Fußball:Beleidigen, foul spielen, spucken

Beim Fußball benehmen sich Spieler und Zuschauer schlechter als bei anderen Sportarten. Wissenschaftler plädieren nun dafür, den Sport nicht mehr in der Schule anzubieten.

Nicola Holzapfel

Fußball ist schlecht für die Moral, meldet die Universität Augsburg. Zwei ihrer Professoren, der Sportpädagoge Helmut Altenberger und der Bewegungswissenschaftler Martin Lames, haben untersucht wie sich Sportler, Trainer, Schiedsrichter und Zuschauer in verschiedenen Sportarten benehmen. Fußball hat dabei so schlecht abgeschnitten, dass Altenberger warnt: "Fußball kann nicht mehr uneingeschränkt als Schulsport empfohlen werden."

Fußball

Francesco Totti nach seiner Spuckattacke auf Christian Poulsen.

(Foto: Foto: AP)

Die Wissenschaftler haben für ihre Studie das Verhalten beim Fuß-, Hand-, Basket- und Volleyball verglichen. Ergebnis: So schlecht wie die Fußballer benimmt sich sonst keiner. Spucken, Fluchen und obszöne Gesten gehören demnach zum Spiel dazu wie der Ball. Auch Fußball-Trainer fallen unangenehm auf: Sie beschimpfen Schiedsrichter weit häufiger als Trainer anderer Sportarten.

Auch für die Zuschauer hagelte es schlechte Noten. Sie werfen nicht nur mit Schimpfworten um sich, sondern neigen besonders zu "gewalttätigem Verhalten". Außerdem würden sie am meisten Schadenfreude erkennen lassen, wenn ein Gegner verletzt wird.

"Wie sollen junge Spieler vorbildliches Verhalten, Fairness gegenüber dem Gegner und Respekt vor dem Schiedsrichter entwickeln, wenn ihnen die Vorbilder in Spieler- und Trainerschaft etwas ganz anderes vorleben?", fragt der Bewegungswissenschaftler Lames angesichts der erschütternden Studienergebnisse.

Allerdings geht es auch in den anderen untersuchten Sportarten nicht gerade vornehm zu. Vor allem die Handballer scheinen auf dem besten Weg, die Fußballer in rüpelhaftem Verhalten einzuholen. In keiner anderen Sportart werden so häufig Verletzungen des Gegners in Kauf genommen wie im Handball. Außerdem haben die Wissenschaftler noch mehr Schwalben gezählt als im Fußball.

Die sanfteste der untersuchten Sportarten scheint Volleyball zu sein. Hier benehmen sich der Studie zufolge sowohl Spieler als auch Trainer und Zuschauer noch am besten.

Ginge es nach Altenberger, dann würde die "Vorbildfunktion" eine wichtige Rolle bei der Auswahl der Schul-Sporarten spielen. Weil aber nun mal Fußball die verbreitetste Sportart an deutschen Schulen ist, will der Sportpädagoge wenigstens das Problembewusstsein der Lehrer schärfen. Die sollten "auf jeden Fall bei der Vermittlung von Fußball über Fairness und Verhalten reflektieren". Außerdem sei im Schulsport "eine Distanz zum vorgelebten Erscheinungsbild der Sportart aufzubauen". Ganz nach dem Motto: Wenn schon Fußball, dann bitte fair.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: