Gehälter:Überall anders

Stadt oder Land, Finanzmetropole oder Uni-Ort: Wo in Deutschland gut und wo weniger gut gezahlt wird - und wieso IT-Experten mitunter weniger verdienen als Sekretärinnen.

Nicola Holzapfel

Sage mir, wo du arbeitest und ich sage dir, was du verdienst: Die Gehälter in Deutschland schwanken stark nach Region. Egal ob Sekretärin oder Ingenieur: In der Regel macht es einen Unterschied, wo der Arbeitnehmer sein Gehalt bezieht.

Gehälter: Wo sich das Arbeiten lohnt: Städte im Gehälter-Vergleich.

Wo sich das Arbeiten lohnt: Städte im Gehälter-Vergleich.

Die höchsten Gehälter gibt es in Frankfurt, München und Wiesbaden. Am schlechtesten wird in Zwickau, Cottbus und Schwerin gezahlt. Das zeigt eine Auswertung des Hamburger Beratungsunternehmens personalmarkt von mehr als 135.000 Gehaltsdaten. Eine Sekretärin kommt in Frankfurt demnach auf 35.585 Euro brutto im Jahr. In Schwerin, das den letzten Platz auf dem Städte-Ranking einnimmt, liegt das Durchschnittsgehalt dagegen bei 22.617 Euro. Damit verdient die Sekretärin in Frankfurt mehr als ein Software-Entwickler in Schwerin, der laut personalmarkt mit 34.290 Euro rechnen kann. In Frankfurt verdient er dafür 53.949 Euro.

Noch höher liegen die Durchschnittsgehälter für Ingenieure: In Frankfurt bei 62.159 Euro, in München bei 61.632 Euro, in Schwerin bei 39.507 Euro.

Aber natürlich ist der Ort nur einer von vielen Faktoren, die das Gehalt beeinflussen. Je nach Berufserfahrung, Position und Unternehmen kann der individuelle Verdienst deutlich vom Durchschnittswert abweichen.

Regionale Unterschiede zeigen auch die Tabellen des Statistischen Bundesamtes. So sind die Bruttomonatsverdienste der Arbeitnehmer am höchsten in Hamburg: Im Schnitt gibt es monatlich 3643 Euro. Es folgen Hessen, Baden-Württemberg, Bremen, Berlin-West und Bayern, wo der Durchschnittsverdienst bei 3166 Euro liegt. Erhoben wurden die Durchschnittsverdienste der vollbeschäftigten Arbeitnehmer in Industrie, Handel, bei Banken und Versicherungen.

Die Unterschiede erklären die Statistiker mit den Wirtschaftsstrukturen der Bundesländer und den unterschiedlichen Unternehmensgrößen. In der Regel werden in größeren Betrieben auch höheren Gehälter gezahlt.

Der Süden liegt vorn

Auch Tarifverträge unterscheiden häufig nach Region. In vielen Branchen gibt es je nach Bundesland unterschiedliche Tarife. Hohe Löhne gibt es traditionell in Baden-Württemberg, während Saarland und Rheinland-Pfalz beim Lohn-Ranking auf den hinteren Plätzen liegen. Nach wie vor gibt es bei den Gehältern ein Ost-West-Gefälle. So verdienen etwa Beschäftigte im Hotel- und Gaststättengewerbe in Sachsen nur 1296 Euro monatlich, in Bayern gibt es dagegen 1682 Euro. Im Transport- und Verkehrsgewerbe ist der Unterschied noch größer: In Thüringen gibt es 1152 Euro, Angestellte in Bayern kommen auf 2059 Euro.

In manchen Branchen gleichen sich die Gehälter jedoch an, so in der Metall- und Elektro-Industrie: Das Monatsentgelt für Berufseinsteiger mit abgeschlossener Ausbildung liegt in Baden-Württemberg bei 2295 Euro, in Bayern bei 2221 Euro, in Berlin bei 2176 Euro und in Hessen bei 2036 Euro. Es gibt jedoch auch Branchen, die bundesweit einheitlich zahlen, darunter etwa die Banken und Versicherungen.

Eine Ballungsraumzulage, so wie sie ein Münchner Polizist vergeblich vorm Bundesverfassungsgericht einklagen wollte, gibt es in Tarifverträgen nicht. In den 50er und 60er Jahren gab es unterschiedliche Ortsklassen für ländliche und großstädtische Regionen. Inzwischen sind diese Zulagen jedoch passé.

Die regional unterschiedlichen Verdienstmöglichkeiten in Deutschland bekommen auch die Berufseinsteiger zu spüren. Wie eine Umfrage des Personaldienstleisters alma mater zeigt, liegt das jährliche Einstiegsgehalt von Hochschulabsolventen im Münchner Raum bei 38.478 Euro, im Osten liegt es ein paar Tausender niedriger, nämlich bei 36.410 Euro.

Auch Freiberufler spüren die regionalen Unterschiede. IT-Experten können in Frankfurt die höchsten Honorare verlangen: Ihr durchschnittlicher Stundensatz liegt bei 71 Euro. Das zeigt eine Auswertung von Gulp, einem Portal für IT-Projekte. Die Münchner stellen 69 Euro in Rechnung. Die niedrigsten Honorare gibt es im Raum Halle, Leipzig, Dresden. Hier kann ein IT-Experte 62 Euro die Stunde verlangen.

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