Süddeutsche Zeitung

Gleichberechtigung:Frauen holen Rückstand in Führungspositionen auf

Einer neuen Studie zufolge schaffen es Frauen in deutschen Unternehmen immer häufiger in Führungspositionen: In den vergangenen zwölf Monaten seien knapp 41 Prozent aller neuen Führungspositionen in Deutschland mit Frauen besetzt worden. Trotzdem mangelt es noch an vielen Stellen.

Die europaweit verbindliche Frauenquote steht praktisch vor dem Aus. Doch nun erweckt eine Studie der Personalberatungsgesellschaft Egon Zehnder International den Eindruck, als könnte die Gleichberechtigung in Führungspositionen auch ohne Gesetze funktionieren. Die Untersuchung ergab, dass es Frauen in deutschen Unternehmen immer häufiger in Führungspositionen schaffen. In den vergangenen zwölf Monaten wurden knapp 41 Prozent aller neuen Führungspositionen in Deutschland mit Frauen besetzt.

Damit liegt Deutschland den Angaben zufolge sogar über dem europäischen Durchschnitt. Europaweit fand sich demnach für etwa jeden dritten Managerposten eine Frau. Auch in den Aufsichtsräten und Vorständen deutscher Unternehmen seien Frauen auf dem Vormarsch: Mitte 2012 waren laut Egon Zehnder International 12,8 Prozent der Aufsichtsrats- und Vorstandsmitglieder weiblich. 2010 lag der Anteil noch bei 8,7 Prozent. Für die Studie untersuchte Egon Zehnder International etwa 350 der größten europäischen Unternehmen in 17 Ländern, darunter 41 deutsche Unternehmen.

Fortschritt, aber nur langsam

Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) geht davon aus, dass Frauen sich inzwischen häufiger als Führungskräfte in Unternehmen durchsetzen. Der jüngste Führungskräfte-Monitor des DIW schätzt die Lage jedoch zurückhaltender ein: Der weibliche Anteil in herausgehobenen Positionen nehme nur langsam zu und sei im vergangenen Jahrzehnt von 22 auf 30 Prozent gestiegen.

Außerdem haben die Frauen entscheidend Nachteil: Weibliche Führungskräfte verdienten in der Privatwirtschaft im Durchschnitt 21 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Im Vergleichsjahr 2001 lag der Unterschied noch bei 30 Prozent. Dabei seien die Männer in diesen leitenden Funktionen im Durchschnitt für 33 Mitarbeiter verantwortlich, Frauen für 22.

Die Studienleiterin Elke Holst regte an, einen höheren Frauenanteil in Führungspositionen als Unternehmensziel zu definieren. "Dazu sollte es seinen verbindlichen Zeitplan geben mit klaren Größen, Verantwortlichkeiten und Sanktionen sowie Controlling und Reporting." Die Stellenbesetzung müsse transparent sein. Wichtig sei auch "eine kontinuierliche Personalentwicklung, die Frauen von Anfang an in die Karriereplanung einbezieht".

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