Süddeutsche Zeitung

Gehalt:Diese Berufsanfänger verdienen am meisten

Lesezeit: 3 min

Von Larissa Holzki

Studierende, die einen Master anstreben, können mit einem höheren Einstiegsgehalt rechnen als Kollegen, die mit einem Bachelor auf Jobsuche gehen. Durchschnittlich neun Prozent mehr verdienen Master-Absolventen in den ersten beiden Berufsjahren als Berufseinsteiger mit Bachelorzeugnis. Das hat eine Online-Umfrage der Jobbörse Stepstone unter etwa 15 000 Fach- und Führungskräften ergeben, deren Berufseinstieg maximal zwei Jahre zurückliegt. Für Absolventen in den Branchen Bildung und Soziales (15 Prozent Gehaltsplus) und Finanz- und Rechnungswesen (13 Prozent Gehaltsplus) zahlt sich das Masterstudium demnach am meisten aus. Für IT-Fachkräfte ist der Master vergleichsweise wenig lukrativ. Ihnen bringen die zusätzlichen Studienjahre beim Einstiegsgehalt nur fünf Prozent mehr.

Über alle Branchen und Abschlüsse hinweg beziehen Hochschulabsolventen im Schnitt ein Einstiegsgehalt von 43 500 Euro brutto. Sie erhalten damit 37 Prozent mehr als die Befragten ohne akademischen Abschluss. Die Unterschiede zwischen den Berufsgruppen sind jedoch groß.

Große Differenzen zwischen den Branchen

In der chemie- und erdölverarbeitenden Industrie bekommen Hochschulabsolventen in den ersten beiden Berufsjahren bereits 52 311 Euro - und damit ein Fünftel mehr als der Durchschnitt der Akademiker. Um diese Nachwuchskräfte buhlen in Deutschland international erfolgreiche Unternehmen. Berufseinsteiger der Branche Freizeit und Touristik, wie Fitnesstrainer und Reiseleiter, müssen mit 32 021 Euro auskommen.

Aufgeschlüsselt nach Studiengängen verdienen in den ersten beiden Berufsjahren Mediziner (50 170 Euro Jahresgehalt brutto), Wirtschaftsingenieure (48 238 Euro) und Naturwissenschaftler (48 071 Euro) am meisten. Ganz unten auf der Gehaltsliste stehen Absolventen der Geschichts- und Kulturwissenschaften. Sie verdienen nur zwei Drittel vom Gehalt der Topverdiener unter den Uniabsolventen, nämlich 33 188 Euro brutto im Jahr.

Stepstone fragt im Report nicht danach, warum Arbeitgeber einen bestimmten Betrag zahlen, sondern beschränkt sich auf eine Auflistung statistischer Daten. Die Zahlen geben also keinen Aufschluss darüber, ob eine höhere Qualifikation bei der Gehaltsfindung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine Rolle spielt oder ob Höherqualifizierte vielmehr von vornherein besser bezahlte Tätigkeiten und Positionen ergreifen.

Vor diesem Hintergrund ist auch die nach Hochschule aufgeschlüsselte Gehaltsstatistik zu betrachten. Die Bestverdiener unter jungen Wirtschaftswissenschaftlern haben demnach an der Hochschule Reutlingen und an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert. Ob das am Renommee der dortigen Lehre liegt, lässt sich auf der Basis der Umfrage nicht sagen. Möglicherweise treten diese Absolventen ihren ersten Job auch aufgrund der regionalen Nähe häufiger bei Arbeitgebern in Baden-Württemberg und Bayern an - dort wiederum werden höhere Gehälter gezahlt als im Norden und Osten Deutschlands.

Der Gehaltsvorsprung von IT-Absolventen der TU Darmstadt ist allerdings beachtlich: Sie verdienen im Schnitt 3300 Euro mehr im Jahr als Absolventen der ebenfalls renommierten und in diesem Ranking zweitplatzierten Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Das Gehaltsgefälle abhängig von der ausbildenden Hochschule ist in der IT dem Report zufolge besonders hoch.

Daten dienen als Basis für Gehaltsverhandlung

Das Studium an einer privaten Hochschule, das häufig mit Studiengebühren verbunden ist, rentiert sich auf der Datengrundlage von Stepstone für die Absolventen finanziell nicht. Im Gegenteil: Im Schnitt verdienen Alumni einer staatlichen Hochschule sechs Prozent mehr.

Der Report eignet sich als Orientierung für Berufseinsteiger, die im Bewerbungsgespräch eine Gehaltsvorstellung nennen sollen. Auch Personaler nutzen solche Statistiken als Grundlage für die Suche nach Personal und für Gehaltsverhandlungen, um sich einen Überblick zu verschaffen, was den Bewerbern finanziell bei der Konkurrenz geboten wird.

Interessant ist der Report auch für all diejenigen, die mit ihrer Ausbildung in verschiedenen Branchen, Regionen und Unternehmen tätig werden können und bei der Arbeitgeberwahl auf die Verdienstmöglichkeiten achten. Einsteiger in der Marketingbranche haben beispielsweise bei Automobilkonzernen die besten Gehaltsaussichten. Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern zahlen Berufseinsteigern mit Kommunikationsexpertise im Schnitt fast 11 000 Euro mehr im Jahr als Firmen mit bis zu 500 Mitarbeitern. Die Differenz ist zwar nicht in allen Branchen so groß, in der Tendenz aber überall gleich.

Zählt man alle Faktoren zusammen, hätte die besten Gehaltsaussichten ein fiktiver Mediziner, der einen Job in der chemieverarbeitenden Industrie bei einem Großunternehmen in Baden-Württemberg antreten möchte. Ganz allein daran sollten Studierende ihre Karriere aber nicht ausrichten: Viele Berufseinsteiger stellen nach kurzer Zeit fest, dass Geld nicht alles ist und wünschen sich mehr Freiräume für ihr Privatleben. Neben den Gehaltsversprechen sollten sie deshalb auch auf Möglichkeiten zu Gleitzeit und freier Arbeitsplatzwahl achten - und sich vor allem fragen, womit sie ihre Lebenszeit verbringen wollen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3536276
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.