Fremdsprachen im Beruf:Smalltalk will gelernt sein

Im Geschäftsalltag kommt es nicht nur darauf an, harte Verhandlungen auf Englisch zu führen. Manchmal ist der Smalltalk vor und nach den Terminen viel wichtiger - leichter ist er jedenfalls nicht.

Jutta Göricke

"We should speed up our design process with an electric toothed belt axis", sagt der Ingenieur aus Deutschland. Er tut dies fließend, ohne zu stocken. Er hat zwar diesen harten German Accent. Aber was macht das schon, solange die schwedischen Kollegen ganz genau wissen, wovon er spricht? Fachleute unter sich, man versteht einander.

Fremdsprachen im Beruf: Gut, wer bei wichtigen Meetings eine gemeinsame Sprache hat: IWF-Chefin Christine Lagarde, Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker und Finanzminister Wolfgang Schäuble.

Gut, wer bei wichtigen Meetings eine gemeinsame Sprache hat: IWF-Chefin Christine Lagarde, Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker und Finanzminister Wolfgang Schäuble.

(Foto: AFP)

Was aber, wenn diese Fachleute ihre Zusammenkunft beendet haben und nun gemeinsam zum Aufzug gehen? Wie um Himmels willen tauscht man ein paar belanglose Freundlichkeiten auf Englisch aus? Oder was passiert, wenn die Gäste aus dem Ausland gar den Wunsch äußern, ausgeführt zu werden, auf ein Feierabendbier mit Brotzeit? Da kommt der souveräne Fachmann ins Schwitzen.

Nicht, dass er kein vorzeigbares Brauhaus in petto hätte, nein, er kennt gleich drei in der Nähe. Allein, ihm fehlen die sprachlichen Mittel, um seine erwartungsvollen Kollegen geschmeidig darüber zu unterrichten und ganz selbstverständlich plaudernd zum gemütlichen Teil überzuleiten. Ein Manko. Denn jeder Berufstätige weiß, dass ein erfolgreiches Berufsleben nicht allein vom Austausch harter Fakten abhängt, sondern auch davon, dass die Chemie zwischen Geschäftspartnern und Kollegen stimmt. Und ob es zu Bindungen oder Abstoßungsreaktionen kommt, darüber entscheiden die kleinen Gespräche zwischendurch, in der Kaffeepause oder auf dem Weg zur Bahn. Das ist schon in der Muttersprache nicht ganz ohne.

Es geht ans Eingemachte

Wie es auf Englisch geht, kann man zum Beispiel in dem Workshop "English for Socializing and Smalltalk" an der Berlitz-Schule in München lernen. Nach einem Vorgespräch, in dem nicht nur die Motivation und die Lernziele des Interessenten, sondern auch seine sprachlichen Kenntnisse abgeklopft werden, geht es im kleinen Kreis ans Eingemachte.

An zwei Samstagen dürfen die Teilnehmer - der Ingenieur Edwin und die Steuerberaterin Ute - zwischen neun und 16.30 Uhr ausschließlich Englisch reden, selbst in der Mittagspause. Lehrerin Pamela, selbstverständlich Muttersprachlerin, achtet konsequent darauf. Und macht gleich zu Beginn klar: Im angloamerikanischen Kulturraum kann man den Nachnamen getrost vergessen. Dann geht es in einem Parforceritt durch die Regeln und sprachlichen Wendungen des "meet and greet", von der locker formulierten bis zur formvollendeten Verabredung per Mail, über das Abholen vom Flughafen bis zur dezenten Frage nach dem Gesundheitszustand eines Kollegen. Unterstützung gibt ein Lehrbuch mit abwechslungsreichen Übungen und Audio-CD.

Und siehe da: Das Pensum ist überschaubar, denn es sind gar nicht so viele verschiedene Situationen, in die man als Smalltalker geraten kann. Und gar nicht so viele Themen, die sich dafür eignen, einen Besucher zu unterhalten.

Man landet immer wieder beim Wetter

Ganz wichtig natürlich: das Wetter, das immer irgendwie ist, sunny, rainy, foggy. Wie schön, dass man durch ein paar Minuten Rollenspiel so viele differenzierte Wetteransagen - von nieselig bis wahnsinnig heiß - machen kann, dass es jeden Gesprächspartner beeindrucken wird. Beliebt auch: Urlaubserlebnisse. Auch da muss man gar nicht so viel Neues lernen. Vom Reiseverlauf bis zur Beschreibung des Ferienortes: Die Phrasen sind immer dieselben, Namen und Zahlen beliebig austauschbar. Und dann landet man ja doch wieder beim Wetter.

Pamela greift ein, wenn die Grammatik horrible wird oder wenn sie alternative Formulierungen vorzuschlagen hat. Oder wenn man statt data projector Beamer sagt. Da schaut der Amerikaner wie ein Auto, weil er beemer hört - das Wort steht für BMW.

Weiter geht es mit Sprechübungen, in denen die Teilnehmer trainieren, wie man Gäste empfängt, sie im Hotel abliefert, Wegbeschreibungen gibt. Wie man Einladungen freudig annimmt oder höflich ablehnt, wie man eine Stadtführung bewältigt und erklärt, wo der Fotokopierer steht, oder wie man deutsche Hausmannskost beschreibt. Alles Situationen aus dem wirklichen Leben, die sich rasch einüben lassen und die drei Teilnehmer mit dem guten Gefühl nach Hause schicken, beim nächsten Meeting mit einem Kollegen aus dem Ausland nicht gleich ins Stottern geraten zu müssen.

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