Gefängnisseelsorger:"Auch schwere Jungs hoffen auf ein Paket"

Stefan Friedrichowicz ist Pfarrer im größten Männergefängnis Deutschlands. Erstmals wird er dort an den Weihnachtsfeiertagen predigen - und hofft auf Gefühlsregungen der Häftlinge.

Weihnachten ohne seine Familie zu verbringen, ist für die meisten hart - ganz besonders für Häftlinge, die über die Feiertage im Gefängnis sitzen. Der Pfarrer Stefan Friedrichowicz predigt an Weihnachten das erste Mal in der Kirche des bundesweit größten Männergefängnisses in Berlin-Tegel. Der katholische Seelsorger hat die Stelle im Knast erst vor einigen Monaten angetreten. "Weihnachten hier zu sein, ist für mich etwas Besonderes. Ich bin gespannt, ob die Männer Gefühle zulassen", sagt der 57-Jährige.

DOMINIKANER-KLOSTER IN LEIPZIG

An Weihnachten dürfen Häftlinge einen Gottesdienst im Gefängnis besuchen - wenn sie es vorher beantragt haben.

(Foto: dpa)

"Viele deutsche Gefangene verbinden Weihnachten mit Heimat und Familie - aber das gibt es hier nicht." Das werde oft als die eigentliche Strafe empfunden. In der Weihnachtszeit hofften auch "schwere Jungs" auf ein Paket von Angehörigen, sagt Friedrichowicz.

Zusammen mit Kirchengemeinden "von draußen" organisiert der Pfarrer, dass es Tüten mit Tabak, Kaffee, Apfelsinen oder einem Schreibblock gibt. An beiden Feiertagen gibt es katholische Gottesdienste in der Gefängniskapelle, an Heiligabend sind die evangelischen Kollegen dran.

In seiner Predigt will Friedrichowicz über Schuld und die Alltagsprobleme im Knast sprechen. Wer als Gefangener an einem Gottesdienst teilnehmen will, muss das beantragen. Der Seelsorger rechnet damit, dass alle der etwa 200 Plätze besetzt sein werden.

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