Führungsspitzen:Bürosport und andere Lächerlichkeiten

Der Mensch ist nicht fürs Büro gemacht - er tut nur so. Leider fällt das manchmal auf. Nicht nur durch private Telefonate und Bürogymnastik katapultieren sich Arbeitnehmer ins Aus.

Nicola Holzapfel

Manche Dinge sollte man besser bleiben lassen. Vor allem im Büro. Gymnastik, zum Beispiel. Zugegeben, es spricht einiges für Dehnungsübungen im Job - vielleicht hätte man dadurch endlich die Verspannungen im Nacken und die lästigen Kopfschmerzen los. Doch wer einmal einen Kollegen dabei erwischt hat, wie er auf dem Bürostuhl die Strickleiter macht (Arme in die Höhe und nach oben greifen), weiß, wie wenig passend solche Körperbewegungen bei der Arbeit sind.

'Gymnastik im Park' mit Trainerin Christine Förstl im Westpark, 2004

Besser im Park als im Büro: Gymnastik am Arbeitsplatz wirkt leicht lächerlich.

(Foto: CATH)

Gesundheitsberater haben deshalb Übungen entwickelt, die angeblich gar nicht auffallen. Sie versprechen "minimalen zeitlichen Aufwand" und sofortige "Vitalisierung" - und das mit ein bisschen Kopf nach links drehen und Schultern nach vorne ziehen. Im Großraum allerdings bleiben nicht einmal Schläfenmassagen verborgen. Und Meetings, in denen alle heimlich mit den Füßen kreisen, möchte man sich gar nicht vorstellen.

Manche Kollegen, vor allem zartbesaitete, spüren hin und wieder das Bedürfnis, sich etwas Gutes zu tun. Dann machen sie sich zum Beispiel einen Tee, aber auch das kann im Büro verräterisch sein. Vor allem, wenn der Kollege gerne "Heiße Liebe" trinkt oder "Oase der Gemütlichkeit". Bei solchen Vorlieben bietet es sich an, die Beutel in eine Packung Energie-Tee umzustecken.

Überhaupt ist Essen im Büro eine schwierige Sache. Da gibt es Sandwich-Liebhaber, die eine Krümelspur hinter sich herziehen. Sie verschmieren zwar ihr Telefon mit Butter, aber in der Regel riechen die Brötchen nicht sehr stark. Doch wehe dem, dessen Kollege sich in der Büroküche gerne etwas Mitgebrachtes aufwärmt. Vor allem Fertiggerichte verursachen Geruchsschwaden, die den Rest des Teams schnell k. o. setzen.

Eine ähnliche Wirkung können Privatgespräche am Telefon haben. Wenn der Kollege mit "Mausilein" flötet, nachdem er zuvor in der Sitzung den knallharten Verhandler mimte, geht mit der Arbeit nichts mehr voran - alle hören zu. Genauso, wenn die Kollegin ihren Scheidungsanwalt am Apparat hat.

Was übrigens Frauen anbelangt: Die Tipps, was sie im Job lieber lassen sollten, füllen ganze Regalmeter. Den Kopf schief legen - geht gar nicht. Lächeln - schwierig. Aber das Allerschlimmste ist wohl, freiwillig die Spülmaschine einzuräumen. Dann hat man für die kommenden Jahre ein neues Aufgabengebiet übernommen.

Irgendwie kann man sich des Gedankens nicht erwehren, dass der Mensch nicht fürs Büro gemacht ist. Er tut nur so. Deswegen ist es auch so gefährlich, Kinder mit zur Arbeit zu bringen. Je kleiner sie sind, desto weniger Rücksicht nehmen sie. Sie duzen den Chef und fragen ihn, ob jetzt nicht endlich alle nach Hause gehen dürfen. Nagelt man sie schließlich an ihren Hosen mit Hilfe des Tackers auf dem Schreibtischstuhl fest, bleiben sie immer noch nicht ruhig. Sie drehen den Kopf und zappeln mit den Beinen. Man könnte meinen, sie machten Bürogymnastik.

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