine kleine Reichstags-Hundehütte gebastelt und sich mit ihren Tieren davor fotografieren lassen. Zwölf Parlamentarier waren gekommen, zehn von der SPD, eine Vertreterin der Grünen, eine der Linken.

Weg mit dem Vierbeiner-Verbot in Büros

Warum unter den Abgeordneten von CDU/CSU und FDP scheinbar keine Hundeliebhaber sind, wusste der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes Thomas Schröder nicht zu beantworten.

Stattdessen erzählte er, dass der Fototermin mit Politikerhunden auf den Aktionstag "Kollege Hund" des Tierschutzbundes hinweisen soll. Am 27. Juni sollen Unternehmen ihren Angestellten ermöglichen, ihre Tiere mit ins Büro zu nehmen, langfristig wünscht sich Schröder, dass die in Firmen meist geltenden Verbote gekippt werden. "Den Hunden geht es gut im Büro", sagt er, "außerdem sind sie gut fürs Betriebsklima."

Aus dem britischen Parlament hört man lustige Hundegeschichten über Lucy, den Labrador eines blinden Labour-Abgeordneten, der nach der Wahl 1997 erst lernen musste, sein Herrchen nun auf die gegenüberliegende Regierungsseite und nicht mehr zu den Oppositionsplätzen zu bringen. Lucy tauchte auch schon in Protokollen auf - weil Tony Blair ihr mal aufs Ohr getreten war. Sein "Sorry" als Entschuldigung wurde wie alle Äußerungen im Parlament mitgeschrieben.

In Deutschland gab es offiziell nur einen Bundestags-Hund, Fanta hieß er, der Blindenhund von Jörg Bechtold, Referent für Behindertenpolitik der Linken. Fanta ist mittlerweile aber in Rente.

Inoffiziell scheint es noch weitere Tiere im Parlament zu geben, illegale. Ribby ist der kleine Hund der SPD-Abgeordneten Silvia Schmidt, sie gesteht: "Ja, ich schmuggle Ribby manchmal in meiner Handtasche rein." Die Parlamentarier haben sich bereits an den Ältestenrat gewandt, um die Hausordnung zu ändern.

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SZ vom 12.06.2013/jobr
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