Gewerkschaften - Nürnberg:Streit um Hitzepausen: Betriebsräte dürfen bleiben

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Nürnberg (dpa/lby) - Nach einem mehr als ein Jahr dauernden Hickhack um sommerliche Hitzepausen beim fränkischen Playmobil-Hersteller Geobra Brandstätter ist der Streit vorerst entschieden: Das Arbeitsgericht Nürnberg beschloss am Mittwoch, acht Betriebsratsmitglieder des Unternehmens dürften in dem Gremium bleiben - eine grobe Pflichtverletzung sei nicht erfüllt.

Die acht Betriebsräte hatten im Hitzesommer 2018 nach Darstellung der Geschäftsführung ihren Kollegen empfohlen, pro Stunde zehn Minuten Pause einzulegen - zur "Entwärmung", wie es hieß. Darin sah die Geschäftsführung eine Pflichtverletzung der Betriebsräte, die die Arbeitnehmer zu eigenständigem Handeln aufgerufen hätten. Sie forderte die Acht - allesamt Mitglieder der IG Metall - auf, ihre Betriebsratsmandate niederzulegen und klagte vor dem Arbeitsgericht.

In der Hitze des Gefechts war es offenbar auch zu einer Beleidigung gekommen: Ein Betriebsrat aus der IG-Metall-Fraktion soll weitere Betriebsratsmitglieder, die ihrerseits der Gewerkschaft IG BCE angehören, mit einem unsittlichen Ausdruck beleidigt haben. "Auch die behauptete einmalige grobe Beleidigung einer größeren Gruppe im Betriebsrat hätte im vorliegenden Einzelfall einen Ausschluss nicht rechtfertigen können", hieß es dazu vom Arbeitsgericht. Einer Beweisaufnahme dazu habe es deshalb gar nicht bedurft.

Die IG Metall begrüßte die Entscheidung. "Arbeitgeber müssen auch für sie unbequeme Betriebsräte ihre Arbeit machen lassen", sagte IG-Metall-Bezirksleiter Johann Horn. "Auch bei einem Spielwarenhersteller muss gelten: Beschäftigte sind kein Spielzeug."

Seit mehreren Jahren schon verzeichne die IG Metall systematische Behinderungen bei Geobra Brandstätter. So musste sie etwa gerichtlich durchsetzen, dass die Gewerkschaft mit einer eigenen Liste zur Betriebsratswahl 2016 antreten konnte. Betriebsratsmitglieder und Beschäftigte beklagten Abmahnwellen. "Das Problem bei Playmobil ist nicht der sogenannte Hitzestreit, sondern eine kalte Unternehmensstrategie den Beschäftigten gegenüber", sagte Horn.

Geobra Brandstätter wollte zu der Gerichtsentscheidung auf dpa-Anfrage zunächst nicht Stellung nehmen.

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