Gute Vorsätze für den Job:Dieses Jahr. Aber wirklich!

Weniger arbeiten, endlich die Karriere durchstarten oder öfter mal nein sagen - welchen guten Vorsatz haben Sie für das neue Jahr? Und wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie ihn umsetzen?

Von Johanna Bruckner und Karin Janker

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Weniger arbeiten!

Stoppschild

Quelle: designer111 / photocase.de

Guter Vorsatz: Öfter mal nein sagen. Vor allem zu Überstunden.

Das kommt dazwischen: Am 1. Januar steht der Arbeitnehmer vor dem Badezimmerspiegel und sagt: "Nein! Nein!! Nein!!!" Dazu übt er eine entschlossene Miene. Am 2. Januar steckt der Chef seinen Kopf zur Bürotür rein: "Frohes Neueeeeees! Sind Sie gut gerutscht!? Österreich, Berghütte - schön, schön. Wo ich Sie gerade erwische: Wir sollten unbedingt unsere Website relaunchen, ich hab' mir da über die Feiertage Gedanken gemacht. Bei dem Projekt vertrau' ich nur Ihnen - Sie werden das wie immer super umsetzen." Und noch bevor der Arbeitnehmer zum Nein ansetzen kann, ist er wieder weg. "Beim nächsten Mal dann", denkt sich der Arbeitnehmer - und fühlt sich auch ein bisschen geschmeichelt. Das muss doch was heißen, wenn der Chef einen auswählt!

Realisierungswahrscheinlichkeit: 4 Prozent

Linktipp: Wie Chefs mit Schmeicheleien ihren Willen durchsetzen, erklärt Buchautor und Ex-Arbeitsrichter Peter Modler.

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Endlich durchstarten!

Sprungbrett

Quelle: john krempl / photocase.de

Guter Vorsatz: Ackern, ackern, ackern - dieses Jahr gilt: Karriere first.

Das kommt dazwischen: Der Partner wurde nach dem Silvesterkuss in die Wüste geschickt ("Ich muss mich jetzt erst mal um mich kümmern."), das Fitnessstudio-Abo gekündigt (Karriere vor Körper) und der Freundeskreis per Rundmail um Verständnis gebeten (Betreff: My future is now). Doch dann erscheint der Chef nach seinem Ayurveda-Weihnachtsurlaub mit entrücktem Lächeln im Büro und verkündet im ersten Meeting, er setze in diesem Jahr auf "Entschleunigung". Damit nicht genug: In der Kantine schwärmt der Kollege von einem Surf-Camp an der Algarve ("Drei Wochen im Sommer - da musst du einfach dabei sein!") - und im März kollidiert der immer noch motivierte Arbeitnehmer auf dem Büroflur mit der neuen Kollegin aus dem Produktmanagement. Bäm, Liebe auf den ersten Blick. Karriere? "Es gibt Wichtigeres!"

Realisierungswahrscheinlichkeit: 60 Prozent

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Her mit der Kohle!

Geldregen

Quelle: misterQM / photocase.de

Guter Vorsatz: Gleich im Januar gehe ich zum Chef und verlange eine Gehaltserhöhung. Die hab' ich mir nun wirklich verdient!

Das kommt dazwischen: Sämtliche Ratgeber für erfolgreiche Gehaltsverhandlungen sind gewälzt, ein Notizzettel mit Argumenten liegt bereit und der Termin beim Chef steht. Mit ordentlich viel Selbstbewusstsein betritt der Arbeitnehmer das Büro des Vorgesetzten - schließlich hat er im vergangenen Jahr etliche Projekte verantwortet, gute Ideen eingebracht und außerdem geschuftet wie ein Tier. Das Gehalt ist zuletzt vor zwei Jahren gestiegen, in etwa um den Satz der Inflationsrate. Das Glück scheint ihm hold, der Chef hat offensichtlich gute Laune, er begrüßt seinen Mitarbeiter mit Handschlag und breitem Grinsen. Dann folgt eimerweise Lob (für die gute Arbeit, die tollen Projekte und das Schuften). Und dann der Satz: "Ich würde Ihnen gerne dafür auch finanziell die entsprechende Anerkennung zukommen lassen, aber mir sind leider die Hände gebunden, Sie verstehen. Die Zeiten sind schlecht."

Realisierungswahrscheinlichkeit: 30 Prozent

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Wider das Verzetteln!

Post-it; Verzetteln

Quelle: Bastografie / photocase.de

Guter Vorsatz: Freimachen von nervigem Orga- und Kleinkram! Im neuen Jahr übernehme ich nur noch Projekte, die mir am Herzen liegen.

Das kommt dazwischen: Es ist der 5. Januar und die To-Do-Liste schon wieder länger als der Bogen Papier, auf dem sie steht. Das Projekt aus dem alten Jahr muss noch einmal überarbeitet werden, der neue Kollege braucht Unterstützung bei der Einarbeitung, der Chef wünscht sich ein originelles Konzept für 2015, die befreundete Kollegin erzählt von einer spannenden Idee, für deren Umsetzung sie um Hilfe bittet. So kommt dann einmal mehr etliches zusammen, was nicht nur To-Do-Listen füllt, sondern auch den Willen lähmt, sich mit dem eigenen Herzensprojekt zu befassen. Die Idee, die vielleicht die Welt retten, zumindest aber das eigene Ego befriedigen würde, geht unter im täglichen Multitasking. Wie schon im vergangenen Jahr.

Realisierungswahrscheinlichkeit: 2 Prozent

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Brust raus!

Löwen-Maske

Quelle: 4view / photocase.de

Guter Vorsatz: Ich hau' einfach mal richtig auf den Tisch. Schluss mit stilles Mäuschen!

Das kommt dazwischen: Persönlichkeiten lassen sich nicht so einfach ändern - zumindest nicht durch das Lesen von Karriereratgebern, die schüchterne Menschen in Sachen Selbstmarketing beraten. Nur weil seine Frau ihm ein solches Buch zu Weihnachten geschenkt hat, wird der introvertierte Kollege nicht plötzlich mit Getöse auf seine beruflichen Erfolge aufmerksam machen. Dem Widerspruch des ranghöheren Kollegen setzt der schüchterne Arbeitnehmer im ersten Meeting vielleicht noch ein leises "Aber ..." entgegen. Bereits Anfang Februar erstirbt seine Aufmüpfigkeit aber bereits wieder. Viel zu anstrengend! Mehr als 300 Seiten Ratgeberlektüre hilft ein Seminar für selbstbewusstes Auftreten - das man sich am besten vom Chef bezahlen lässt.

Realisierungswahrscheinlichkeit: 50 Prozent

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Her mit dem neuen Job!

Sprung über Abgrund

Quelle: french_03 / photocase.de

Guter Vorsatz: Und dieses Jahr suche ich mir einen neuen Job. Aber diesmal wirklich.

Das kommt dazwischen: Am 1. Januar schlurft der Arbeitnehmer mit Kater, aber hochmotiviert zum Schreibwarengeschäft um die Ecke. Und steht vor verschlossenen Türen. "Mist, Feiertag!", schimpft er in seinen Schal. Am 2. Januar stellt er fest, dass er seinen Lebenslauf zuletzt 2001 aktualisiert hat - und erst dieses Foto! Mitte März hat sich in seinem Wohnzimmer ein beachtlicher Haufen Zeitungspapier angesammelt; gesichtet hat der Arbeitnehmer den Stellenteil-Stapel noch nicht. Und Online-Bewerbungen? Hat er mal versucht, aber nach einer Dreiviertelstunde entnervt aufgegeben, weil er keinerlei Dokumente eingescannt hatte. "Die wollen ernsthaft mein Abi-Zeugnis in digitaler Form? Das hab' ich zuletzt in den 90er Jahren gesehen!"

Realisierungswahrscheinlichkeit: 0,5 Prozent

© Süddeutsche.de/jobr/kjan/dd
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