Süddeutsche Zeitung

Gehälter:Was Ingenieure in China verdienen

Grundgehalt, Bonus, Zusatzleistungen: Das Vergütungssystem im Reich der Mitte ist komplex.

Tobias Birzer

China boomt. Mit einem voraussichtlichen Wirtschaftswachstum von etwa 9,5 Prozent im Jahr 2006 baut das Land seine Position als inzwischen sechstgrößte Volkswirtschaft und drittgrößte Handelsnation der Welt aus.

Niedrige Personalkosten und ein riesiger Absatzmarkt locken vermehrt ausländische Investoren und Unternehmen ins Land des Lächelns. Inzwischen ist China auch für mittelständische Unternehmen als Standort interessant.

Doch dabei müssen sie sich gerade im Personalbereich einigen landesspezifischen Herausforderungen stellen. Zum einen gibt es einen immer größer werdenden Mangel an Fachkräften. Die meisten Unternehmen haben Probleme, genug qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Hinzu kommen sehr komplexe Vergütungsstrukturen für Fach- und Führungskräfte.

Um ausländischen Firmen hier einen Überblick zu verschaffen, führt die Managementberatung Hewitt Associates in Zusammenarbeit mit den ausländischen Handelskammern seit 1995 jährlich eine Studie zu den Gehältern chinesischer Ingenieure in vier charakteristischen Industriebereichen durch, der Automobilindustrie, der chemischen, der Hightech und der Bauindustrie/Engineering.

Für die aktuelle Studie "Ingenieurgehälter in China 2006" wurden zwischen April und Ende Juli 2005 aus 2200 erfassten Unternehmen 218 Firmen mit einem hohen Ingenieuranteil ausgewählt, insgesamt wurden mehr als 20.000 Gehälter ermittelt und ausgewertet.

Plus 100 Prozent

Die Grundgehälter sind in China in allen Bereichen in den vergangenen sechs Jahren um durchschnittlich acht Prozent gestiegen, bei einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um durchschnittlich 8,6 Prozent.

Das Grundgehalt ist in China jedoch nur eines von mehreren Bestandteilen der Gesamtvergütung. Hinzu kommen feste und freiwillige Bonusprämien sowie individuell vereinbarte Zusatzleistungen.

Das Gesamtgehalt eines Mitarbeiters kann das Grundgehalt zwischen 35 und 100 Prozent übersteigen. Gängige Leistungen sind ein fester Jahresbonus von einem Monatsgehalt, ein zusätzlich variabler Bonus von ein bis zwei Monatsgehältern, Beiträge zur Sozialversicherung sowie freiwillige Sozialleistungen wie eine zusätzliche Krankenversicherung oder Betriebsrenten.

Bescheidener Einstieg

Die Einstiegsgehälter für Ingenieure in China sind relativ niedrig und richten sich nach den verschiedenen Branchen und Hochschulabschlüssen. So erhält zum Beispiel ein Neueinsteiger mit Bachelor-Abschluss in der Chemieindustrie ein durchschnittliches Grundgehalt von umgerechnet nur 5060 Euro im Jahr. Als Master im Maschinenbau beträgt das Basissalär im Schnitt 8144 Euro, während ein promovierter Physiker im Schnitt 13.124 Euro bekommt.

Das Jahresgesamtgehalt von Ingenieuren in der Automobilindustrie liegt zwischen umgerechnet 8091 Euro für einen Werkzeugingenieur im Formenbau und durchschnittlich 24.291 Euro für einen Prozessmanager. In der chemischen Industrie hat ein Ingenieur für Produktentwicklung mit durchschnittlich 6859 Euro das niedrigste Jahresgehalt, während der Engineering Manager mit 27.047 Euro das Spitzengehalt erhält. In der Hightech-Industrie bewegen sich die Jahresgesamtgehälter im Durchschnitt zwischen den 7285 Euro eines Qualitätsingenieurs und den 20 406 Euro eines Leiters in der Netzwerktechnik oder Anwenderunterstützung.

Die höchsten Ingenieursgehälter werden in China in der Bauindustrie und im Engineering gezahlt. Das Jahresgesamtgehalt eines obersten leitenden Bauingenieurs beträgt dort im Schnitt 65.717 Euro. Ein leitender Bauingenieur verdient etwa 20.967 Euro im Jahr, und ein Contract Management Engineer mit dem niedrigsten Gehalt kommt immer noch auf 10.402 Euro.

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SZ vom 27.1.2007
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