Fremdsprache:Zehn Tipps, wie Sie erfolgreich eine Sprache lernen

Warum Sie keinen teuren Kurs brauchen, wie viel Zeit Sie einplanen müssen und wobei Ihnen Garfield helfen kann: die besten Strategien vom Sprachlern-Profi.

Von Sarah Schmidt

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Quelle: Illustration Jessy Asmus für SZ.de

Es gibt Freaks, die nicht nur eine oder zwei Fremdsprachen lernen und sprechen, sondern gleich zehn oder zwölf. Das mag in den Ohren eines "normalen" Sprachenlernenden ziemlich übertrieben und nach hochbegabtem Streber ohne Freunde klingen. Dennoch gibt es gute Gründe, sich mit diesen Polyglotten, so nennt man vielsprachige Menschen, zu beschäftigen.

Grund Eins: Bei den meisten Polyglotten handelt es sich um ganz normale Personen mit ganz normalen Hirnen, die genauso Vokabeln pauken müssen wie jeder andere auch - und die einfach nur über viele gute Tricks und Tipps verfügen, wie man effektiv lernt und sich motiviert.

Grund Zwei: Viele dieser Polyglotten geben ihr Wissen und ihre Begeisterung bereitwillig weiter. Sie haben Webseiten und Blogs, drehen Youtube-Videos und halten Vorträge. Wer eine Fremdsprache lernen will, sollte sich unbedingt hier umschauen.

Der Ire Benny Lewis zum Beispiel betreibt das Blog "Fluent in 3 months" - basierend darauf hat er ein Buch geschrieben, das unter dem Titel "Fließend in drei Monaten - Wie Sie in kürzester Zeit jede Sprache erlernen" auch auf Deutsch im mvg Verlag erschienen ist.

Hier haben wir Ihnen die besten Tipps und Tricks zusammengestellt:

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1. Jeder kann eine neue Sprache lernen!

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Quelle: Illustration Jessy Asmus für SZ.de

Und mit "jeder" meint Benny Lewis "jeder". "Ich bin zu alt", "ich bin einfach nicht sprachbegabt", "mir fehlt da ein Gen" - all diese Ausreden lässt der Sprach-Enthusiast nicht gelten. Konnte er doch selbst mit Anfang 20 lediglich seine Muttersprache fließend sprechen.

Das Einzige, was Lewis zufolge tatsächlich über Erfolg oder Misserfolg eines Sprachprojekts entscheidet ist die Motivation. Wer eine Sprache nur lernen möchte, um den Kollegen zu imponieren oder weil es gerade "schick" ist, Chinesisch zu lernen, ist zum Scheitern verurteilt. "Die fehlende Zutat und das Einzige, was ich gefunden habe, was erfolgreiche Sprachenlerner von nicht erfolgreichen Sprachenlernen unterscheidet, ist eine Leidenschaft für die Sprache selbst", so Lewis. Denn nur, wer sich wirklich für die Sprache selbst begeistere, werde es schaffen, im Alltag genug Raum für das Lernen zu schaffen.

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2. Wer fleißig ist, darf auch mal Pause machen

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Quelle: Illustration Jessy Asmus für SZ.de

Wer von Benny Lewis eine Art Zauberformel erwartet, mit der Grammatik und Vokabeln nebenbei ins Hirn gebeamt werden, wird enttäuscht. Wer nach einem Vierteljahr flüssig sprechen will, muss viel Zeit und Energie investieren. "Ein intensives Sprachlern-Projekt verlangt Ihre absolute Konzentration", so der Blogger und Autor. Eine Auszeit vom Job sei nicht nötig, doch Nebenprojekte wie Wohnungsrenovierung oder Fotografie-Kurs kosten zu viele Kapazitäten. Mindestens zwei Stunden pro Tag sollten es schon sein. Und wer so intensiv paukt, dürfe sich auch einen Abend in der Woche und ein Wochenende im Monat frei nehmen.

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3. Sofort sprechen

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Einer der wichtigsten, wenn nicht DER wichtigste Rat von Benny Lewis: "Beginnen Sie sofort, eine neue Sprache zu sprechen!" Denn der eine Tag in der Zukunft, an dem man sich wirklich bereit und hundertprozentig vorbereitet fühlt für den Dialog mit einem Muttersprachler, er wird nicht kommen. Und mit "sprechen" ist "laut sprechen, mit einem echten Menschen" gemeint. Denn keine Audio-CD, keine App, kein Lehrbuch kann darauf reagieren, was gesagt wird, geschweigedenn korrigieren und motivieren wie ein Mensch.

Wo finden sich geeignete Gesprächspartner? Lewis empfiehlt in Büchereien und Unis nach Tandem-Partnern Ausschau zu halten. Auch über Online-Plattformen wie InterNations.org oder Meetup.com werden Sprachtreffen organisiert. Von Angesicht zu Angesicht zu reden ist natürlich das Beste, doch im Zweifel ist auch ein Skype-Gespräch eine gute Übung.

Damit es dann auch tatsächlich gleich losgehen kann mit dem Sprechen, empfiehlt Lewis einige Strategien zum cleveren Lernen.

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4. Clever und effizient lernen

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Quelle: Illustration Jessy Asmus für SZ.de

Lewis empfiehlt, schon gleich zu Beginn kleine Mini-Texte auswendig zu lernen. Mit "Ich heiße..., ich komme aus... und darum lerne ich die Sprache" gelingt dann leicht der Einstieg in jedes Gespräch. Auch Redewendungen und simple Frage-Antwort-Kommunikation, wie sie in vielen Urlaubs-Sprachführern stehen, sind ideal für den Erstkontakt - und wichtiger, als gleich mit grammatikalischen Feinheiten zu starten.

Der Sprachprofi hat noch weitere Tricks auf Lager, die das Sprechen leichter machen. Lewis empfiehlt zum Beispiel, möglichst früh Modalverben wie können, sollen, möchten, müssen und mögen in der ersten und zweiten Person Singular zu lernen (Ich möchte, du möchtest etc.). Diese erlauben es nämlich, das nachfolgende Verb in der Grundform zu gebrauchen - so muss der clevere Sprachenneuling sich keine Gedanken über Zeitformen und Konjugationstabellen machen. Statt "Sprichst du Italienisch" ist dann auch einfach "Kannst du Italienisch sprechen?" möglich.

Ein weiterer Trick, um im Schnellverfahren den Wortschatz anzureichern sind Kognaten. Das sind Wörter, die ganz ähnlich klingen und dasselbe bedeuten wie in der Muttersprache. Wer nach einer entsprechenden Liste sucht, wird feststellen, dass Mutter- und Fremdsprache doch einige Gemeinsamkeiten haben.

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5. Sprachen lernen muss nicht teuer sein

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Quelle: Illustration Jessy Asmus für SZ.de

Benny Lewis zufolge sind günstige oder sogar kostenlose Sprachkurse nicht schlechter als teure Angebote. Wer hunderte Euro für ein Programm zahlt, hat möglicherweise das Gefühl, jetzt müsste alles von alleine flutschen. Doch auch der beste Sprachkurs ist nur so gut wie der Aufwand, den der Lernende investiert. Lewis empfiehlt außerdem, nicht mit mehreren Programmen parallel zu arbeiten: "Sie haben eine deutlich bessere Erfolgsaussicht, wenn Sie sich nur ein einziges grundlegendes Produkt heraussuchen - beispielsweise einen Sprachführer - und es sich zur Aufgabe machen, sofort damit anzufangen, die Sprache zu sprechen."

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6. Wie Sie Wörter besser behalten

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Pures Auswendiglernen hilft vielleicht für den nächsten Vokabeltest, nicht aber, wenn es darum geht, die Wörter wirklich zu behalten - und vor allem in der Praxis zu benutzen.

Benny Lewis setzt auf die Stichwort-Methode. Jedes neue Wort, jede neue Redewendung wird in diesem Verfahren mit einem möglichst anschaulichen Bild oder sogar mit einer kleinen Geschichte verknüpft. Diese sollten möglichst amüsant oder lebendig sein."Gare", das französische Wort für "Bahnhof" merkt Lewis sich zum Beispiel über den Kater Garfield, der keuchend mit einem Koffer in eine Bahnhofshalle stürmt. Inspiration gibt es auf der Seite memrise.com.

Um sich Redewendungen oder kleine Sätze einzuprägen, setzt der Fremdsprachen-Experte auf Musik. Lewis sucht nach einer geeigneten Melodie und singt dann die Worte laut dazu. So wird dann schon einmal die Frage "Dove si trova il gabinetto?" ("Wo ist die Toilette?" auf Italienisch) mit der Melodie des Big Ben zusammengebracht. Dann ein-, zweimal laut singen - fertig ist die musikalische Eselsbrücke.

Zum Wiederholen von Vokabeln empfiehlt Lewis Karteikarten-Apps fürs Smartphone wie zum Beispiel Anki oder Flashcars - diese können die einzelnen Wörter nach Schwierigkeit sortieren und Vokabeln, die noch nicht sitzen, häufiger präsentieren.

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7. An gängigen Sprachniveaus orientieren

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Möglichst viel sprechen, sich mit ein paar Tricks durchschlagen und die wichtigsten Vokabeln und Redewendungen lernen - das ist Lewis' Plan für den Start in eine Fremdsprache. Doch nach dem erfolgreichen Einstieg sollten sich Lernende durchaus an den gängigen internationalen Sprachniveaus des Common European Framework of Reference for Languages, kurz CEFR orientieren.

So bekommt das Sprachlernprojekt ein klares Ziel. "Grundsätzlich würde ich Ihnen empfehlen, die konversationsfähige Stufe (B1) oder die Stufe fortgeschrittener Anfänger (A2) innerhalb von drei Monaten anzustreben", so Lewis. Außerdem helfen die klaren Anforderungen, das Grammatik-Lernen zu strukturieren. Und darum kommt ein weiter fortgeschrittener Lerner dann eben doch nicht herum.

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8. Man muss nicht ins Land

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Quelle: Illustration Jessy Asmus für SZ.de

"Wenn ich erst mal im Land bin, dann klappt das schon wie von selbst mit dem Sprechen!" So denken viele vor einem Auslandsaufenthalt - um dann vor Ort festzustellen, dass die Realität leider ganz anders aussieht. Benny Lewis zufolge ist daran die "Expat-Bubble" schuld: Die Gruppe an Leute, mit denen man vor Ort in seiner Muttersprache oder Englisch spricht und in der man sich beim Ankommen viel bewegt ("einfach nur um Fuß zu fassen") - und die man dann meist gar nicht mehr verlässt.

Aus diesem Grund ist Lewis überzeugt, dass es gerade zu Beginn sogar besser ist, eine Fremdsprache zuhause zu lernen, im gewohnten Alltag, im gewohnten Umfeld. Sofern man sich denn Gesprächspartner zum praktischen Üben sucht. Eine Reise ins Land der Zielsprache sei dann ideal, wenn man schon einigermaßen flüssig sprechen könne.

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9. Möglichst nur in der Zielsprache sprechen

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Beim Sprachenlernen ist absolute Disziplin gefragt, nicht nur beim Lernenden, sondern auch beim Lehrer: Auch wenn es so viel einfacher ist, schnell in die Muttersprache oder ins Englische zu wechseln - wirklichen Lernfortschritt wird es nur in der Zielsprache geben. Wer also schnell weiterkommen will, sollte sich nicht nur selbst durch manchmal zähes Wortfindungs-Gestammel quälen, sondern auch seine Gesprächspartner bitten, nur im absoluten Ausnahmefall auf Deutsch oder Englisch auszuhelfen.

Das gelte besonders für Lehrer, so Benny Lewis. "Wenn Sie einen Lehrer bezahlen, erklären Sie sehr eindeutig und eindringlich, dass Sie ihn dafür bezahlen, in Ihrer Zielsprache zu sprechen und nicht in Ihrer Muttersprache."

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10. Das i-Tüpfelchen

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Quelle: Illustration Jessy Asmus für SZ.de

Sie haben es fast geschafft! Sie haben Vokabeln und Grammatik gelernt und sprechen mittlerweile fließend - wie kommen Sie jetzt auf die nächste Stufe? "Um für einen Muttersprachler gehalten zu werden, muss man nicht nur klingen wie ein Muttersprachler, sondern auch so handeln", sagt Benny Lewis. Ein großer Teil des Tricks sei, nicht wie ein Tourist auszusehen. Wie kleiden sich die Leute vor Ort? Was ist ihr Gesichtsausdruck beim Sprechen? Was machen sie mit ihren Händen? Welche Haltung haben sie, wie viel Körper- und wie viel Augenkontakt? Wer sich hier möglichst gut anpasst, hat gute Chancen, zumindest beim Erstkontakt als Einheimischer durchzugehen.

Bleibt noch der Akzent: Dieser ist selbst für fließende Sprecher, die jahrelang im Ausland leben, oft nur sehr schwer abzutrainieren. Lewis empfiehlt, sich auf Satzmelodie und Intonation zu konzentrieren - und hier Hilfe von speziellen Sprachtrainern oder sogar Logopäden in Anspruch zu nehmen.

Doch seien wir ehrlich - wer sich nur noch über einen kleinen Akzent Sorgen macht, hat schon wahnsinnig viel geschafft. Wichtiger ist der Weg dorthin.

© SZ.de/ihe
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