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Gehalt von Männern und Frauen:John verdient mehr als Jennifer

Gleiche Eignung, ähnlicher Lebenslauf - einzig im Geschlecht unterscheiden sich die Bewerber um eine Stelle in der Wissenschaft. Und prompt stellen Forscher aus Yale fest, dass sämtliche Vorurteile stimmen.

Christopher Schrader

Allein der Vorname, aus dem Arbeitgeber das Geschlecht von Bewerbern ablesen können, entscheidet bei jungen Wissenschaftlern offenbar über Karriere und Verdienst. Steht in den Unterlagen "John", bieten Professoren aus den Naturwissenschaften 14 Prozent mehr Gehalt und eine bessere Förderung an, als wenn sie "Jennifer" lesen.

Und dabei ist einerlei, welches Geschlecht die Professoren selbst haben, schreiben fünf Forscher der Yale University in ihrer Studie ( PNAS, online). Sie hatten 127 Kollegen aus den Physik-, Biologie- und Chemie-Fakultäten sechs renommierter Universitäten gebeten, die Unterlagen von Studenten zu prüfen, die sich vermeintlich um die Fortsetzung ihres Studium in einer Graduate School bewerben und dabei als Labormanager arbeiten wollten.

Die Unterlagen waren identisch, sie beschrieben einen begabten jungen Menschen, der seine Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpfte. Nur den Vornamen und die Personalpronomen tauschte das Team - drei Frauen und zwei Männer - nach dem Zufallsprinzip aus. Unter den Befragten war ein Viertel weiblich; ihre Bewertungen unterschieden sich nicht systematisch von denen ihrer männlichen Kollegen. Stand in den Unterlagen "John", hielten die Professoren den Bewerber auf einer Skala von eins bis sieben um etwa einen Dreiviertel-Punkt kompetenter, einer speziellen Förderung würdiger und für eine Einstellung geeigneter als bei "Jennifer".

Ihr Gehalt sollte im Mittel 26.500 Dollar betragen, seines 30.300 Dollar. "Vielversprechende Bewerber, die nicht herausragend sind, bilden genau den Typ von Studenten, dessen Verbleib in der Forschung von der Bewertung der Professoren abhängt", schreiben die Autoren der Studie. Junge Frauen würden daher eher aus den Universitäten gedrängt als junge Männer.

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Quelle:
SZ vom 24.09.2012
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