Gehälter von Männern und Frauen:Mehr Arbeit, mehr Geld

Es ist eine Nachricht, die wütend macht: Frauen verdienen immer noch 23 Prozent weniger als Männer. Eine höhere Teilzeitquote könnte der Schlüssel zur Veränderung sein.

A. Borchardt

Es ist eine jener Nachrichten, die beim ersten Hinsehen wütend machen. Nach Angaben des EU-Sozialkommissars Martin Spidla verdienen Frauen in Europa im Durchschnitt 17,4 Prozent weniger als Männer. In Deutschland betrage der Unterschied sogar 23 Prozent - Tendenz steigend. Vor allem Letzteres klingt besonders empörend. Nutzt sie denn nichts, die deutsche Familienpolitik? Sind denn alle Bemühungen, Frauen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern, bislang vergebens gewesen?

Mütter: Frauen lassen sich durch Elternzeit und die darauffolgende Teilzeitarbeit aus der Karrierespur werfen. (Foto: Foto: ddp)

Ganz so schlimm ist es nicht. Zwar haben sich die Gründe für die Misere über die Jahre hinweg kaum geändert: Frauen arbeiten öfter in schlechter bezahlten Berufen, geben sich mit 400-Euro-Jobs zufrieden, legen sich bei Gehaltsverhandlungen weniger ins Zeug und lassen sich insbesondere durch Elternzeit und die meist darauffolgende Teilzeitarbeit aus der Karrierespur werfen. Doch gerade eine hohe Teilzeitquote könnte auch ein Schlüssel zur Veränderung sein.

Flexible Arbeitsformen

Spidla erklärt Deutschlands schlechtes Abschneiden im europäischen Vergleich nämlich damit, dass die Erwerbsquote der Frauen mit 64 Prozent hierzulande vergleichsweise hoch ist. Sie ist es deswegen, weil sich - wegen besserer Kinderbetreuung - jetzt auch jene Frauen Teilzeitarbeit außer Haus leisten können, die vor einigen Jahren noch Vollzeit zu Hause geblieben wären. Hier lässt sich ansetzen. Gebraucht werden flexiblere Arbeitsformen, noch bessere Kinderbetreuung, weniger starre Karrierewege - und Väter, die auch mal auf ein paar Stunden Lohnarbeit verzichten.

Wenn Frauen schlecht verdienen, ist dies schließlich nicht nur ungerecht. Es ist auch die Hauptursache dafür, dass Kinder verarmen.

© SZ vom 24.2.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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