Süddeutsche Zeitung

Generation D:Vorfahrt für grün

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Greenestcar hilft bei der Wahl eines umweltfreundlichen Wagens. Die Gründer wollen die Seite zur Nummer eins im Internet machen.

Thorsten Riedl

Der Weg stand früh fest. Als Philipp Brix und Oliver Henning noch die Privatschule Schloss Salem am Bodensee besuchten, fragten sie sich: "Was könnten wir möglichst schnell mit eigenen Mitteln starten?" Der Umweltgedanke lag nahe, zusammen hatten sie an der Schule eine Projektarbeit zum Thema abgeschlossen. "Und das Thema Auto ist natürlich immer spannend", sagt Henning. So gingen beide mit einer Internetseite an den Start, die die Suche nach umweltfreundlichen Autos erleichtern soll. "Wir wollen das Umweltbewusstsein im Automobilbereich auch für Laien verständlich aufbereiten", erklärt Brix. Mit dem Projekt wurden sie Sieger im Wettbewerb Generation D. Jetzt wollen sie weiter ausbauen.

Greenestcar.de heißt die Webseite von Brix und Henning. In Grüntönen gehalten finden sich dort mehr als 700 Autos, die mindestens der Euro-4-Abgasnorm entsprechen, weniger als 140 Milligramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstoßen oder per se einen umweltfreundlichen Antrieb haben, wie zum Beispiel einen Elektromotor. Das Angebot steige rasant, berichtet Brix. Als sie die ersten Informationen zur Seite vor zwei Jahren zusammengetragen hatten, gab es weniger als 150 Autos, die den Kriterien von Greenestcar entsprachen. Jetzt liegt das Thema im Trend dank Umweltzonen, Abwrackprämie und Steuervergünstigungen. Politiker versuchen eine Menge, die Beliebtheit von umweltfreundlichen Autos zu steigern.

Um auf dem Laufenden zu bleiben, stehen die Gründer auf den Presseverteilern aller Hersteller und schmöckern in Autozeitungen. Oft hat sich bis zum Wochenende ein Stapel neuer Daten angestaut, den Brix und Henning dann in ihr System einpflegen. Das Studentenleben leidet darunter. "Man entscheidet sich oft für die Firma", sagt Henning, 23 Jahre alt. Sein Kompagnon ist 21 Jahre alt. Beide haben ein Studium der Wirtschaftswissenschaften in Passau begonnen, Brix ist zwischenzeitlich aber zurück an den Bodensee gewechselt an die Universität in Friedrichshafen. Die Zusammenarbeit klappt auch über die Entfernung reibungslos. Die beiden Gründer halten sich über Mail und Telefonate auf dem Laufenden oder führen Video- und Telefonkonferenzen mit Hilfe des Internetdienstes Skype. Das habe sogar gut geklappt, als Henning kürzlich für ein halbes Jahr in den Vereinigten Staaten studierte.

Die Nähe zur akademischen Lehre zahlt sich für die jungen Gründer aus. "Das Interesse der Universitäten an den studentischen Gründungen ist sehr groß", berichtet Brix. Auch Professoren stehen mit Rat und Tat zur Seite. Besonders in Marketingfragen ist der Rat der Experten im Moment bei Henning und Brix sehr gefragt. "Wir wollen zur ersten Adresse für umweltfreundliche Autos im Internet werden", lautet das Ziel - doch bislang kennen die wenigsten Websurfer die Adresse von Greenestcar.

Ein Teil des Preisgeldes von 5000 Euro aus dem Wettbewerb Generation D soll deshalb in das Marketing fließen, in klassische Werbung beispielsweise, aber auch in die Optimierung des Internetauftritts für Suchmaschinen. So steigen die Chancen, dass Greenestcar bei einer Suche über Google & Co. auf den vorderen Plätzen der Trefferliste erscheint.

Je mehr Surfer das Webangebot finden, desto höher die erzielbaren Preise für Werbeanzeigen auf der Autoseite. Neue Erlösquellen etwa in Form von Provisionen beim Verkauf von umweltfreundlichen Wagen über Greenestcar oder Umrüstungen für Autos sind im Gespräch. "In der Gewinnzone sind wir noch nicht", erklärt Henning, "aber immerhin haben wir es geschafft, kurz nach dem Start schon ein wenig Umsatz zu generieren". Nun steht die Expansion auf der Tagesordnung. Die Beratung durch Profis, die auch Teil des Gewinns des Generation-D-Wettbewerbs ist, soll dabei helfen. "Jede Chance, die sich uns bietet, mit Greenestcar zu wachsen, werden wir nutzen", sagt Brix. "Wir wollen etwas Größeres aufbauen."

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Quelle:
SZ vom 29.12.2010
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