Gewerkschaften - Magdeburg:Ameos will mit Gewerkschaften über Tariflöhne verhandeln

Deutschland
Krankenschwestern des Ameos-Klinikums stehen vor dem Krankenhaus und streiken. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zenralbild/dpa/Archiv (Foto: dpa)

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Magdeburg (dpa/sa) - Bewegung im Tarifstreit an den Ameos-Krankenhäusern: Beim ersten Gespräch zwischen dem Gesundheitskonzern, Verdi und der Ärztegewerkschaft Marburger Bund haben sich die Verhandlungsparteien auf konkrete Tarifverhandlungen geeinigt. Die Verhandlungen sollen binnen der nächsten 14 Tage starten. Die Gewerkschaften fordern seit Monaten einen Tarifvertrag für die rund 4000 Beschäftigten in Sachsen-Anhalt, Ameos hatte das bislang strikt abgelehnt.

Verdi-Verhandlungsführer Bernd Becker zeigte sich am Donnerstagabend zufrieden mit dem Treffen. "Es war ein konstruktives Gespräch auf guter Sachebene", sagte Becker der Deutschen Presse-Agentur. Die Gewerkschaft könne mit dem Verlauf der Verhandlungen leben, teilte Verdi-Landesbezirksleiter Oliver Greie mit. "Unsere Tarifkommission wird in den nächsten Tagen Vorlagen entwickeln, die dann die Grundlage der künftigen Verhandlungen bilden werden."

Ameos-Regionalgeschäftsleiter Frank-Ulrich Wiener sprach von einem "sehr zielführenden" Treffen. "Wenn man bedenkt, dass wir vor kurzem noch gar nicht miteinander reden wollten, sind wir wirklich gut vorangekommen", sagte Wiener der dpa. Die Gewerkschaft und der Gesundheitskonzern hätten etwa einen Konsens in der Bewertung der wirtschaftlichen Situation der Krankenhäuser erzielt. Becker relativierte, in diesem Punkt habe man eher die Einschätzung des Arbeitnehmers zur Kenntnis genommen.

Die Einigung ist ein langersehnter Fortschritt in einem seit Monaten schwelenden Konflikt. Bereits im November hatte Verdi mit ersten Warnstreiks auf Tarifverhandlungen gedrängt, Wieners Vorgänger bei Ameos, Lars Timm, hatte das entschieden abgelehnt. Ende Januar riefen Verdi und der Marburger Bund dann zu einem unbefristeten Streik auf, an dem sich bis zu 600 Mitarbeiter beteiligten. Ameos ersetzte Timm am ersten Streiktag durch Wiener, der seitdem für die Verhandlungen des Gesundheitskonzerns verantwortlich ist.

Nach der wochenlangen Eskalation hatte sich vergangene Woche erste Bewegung abgezeichnet: Der Landrat des Salzlandkreises, Markus Bauer (SPD), hatte die Verhandlungsparteien zu einem Treffen überredet und eine erste Einigung erzielt: Die Gewerkschaften sagten eine vierwöchige Aussetzung der Streiks zu, Ameos wich dafür von seinem kategorischen Nein zu Tarifverhandlungen ab und stimmte dem Verhandlungstermin am Donnerstag zu.

Fast gleichzeitig hatten Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) und der für die Kommunen zuständige Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) die Streitparteien zu einem informellen Treffen am Donnerstag nach Magdeburg eingeladen. Die Stimmung der Beteiligten drohte zu kippen, als Ameos-Vorstandschef Axel Paeger den Termin einen Tag zuvor absagte. Die Gewerkschaften, die Minister und die zuständigen Landräte hatten sich am Morgen dennoch getroffen, um über die Gesundheitsversorgung im Falle weiterer Streiks zu beraten.

Das Treffen am Nachmittag blieb von den Irritationen um das Treffen im Ministerium aber unberührt: Nach etwa dreieinhalb Stunden hatten die Gewerkschaften und Ameos sich geeinigt. In den knapp drei Wochen, für die die Streiks noch ausgesetzt sind, wollen beide Parteien in den Tarifverhandlungen nun möglichst weit vorankommen, hieß es am Donnerstagabend.

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