Süddeutsche Zeitung

Gehälterstudie:Anfängerinnen werden abgezockt

Lesezeit: 1 min

Bereits beim Einstieg ins Arbeitsleben verdienen Frauen schlechter als Männer - und mit zunehmender Berufserfahrung wird es sogar noch schlimmer.

Frauen werden schon zu Anfang ihres Berufslebens wesentlich schlechter bezahlt als ihre Kollegen. Während dieser geschlechtsspezifische Einkommensrückstand in Westdeutschland im Laufe des Berufslebens eher noch zunimmt, geht er im Osten zurück. Dies ist ein Ergebnis einer Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Das Bundesfrauenministerium hatte die Studie in Auftrag gegeben, wie das WSI am Donnerstag in Berlin mitteilte.

Berufserfahrung bringt keine Besserung

Demnach beträgt der Unterschied zwischen den Einkommen von Frauen und Männern mit höchstens dreijähriger Berufserfahrung im Durchschnitt 18,7 Prozent. Deutschlandweit wird diese Lücke laut WSI mit zunehmender Berufserfahrung größer: Frauen, die bis zu zehn Jahre im Beruf sind, bekommen 21,8 Prozent weniger als ihre Kollegen.

Unterschiede gibt es aber auch im Branchenvergleich. So beträgt der Abstand zwischen Berufsanfängerinnen und -anfängern in der Energie- und Wasserindustrie nur 4,9 Prozent. In der Banken- und Versicherungsbranche klafft dagegen eine Lücke von 21,1 Prozent auf den unteren Karrierestufen. Im Vergleich von Berufsgruppen ermittelte das WSI in den EDV- und IT-Berufen einen geschlechtsspezifischen Rückstand von zehn Prozent. Etwa doppelt so groß ist er in den Berufen der Nahrungsverarbeitung.

Im oberen Drittel

Für die Studie zogen die Wissenschaftler des WSI 75.000 Datensätze aus acht Ländern heran. Im europäische Vergleich liegt der Rückstand der Frauen im oberen Drittel. In Belgien und Dänemark liegt der Unterschied unter zehn Prozent. In Polen beträgt er 26 und in Spanien sogar 30,4 Prozent.

Die Ursachen für den Einkommmensrückstand der Frauen in Deutschland liegen nach den Erkenntnissen der Forscher in einem "Fortbestehen geschlechtsspezifischer Lohndiskriminierung".

Unterschiedliche Bildungsvoraussetzungen, eine spezifische Berufswahl oder Unterbrechungen aufgrund von Kindererziehungszeiten könnten den Rückstand nicht vollständig erklären, zitierte das WSI den Projektleiter Reinhard Bispinck.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.41844
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
ap/jobr
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.